Hochhilburg

Durch blühend grüne Flur,
Durch reich besäte Auen,
Wo volle Segensspur
An jedem Halm zu schauen,
Geht frei und ruhig eben
Der offne Weg dahin,
Wie durch zufriednes Leben
Gesunder, heitrer Sinn.

In langen Reihen schwebt
Der Ähren dicht Gedränge;
Aus Grases Fülle hebt
Sich bunt des Klees Menge,
Der süße Düfte hauchet
Weit über Trift und Feld;
In frische Kühle tauchet
Sich Gottes schöne Welt.


Zum stillen Wasser strebt
Des raschen Weges Ende
Und leicht im Nachen hebt
Sich Ruderschlag behende;
Klar glänzt zum Grund die Welle
Wo Stein und Seegras liegt,
Worüber hin in Schnelle
Zum Land der Nachen fliegt.

Hier ragt mit grünem Haupt
Am Weg zu jeder Seite,
Hochstrebend, unbelaubt,
Ein Hügel in die Weite;
Wie Gräber alter Riesen
Sieht man die Hügel steh'n;
Lasst uns vom Grund der Wiesen
Zu ihrer Höhe geh'n.

So weit das Auge reicht,
Ist Fülle ausgebreitet,
So fern der Himmel weicht,
Ist Augenlust bereitet;
Auf schmaler Buchten Rande
Tritt hier Gebüsch hervor,
Dort strebt auf ebnem Lande
Ein Tannenwald empor.

So weit das Meer sich streckt,
Wird rings im grünen Bogen,
Mit Dörfern reich bedeckt,
Das Land hinaus gezogen.
Wie glänzend zeig't von oben
Sich Gottes Welt so schön;
Wie wird das Herz erhoben
Auf diesen heit'ren Höh'n!

Dort liegt am Berg allein
Die Kirche, niedrig enge,
Wo sich dem Herren weih'n
Der Andacht Lobgesänge.
Wohl strahlen hell die Pfade
Der schönen Welt; doch schafft
Das ew'ge Reich der Gnade
Viel höh're, rein're Kraft.

Hier, freudig-frommes Herz,
Wie an geweih'ter Stätte,
Hier dringe himmelwärts
Im inn'ren Weihgebete;
Sey froh im Herr'n und sende
Zu Ihm den treuen Dank
Und heit'ren Mutes wende
Dich still zum Heimatsgang.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Insel Rügen