Dritte Fortsetzung

Außer den Kljapzy, fangen die Tschuwaschen jetzt die Wölfe auch mit Flechten (pletni) und zwar in folgender Weise. Es werden zwei schneckenförmige Gehäge etwa eine halben Arschin von einander geflochten und die innere Seite von beiden mit spitzigem Reisig besetzt, dessen Enden nicht dem Eingang, sondern dein Mittelpunkt der Umzäunung zugekehrt werden müssen. Hierauf wird im Inneren des Gehäges ein Nest angebracht und ein junges Ferkel hineingetan, welches vor Kulte und Einsamkeit die ganze Nacht hindurch quiekt. Die Wölfe, die des Winters so ausgehungert sind, dass sie die auf dem Wege liegenden Lindenzweige zernagen, eilen auf das Geschrei des Ferkels herbei, um sich an dem leckeren Bissen gütlich zu tun. Die Umzäunung hindert sie jedoch näher zu kommen, und unterdessen quiekt das Ferkel immer fort, wodurch es den Appetit der Gäste aufs äußerste reizt. Sie untersuchen den Schlagbaum, der ihnen ihre Beute vorenthält, von allen Seiten, finden die Öffnung und springen hinein. Dies verursacht ihnen weiter keine Schwierigkeit, sind sie aber einmal drinnen, so können sie nicht wieder heraus, weil der Raum zwischen den beiden Gehägen so eng ist, dass sie keinen Platz haben, sich umzudrehen, und die spitzigen Enden des Reisigs sie verhindern, rückwärts hinauszugehen. So bleibt bis zur Ankunft des Tschuwaschen der in den Hinterhalt geratene Wolf unbeweglich stehen, und muss noch dazu die Qualen des Tantalus erdulden, indem er während der ganzen Nacht das Ferkel über seinem Haupte quieken hört. Es trifft sich mitunter dass die Tschuwaschen durch diese List nicht nur einen, sondern mehrere Wölfe auf einmal fangen, die sich einer nach dem ändern in diese Gehäge verirrt haben.

Die Gruben, in welchen man in verschiedenen Teilen Russlands die Wölfe fängt, sind bei den Tschuwaschen nicht gebräuchlich.


Um sich der Hasen zu bemächtigen, bedienen sich die Tschuwaschen, wie schon gesagt, der Kapkane. Diese sind nichts weiter als zwei flache eiserne Ringe, einer auf den ändern gelegt und etwa von einer halben Arschin im Durchmesser. Der untere Ring ist ganz und wird in Leinwand eingenäht; der obere, aus zwei gleichen Teilen bestehend, liegt seitwärts auf dem unteren, an dem er mittelst einer Schlinge festgemacht wird. An beiden Seiten der Schlinge werden Springfedern angebracht, die den Fuß des auf den Kapkan geratenen Hasen ergreifen und ihn zwischen die beiden Hälften des oberen Ringes drücken. Die Wirkung des Kapkan ist so stark und plötzlich, dass bisweilen statt des Hasen nur der Vorderfuß des Tieres in der Falle zurückbleibt, der von dem scharfen Eisen rein abgeschnitten wird. Die Kapkane werden mit derselben Vorsicht und Kunst ausgestellt, wie die zum Fang der Wölfe und Bären bestimmten „Kljapzy," und es wird stets Sorge getragen, nur eine in gerader Linie zu ihnen führende Spur zurückzulassen, da bei der geringsten Windung oder Unregelmäßigkeit die klugen Tiere, besonders die Wölfe, den Betrug merken.

Es trifft sich zu Zeiten, dass ein Bär, aus seinem warmen, weichen Winterlager von einem ihn unter den Bauch gerollten Igel getrieben (der sich in der Regel sein Winterquartier in der Nähe einer Bärenhöhle wählt), oder die Annäherung des Frühlings witternd, auf seinen Streifzügen durch die Surischen Wälder in einen Kapkan gerät. Er würdigt diesen Apparat indes keiner große Aufmerksamkeit; er hebt den Kapkan auf, sieht zu, was ihm an der Tatze hängen geblieben ist, beschnüffelt es, dreht es um und um und schüttelt es endlich von sich. Der Kapkan nebst Zubehör fliegt in das Dickicht, und der Bär setzt seinen Weg langsam fort, um neue Abenteuer zu suchen. Nicht so leicht wird es ihm, sich von den Kljapzy loszumachen. Wenn Petz auf seinen Reisen auf die Springfedern dieses Instruments tritt, so dringen die Zacken desselben ihm zwei oder mehre Werschok tief in den Fuß und rauben ihm gleichsam auf eine Zeitlang die Besinnung, so dass er regungslos dasteht. Bald veranlasst ihn aber der immer heftiger werdende Schmerz sich nach allen Seiten hin- und herzuwerfen; doch die Schwere des Apparats, die Festigkeit der Kette, mit der er an den Baum geschmiedet ist, und die Tenacität der eisernen Spitzen vereiteln alle seine Anstrengungen, die von ihm ausgestandenen Qualen erschöpfen seine Kräfte und der Unglückliche kann endlich nur ein klägliches Gebrüll von sich geben, das sein trauriges Schicksal verkündet. Der auf Schneeschuhen herbeieilende Tschuwasche befreit ihn durch eine Flintenkugel von seinen Leiden.

Dem Jäger kommt oft auch die Furchtsamkeit des Bären zu statten, oder vielmehr der panische Schrecken, von welchem er mitunter ergriffen wird. Zur Herbstzeit, nach der Ernte, unternehmen die fleißigen Tschuwaschen in den Surischen Wäldern mancherlei Beschäftigungen: sie weichen Hanf und Flachs ein, sammeln Nüsse und Eicheln, schneiden Stangen und Pfähle und hauen aus den schönen, großen Eichen Gestelle für ihre Schlitten, wodurch sie diesen herrlichen Baum völlig ruinieren. Einst geschah es, dass ein Bär an einer solchen verunstalteten Eiche vorüberging. Ein Büschel seines zottigen Pelzes häkle sich in eine der Spalten des Baumes ein und brachte dadurch einen gedehnten Ton hervor, der wie eine Saite erklang. Wie bekannt, sind die Bären leidenschaftliche Liebhaber der Musik; Pelz dreht sich um, sucht die Spalte wieder auf und fangt an, sich an den Tönen zu belustigen, kehrt ihnen bald das eine, bald das andere Ohr EU und kann sich nicht genug des Spieles freuen. Ein Tschuwasche, der in der Nähe Lindenbast zubereitete, bemerkte die musikalischen Übungen des ungeschlachten Dilettanten, und da er voraussetzte, dass wenn der Bär sie beendigt haben und seines Weges gehen würde, er unfehlbar auf ihn stoßen müsse und dass er dann Gefahr liefe, von ihm zerrissen zu werden, so beschloss er die Schreckhaftigkeit dieses Tieres zu benutzen, um es in die Flucht zu jagen und sich am Ende vielleicht mit seinem Fett und seinem Fell zu bereichern. Er näherte sich also leise und vorsichtig dem Baume, neben welchem der Bär stand, und in dem Augenblick als der musikliebende Waldbewohner die Spalte wieder berührte und das Ohr darauf legte, um sich an dem dröhnenden Ton zu ergötzen, stieß er ein fürchterliches Geschrei aus und schlug mit der Axl gegen den Baum. Durch einen so unerwarteten Anfall eingeschüchtert, läuft der Bär Hals über Kopf in voller Karriere davon; der Tschuwasche hinter ihm her: der Bär wird auf der Flucht von dem Blutfluss befallen und sinkt nicht weit von der verhängnisvollen Eiche leblos nieder. Der Tschuwasche holt seine Telega, ladet den Körper auf und fährt mit ihm nach Hause *).

*) Dass wir diese und die folgenden Erzählungen nicht als naturhistor. Beobachtungen, sondern als sogenannte „Jagdgeschichten" mitteilen, versteht sich fast ungesagt. K.

Der Freitag, auf tschuwaschisch Arujakon, wurde von diesem Volk vor seiner Bekehrung zum Christentum für heilig gehalten, und wird noch immer von ihm in der Weise gefeiert, dass man sich aller Arbeit enthält. An einem solchen Feiertage nun gingen die jungen Tschuwaschinnen, um sich die Zeit zu vertreiben, in den Wald Himbeeren suchen und zerstreuten sich mit ihren Körbchen von Birkenrinde (kusowja) in die von hundertjährigen Eichen beschatteten Schluchten und Gebüsche. Nachdem eine von ihnen genug Himbeeren gesammelt hatte, blickte sie sich nach ihren Gespielinnen um und fing an, sie zu rufen, erhielt aber keine Antwort. Da bemerkte sie, dass der Himbeerstrauch am Abhang der Berge sich bewege, und schloss sogleich, dass eines von den Mädchen besonders schöne Himbeeren gefunden habe und in der Absicht, sie für sich zu behalten, ihren Ruf nicht beantworte; sie geriet daher auf den Einfalt, ihrer Gefährtin einen tüchtigen Schreck einzujagen, um sie für ihre Missgunst zu bestrafen. Von der einen Seite der Schlucht bis zur anderen war eine Eiche von riesenhafter Größe geworfen, die gerade ?ber dem raschelnden Himbeerstrauch hing; längs dieser Eiche schleicht die Tschuwaschin, den Atem an sich haltend, näher und wirft sich mit durchdringendem mädchenhaften Geschrei in den Strauch. Aber statt der Gespielin, die sie zu erschrecken glaubte, fühlt sie etwas Weiches, Zottiges unter sich; in ihrer Bestürzung klammert sie sich lest an den borstigen Pelz dieses unbekannten Wesens und wird besinnungslos von ihm fortgetragen. Es war ein naschiger Bär, der sich eben an den Himbeeren gütlich hat. Von dem unerwarteten Geschrei in Furcht gejagt und eine ungewohnte Last auf seinen Rücken fühlend, eilt er mit seiner Reiterin spornstreichs von dannen; aber bald stellt sich der Blutfluss ein(!!), erschöpft seine Kraft, und der Arme fällt tot zur Erde. Unterdessen blieb das Mädchen ohnmächtig auf der Leiche liegen und wurde so am folgenden Morgen von seinen Verwandten gefunden, die sich zu Pferd und zu Wagen aufgemacht halten, die Verlorengegangene zu suchen.

Des Sommers wandeln die Bären meistens auf einem eigenen, von ihnen gebahnten Wege. Die Tschuwaschen, die sich dies merken, gebrauchen außer den schon aufgezählten Kunstgriffen noch zwei Mittel, um sich mit Bärenfellen und Bärenfleisch zu versorgen, und zwar Eichenklötze (dubowoi tschurban) und Branntwein.

Zum Fang mit Eichenklötzen sucht man auf dein von den Baren besuchten Wege eine Stelle auf, wo sich an beiden Seiten und in nicht zu großer Entfernung von einander zwei hohe Eichen erheben oder, wenn nur eine Eiche da ist, auf der anderen Seite Gestrüpp, Dickicht, ein Morast oder etwas Ähnliches sich befindet; mit einem Worte, ein so enger Durchgang, dass der Weg leicht zu versperren ist. Hier hängen nun die Tschuwaschen an einem starken, aus Hanf und Lindenbast gedrehten Seil einen Eichenklotz auf, der so angebracht wird, dass er nicht höher hängt als der Kopf des Bären. So wie Petz seinen gewöhnlichen Spaziergang unternimmt, trifft er also auf dem Wege etwas, das seinen weiteren Fortschritt verhindert; er erhebt die Schnauze, besieht, beriecht, berührt den Eichenklotz und da er nichts Verdächtiges daran wahrnimmt, wirft er ihn fort und will seinen Weg fortsetzen; aber der Klotz fliegt gegen ihn und versetzt ihm einen derben Schlag auf den Rücken. Der Bär wendet sich rasch um, ergreift den Klotz von neuem, wirft ihn von sich und richtet den Kopf auf, um zu sehen, was daraus wird; allein der Klotz fliegt von neuem gegen ihn und schlägt ihm mit verdoppelter Kraft in den Nacken. Der wütende Bär rafft seine ganze Stärke zusammen, schleudert mit Gebrüll den Klotz hoch in die Luft, der mit seiner ganzen Wucht auf ihn niederfällt und ihm den Schädel zerschmettert. So endet der Kampf des Bären mit dem verhängnisvollen Holzscheit; der Tschuwasche begibt sich nach Ort und Stelle und schleppt die leichte Beute nach Hause.

Eine ähnliche List wird in Klein- und Weiß-Russland zum Schutz der Bienenstöcke gegen die Angriffe der Bären angewendet; dort fällt der von dem Schlag betäubte Bär noch von der Stange, die er zu erklettern sucht, auf scharfe, unter dem Bienenstock eingerammte Pfähle. Die Bauern in den russischen Dörfern der Sura bedienen sich zum Teil desselben Mittels, um ihren Honig vor den Bären zu sichern; bei den Tschuwaschen fällt dies aber weg, weil sie keine eigentlichen Bienenstöcke (borti) haben: wie wir an einer ändern Stelle erzählt haben, wohnen und arbeiten ihre Bienen in inwendig angefaulten Eichen, in welchen sie ihre Zellen bauen.

Mit Branntwein fängt man die Bären in folgender Weise ein. Auf ihrer gewöhnlichen Spur sucht man einen Baum auf, der quer über den Weg liegt, oder haut auch einen eigens zu diesem Zwecke um, höhlt eine kleine Vertiefung darin aus und füllt sie mit Branntwein. Der Bär riecht im Vorbeigehen den Branntwein und fängt an zu trinken; denn diese Tiere sind eben so große Freunde von Spirituosen, als von Honig. Von dem feurigen Getränke berauscht und von der Sonnenhitze ermattet, wirft sich der Bär aufs Gras und wälzt sich darin herum, bis er in einen festen, todesähnlichen Schlummer fällt, von dem er nicht wieder aufwacht, da die Tschuwaschen seinen Zustand benutzen, um ihm das Lebenslicht auszublasen. Einst wollten die Tschuwaschen sich auf diese Art an einen Bären wegen des Schadens rächen, den er in einem Felde mit jungem Hafer anrichtete, den er zum Teil besaugte, zum Teil zerquetschte, indem er sich nach seinem leckeren Mahl darin walzte. Der junge Hafer ist nämlich ein Leibessen der Bären. Man fand am Saum des Waldes, aus welchem Petz seine Raubzüge unternahm, einen umgehauenen Baum, höhlte einen Trog darin aus und füllte denselben mit Branntwein. Es war dies des Morgens; der Bär, der sich nüchtern aufs Feld begab, ward von dem lockenden Geruch der Wodka angezogen: er fing an zu trinken und, nachdem er eine hinlängliche Quantität verschluckt, ging er weiter, um seinen Imbiss zu suchen. Der Hafer verschwand bald in langen Strichen unter seinen zermalmenden Hauern. Nicht lange, so äußerten sich die Wirkungen des Branntweins, der Sonnenhitze und des reichlichen, von ihm genossenen Mahls; von Müdigkeit überwältigt, legte er sich schlafen. Hierauf hatten die Tschuwaschen nur gewartet; sich der Beute freuend, eilten sie auf einer mit einem kräftigen jungen Pferde bespannten Teléga herbei, luden den bewusstlosen Räuber auf, banden ihn mit Stricken fest und schlugen den Weg nach ihrem etwa fünf Werst entfernten Dorfe ein. Das Rütteln des Wagens störte den Bären in seinem Schlummer; er bewegte sich, gähnte — das Pferd spitzte die Ohren, öffnete die Augen und sah sich schüchtern nach allen Seiten um. Jetzt ging der Weg bergab; der Bär, unsanft hin- und hergestoßen und vielleicht noch an den Folgen seines Rausches leidend, stößt ein lautes Gebrüll aus: die Tschuwaschen fallen von der Teléga, und seit diesem Augenblick hat man weder Pferd noch Bären je wieder gesehen.

In jetziger Zeit, wo die Tschuwaschen begonnen haben, einige Neigung für den Handel an den Tag zu legen, wenden sie auch mehr Aufmerksamkeit auf die Jagd. Viele von ihnen gehen heute nur mit Flinten bewaffnet in den Wald, schießen Wölfe, Hasen, Eichhörnchen, Dachse, verkaufen die Felle auf den Jahrmärkten und verzehren das Fleisch selbst, indem sie es mit dem Branntwein würzen, den sie von den Russen eingetauscht haben.

Unter diesen Umständen ist es seltsam, dass sie die Vogelstellerei und den Fischfang ganz vernachlässigen, obwohl das Surische Land — Prisurje — einen außerordentlichen Reichtum an Wäldern, Seen und Flüssen besitzt, in welchem Federwild und Fische in großer Menge gefunden werden. Ohne von den Flüssen zu reden, die sich direkt in die Aura ergießen, und von den in der Nähe liegenden Seen, wo man das Wild scharenweise antrifft, haben selbst die kleinen Bäche, die an den tschuwaschischen Dörfern vorbeifließen und in welchen die Wassermühlen erbaut sind, keinen Mangel daran. In diesen Bächen, namentlich oberhalb der Mühldämme, wo sie sich in mehrere, von dichtem Schilf besetzte Arme teilen, hausen ganze Schwärme von wilden Enten, die in vollkommener Sorglosigkeit längs dem Ufer schwimmen. Des Sommers brachten uns die Tschuwaschen lebende wilde Vögel zum Geschenk, die sie im Walde mit den Händen gefangen hatten; es befanden sich darunter wilde Enten, Kraniche, Reiher, wilde Hühner, Drosseln, Spechte, Wachtelkönige, Schnepfen verschiedener Art usw. Der Kranich ist ein merkwürdiger Vogel; er gewöhnt sich so an den Menschen, dass er ihm nicht nur aus der Hand frisst, sondern auch seinen Herrn überall begleitet und ihn in Stunden des Trübsinns durch seinen Gesang zu zerstreuen sucht, indem er ihm in die Augen blickt und freundlich um ihn herumflattert. Übrigens würde das Federvieh wegen der Entfernung der Städte keinen Absatz finden, und zum eigenen Gebrauch hat jede tschuwaschische Familie ihre Hausvögel; es ist daher erklärlich, dass sich die Tschuwaschen nicht mit der Vogelstellerei abgeben. Allein Fische kaufen sie selbst in der Stadt, obgleich sie, wenn sie acht Tage lang auf den Fischfang in den Surischen Gewässern ausgingen, genug erbeuten würden, um für ihre eigene Konsumtion, so wie zur Bewirtung ihrer Freunde während eines ganzen Jahrs zu dienen. Sie würden ferner einen Teil der Fische in den zunächst gelegenen Städten veräußern können, wo man dessen bedürftig ist und ihnen einen guten Preis dafür zahlen würde; der Transport aber würde ihnen fast gar nichts kosten. Der einzige Fisch, den die Tschuwaschen jetzt allenfalls fangen, ist die Schmerle (golez)*); die äußerst zart und angenehm von Geschmack ist, wenn sie sogleich gekocht wird; lässt man sie aber nur zwölf Stunden, selbst an dem kältesten Orte, im Eiskeller, stehen, so ist sie schon nicht halb so schmackhaft. Übrigens beschäftigen sich die Tschuwaschen mit ihrem Fange nur aus Langerweile, um sich die Zeit zu vertreiben. Dagegen haben viele von ihnen Karauschenteiche (karasniki) bei den Häusern, die in der Nähe von Flüssen oder Schluchten erbaut sind, durch welche Quellen von frischem, kaltem Wasser fließen; aus diesen Teichen werden sie den ganzen Sommer und Herbst hindurch mit Karauschen versehen.

*) Die Kamtschatischen Russen gebrauchen den Namen Golez, der so viel als der Nackte bedeutet, für eine Lachsart (Salmo Callaris). Vergl. Erman Reise usw. Histor. Ber. Bd. 3. S. 487 u. f. D. Übers.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Jagd bei den Simbirsker Tschuwaschen.