Der Juden Begabung für die Technik

Weil die Juden von Natur eine besondere Begabung für die Technik der Geldwirtschaft haben, darum waren auch sie es, die im Lauf der Zeit, nachdem durch ihren Zusammenstoß und durch ihre Koalition mit den abendländischen Völkern der Kapitalismus entstanden war, alle spezifischen Formen der Geldwirtschaft erfunden haben. Das kann man wohl sagen, und man kann es zumeist schon mit dem heute vorliegenden Material beweisen. Wo man es aber nicht direkt beweisen kann, dass die Juden die Erfinder gewesen sind, kann man zum mindesten nachweisen, dass ihnen ein Hauptanteil bei der Entwicklung der betreffenden Institution zukommt. Diese vom Kapitalismus untrennbaren spezifischen Formen der Geldwirtschaft sind: die Banknote, der Wechsel, die Aktie, die Obligation und die Börse.

Selbstverständlich kann man von allen diesen Formen der Geldwirtschaft nicht in dem Sinne als Erfindungen reden, wie man etwa bei einer Maschine von einer auf den Tag zu datierenden Erfindung reden kann. Alle diese Einrichtungen haben sich mehr oder weniger langsam als Notwendigkeiten heraus entwickelt. Und erst bei einem gewissen Grad der Vervollkommnung stellen sie sich dem historischen Beschauer als eine wichtige und neue Institution der Geldwirtschaft dar. Der erste, der z. B. jene Form der Schuldverschreibung anwendete, aus der später der Wechsel wurde, oder der eine Anweisung auf Geld gab, die sich allmählich zur Banknote formte, hat natürlich niemals daran gedacht, damit eine wichtige für das Geldwesen epochale Neuerung eingeführt zu haben. Darum sind auch bei keiner dieser verschiedenen Formen der Urheber und der Ursprungsort genau bekannt, sondern im besten Fall die Orte, wo von der betreffenden Institution am frühesten häufiger Gebrauch gemacht wurde. Die Anfange verlieren sich sämtlich im Dunkel des Alltags. Der älteste bekannte Wechsel, der sich erhalten hat, stammt z. B. aus dem Jahre 1207 und aus Italien; er ist von dem Juden Simon Rubens ausgestellt. Es unterliegt jedoch gar keinem Zweifel, dass diese Form der Zahlungsverpflichtung um diese Zeit schon ziemlich lange in Gebrauch war und sich auch nicht bloß auf Italien beschränkte, sondern langst auch in anderen Ländern häufig angewendet wurde.


Aber gerade darum, weil es sich in diesen sämtlichen Institutionen um die Resultate langsamer Entwicklungen handelt und niemals um eine von Anfang an vollendete, auf den Tag zu datierende Erfindung, kann man den besonders großen Anteil der Juden an diesen sämtlichen Institutionen der Geldwirtschaft feststellen. Dem Inhaberpapier begegnen wir, wie man aus der Bibel erfahrt, bereits bei den alten Juden in Palästina. Darum kann man in diesem Fall wohl sagen, dass es überhaupt jüdischen Ursprungs ist. Der früheste bekannte Wechsel stammt, wie vorhin gezeigt, von einem Juden, aber viel entscheidender dünkt mich der Umstand, dass der spätere Wechselhandel jahrhundertelang ausschließlich in den Händen der Juden war, und weiter der Umstand, dass die Orte, in denen früher der Wechselhandel kulminierte, wie z. B. Venedig und Amsterdam, die klassischen Judenstädte jener Jahrhunderte waren. Am wenigsten weist man über die Entstehung der Banknote. Wahrscheinlich hat sie mehrere Geburtsorte, indem sie sich eben, was ja vielfach vorkommt, an mehreren Orten zu ähnlicher Zeit und ganz unabhängig von einander als Entwicklungsnotwendigkeit ergeben hat. Die wahrscheinlichsten Geburtsorte sind Venedig und Holland im 16. Jahrhundert. Was freilich hinreichend viel beweisen würde, denn beides waren damals Judenzentralen. Um so mehr und um so Genaueres weiß man über die Börse, das unentbehrliche Zentralkontor der Geldwirtschaft. Diese ist etwa im 16. Jahrhundert als Vereinigung der Wechselhändler entstanden. Sie war schon deshalb niemals und nirgends in anderen Händen als in denen der Juden. Wie sollte es auch anders sein? Für die Wertpapiere braucht man einen Markt; dieser Markt ist die Börse. Der Handel mit Wertpapieren ist aber dauernd, wie gesagt, überwiegend in den Händen der Juden gewesen, also können die Beherrscher des jeweiligen lokalen Geldmarktes eben auch nur die Juden sein. Die Dinge haben nun einmal ihre Logik, und in diesem Falle eine solche, die höchstens ein vernagelter Spießbürger nicht kapiert: Gevatter Schneider und Handschuhmacher hatten auf der Börse nichts zu tun. Wenn also eine tendenziöse Agitation von einer „verjudeten Börse“ spricht, so ist dies ungefähr ebenso geistreich, wie wenn jemand über einen verbauerten Viehmarkt schimpfen würde, weil er dort mehr Bauern als z. B. Goldarbeitern oder Optikern begegnet.

Da ich hier keine Geschichte der Geldwirtschaft schreibe, sondern nur die Rolle der Juden beim Aufbau der kapitalistischen Wirtschaftsweise aufzuzeigen habe, so kommt für mich die funktionelle Bedeutung dieser verschiedenen Formen der entwickelten Geldwirtschaft natürlich gar nicht in Frage. Wohl aber ist es angebracht, noch auf den Hauptwesenszug dieser verschiedenen Institutionen der Geldwirtschaft hinzuweisen, um so mehr, als dieser ein durchaus gleichartiger ist. Dieser gemeinsame Wesenszug besteht in der durch sie erreichten vollständigen Versachlichung des Geldes und damit in der restlosen Loslösung von allem Persönlichen. Die letzte Beziehung zum speziellen Individuum und seiner Arbeit, als Wertschöpfung, ist damit gelöst. Der Besitztitel lebt hinfort sein Eigenleben, und die Börse z. B. ist nicht nur Markt, sondern Selbstzweck zugleich. Gerade durch diese intensivste Versachlichung des Geldes und Geldmarktes in den genannten Formen decken sich alle diese Formen der entwickelten Geldwirtschaft wiederum vollkommen mit dem oben beschriebenen spezifischen Wesenszug des jüdischen Geistes, nämlich mit dessen kategorischer Tendenz für das Abstrakte. Deshalb aber gibt es in diesem Punkt nur eine einzige Schlussfolgerung und diese lautet: es ist in besonderem Maße jüdischer Geist, der in sämtlichen Formen der kapitalistischen Geldwirtschaft sich auswirkt.

065. Drei Juden und ein Gedanke Englische Karikatur von Th. Rowlandson
066. Die Geldverleiher. Englische Karikatur von Thomas Rowlandson. 1784
067. Juden beim Frühstück. Englische Karikatur
68. Ein jüdischer Elegant. Englische Karikatur von Thomas Rowlandson
T007 Deutsche Karikatur auf die Juden als Soldaten. 18. Jahrhundert
069. Salomon beglückt sich und zwei schöne Christenmädchen. Englische Karikatur von Thomas Rowlandson. Um 1800
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Juden in der Karikatur