Schmachter-See

An des stillen Dorfes Fuße
Nah' ich dir mit freud'gem Gruße,
Friedlich eingeschloss'ner See;
Hier dem Drang der Welt verborgen
Schwindet eitler Wünsche Sorgen
Und vergessen ruht das Weh.

In dem Schilf am Uferrande
Schwimmt an grünen Halmes Bande
Weißer Wasserrose Blad;
Kleine Tauchervögel lauschen,
Stürzen sich mit munt'rem Rauschen
Spielend durch der Wellen Pfad.


Ruhig strömend weite Kreise-
Rudert durch die Fluten leise
Der verirrte wilde Schwan;
Vor dem Fischer langsam fliehend,
Der, die vollen Netze ziehend,
Gleitet auf dem engen Kahn.

Aus der kühlen, klaren Quelle
Zu des Sees süßer Welle
Rinnt der Bach mit leisem Klang.
Niedre, blasse Weiden neigen
Ihre Locken tief mit Schweigen
In das Wasser rings entlang.

Waldig hohe Hügel kränzen
Weit umher die Ufer, glänzen
Auf der spiegelglatten Flut;
Und die Herde weidet munter
Von des Berges Höh' hinunter,
In des Hirten treuer Huth.

Zu den Höhen lasst uns eilen,
Auf des Berges Gipfel weilen,
Der dem Dorf entgegen liegt,
Das im oft getrennten Bogen,
Um des Berges Fuß gezogen,
Sich zum Rand des Sees schmiegt.

Und wie schnell der Wandrer schreitet,
Hebt am Himmelsrand und breitet
Sich hinaus das ew'ge Meer,
Wo die hohen Segel gehen,
Wo die kühnen Stürme wehen,
Wo es rauscht so heilig hehr.

Dunkler Tannen schmale Enge
Trennt des sanften Sees Länge
Von des Meeres Wogenfeld,
Das am Himmelsrand verschwindet,
Das mit schnellem Pfad verbindet
Volk dem Volke, Welt der Welt.

So wie hier im heit'ren Bilde
Ruh't der Anmut sanfte Milde
Lieblich an der Brust der Kraft,
Und vom Reiz, der hier ergossen
Wird ein Seelenbund umschlossen,
Den die reine Treue schafft.

Zu der Kette dieser Hügel
Eile auf der Freude Flügel
Liebe, wie zum sel'gen Ziel;
In dem frisch erblüh'ten Lenze
Streue sie des Dankes Kränze
In der Wellen sanftes Spiel.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Insel Rügen