Hertha-Wall
Durch das dichte Laub der Buchen dämmert schon die nahe Nacht,
Die mich über Jasmunds Hügel zu dem heil'gen Hain gebracht.
Wo vom schattenreichen Wege sich der Pfad zur Seite biegt,
Heben sich die laub'gen Höhen, wo der Wall der Hertha liegt.
Auf dem engen Pfade rauschen flüsternd um den leisen Fuß
Hingesunk'ne dürre Blätter, wie mit stillem Schwermutsgruß.
Dunkel ruht des Sees Fläche, den der hohe Wall umringt,
Wo kein leiser Laut des Lebens durch das tiefe Schweigen dringt,
Wo im dicht ergossnen Schatten kaum ein flücht'ges Blatt sich regt;
Nur vom Schauer des Geheimen wird die bange Brust bewegt.
Da erwacht ein leiser Schimmer, und des Mondes Scheibe schwebt
Aus den Bäumen, wie vom Schlummer sich das Auge klar erhebt.
Um den runden Rand des Sees fließt ein ernstes, mildes Licht,
Das mit schnellen Silberstrahlen auf der dunklen Fluch sich bricht,
Und als ob mit leisem Zuge atme auf die tiefe Welt,
Haucht ein nächtlich lindes Wehen säuselnd von dem Himmelszelt.
Hoch im weitgeschwungnen Bogen tritt am See der Wall hervor
Schwarz sich hüllend, wie die Trauer, die ein sel'ges Glück verlor.
Wo der Hertha heil'ger Wagen in den Rand der Welle fuhr,
Zeigt am uralt grünen Walle sich die noch bewahrte Spur;
Und es ist, als tön' am Ufer, wie mit schmerzlich tiefem Klang,
Ihrer Diener schnelle Klage, die der dunkle See verschlang. —
Grab der Vorwelt, lass erscheinen, was du birgst im tiefen Schoß,
Gib des vor'gen Lebens Beute, gib's erbarmend wieder los.
Öffnet euch, ihr schwarzen Wellen, lasst auf eurem Spiegel geh'n
Hohe Schatten der Gestalten, die einst dieser Ort geseh'n. —
Doch vergebens ruft der Sehnsucht, ruft der Liebe lauter Schall;
Weithin tönt das Echo wieder von dem runden Hertha-Wall;
Nur ein Flüstern in den Zweigen, wenn der Nachthauch sich erhebt,
Nur ein Zittern in dem Laube, wenn die Luft vorüber bebt,
Nur der Schall der eignen Schritte, wandelnd durch die stumme Nacht,
Nur des eignen Schattens Fliehen zeigt, daß noch das Leben wacht.
Auf des hohen Walles Seite, über dunkle Wipfel her,
Dämmert in dem Glanz der Sterne fern' Arkona grau im Meer.
Und der Mond, so klar und friedlich, theilt die Wolken, wie der Geist
Des Verklärten, ruhig scheidend, still des Lebens Band zerreißt. —
Edler Freund, auf dieser Stelle standen ernst wir, Hand in Hand,
Als sich freudig unsre Seelen, ohne Wort, so schnell erkannt.
Keine Klage, kaum noch Trauer, steigt aus meiner Brust empor,
Dass so früh in Deiner Blüte, Dich das Vaterland verlor.
Als begeistert Du gerufen hoher Dichtung edles Wort
Laut aus Hellas trüben Trümmern, gingst Du aus dem Leben fort.
Was als Seher Du verkündet, mag die Welt vollbringen nun,
Du hast treu Dein Amt vollendet, Du kannst selig, selig ruh'n.
Deiner Saiten hohes Mahnen hat der Tat Beginn geweiht;
Wer wird endlich treu versöhnen dieses Kampfes Schmach und Leid?
Zu den Lorbeer'n Deines Grabes, bei dem nächtlich ernsten Gang,
Füg' ich diese Epheuranke, die um Hertha's Wall sich schlang;
Und was mir im Geist gegeben, kenne auch die Welt es nicht,
Ruhig lass es leise wachsen in des inn'ren Friedens Licht.
Die mich über Jasmunds Hügel zu dem heil'gen Hain gebracht.
Wo vom schattenreichen Wege sich der Pfad zur Seite biegt,
Heben sich die laub'gen Höhen, wo der Wall der Hertha liegt.
Auf dem engen Pfade rauschen flüsternd um den leisen Fuß
Hingesunk'ne dürre Blätter, wie mit stillem Schwermutsgruß.
Dunkel ruht des Sees Fläche, den der hohe Wall umringt,
Wo kein leiser Laut des Lebens durch das tiefe Schweigen dringt,
Wo im dicht ergossnen Schatten kaum ein flücht'ges Blatt sich regt;
Nur vom Schauer des Geheimen wird die bange Brust bewegt.
Da erwacht ein leiser Schimmer, und des Mondes Scheibe schwebt
Aus den Bäumen, wie vom Schlummer sich das Auge klar erhebt.
Um den runden Rand des Sees fließt ein ernstes, mildes Licht,
Das mit schnellen Silberstrahlen auf der dunklen Fluch sich bricht,
Und als ob mit leisem Zuge atme auf die tiefe Welt,
Haucht ein nächtlich lindes Wehen säuselnd von dem Himmelszelt.
Hoch im weitgeschwungnen Bogen tritt am See der Wall hervor
Schwarz sich hüllend, wie die Trauer, die ein sel'ges Glück verlor.
Wo der Hertha heil'ger Wagen in den Rand der Welle fuhr,
Zeigt am uralt grünen Walle sich die noch bewahrte Spur;
Und es ist, als tön' am Ufer, wie mit schmerzlich tiefem Klang,
Ihrer Diener schnelle Klage, die der dunkle See verschlang. —
Grab der Vorwelt, lass erscheinen, was du birgst im tiefen Schoß,
Gib des vor'gen Lebens Beute, gib's erbarmend wieder los.
Öffnet euch, ihr schwarzen Wellen, lasst auf eurem Spiegel geh'n
Hohe Schatten der Gestalten, die einst dieser Ort geseh'n. —
Doch vergebens ruft der Sehnsucht, ruft der Liebe lauter Schall;
Weithin tönt das Echo wieder von dem runden Hertha-Wall;
Nur ein Flüstern in den Zweigen, wenn der Nachthauch sich erhebt,
Nur ein Zittern in dem Laube, wenn die Luft vorüber bebt,
Nur der Schall der eignen Schritte, wandelnd durch die stumme Nacht,
Nur des eignen Schattens Fliehen zeigt, daß noch das Leben wacht.
Auf des hohen Walles Seite, über dunkle Wipfel her,
Dämmert in dem Glanz der Sterne fern' Arkona grau im Meer.
Und der Mond, so klar und friedlich, theilt die Wolken, wie der Geist
Des Verklärten, ruhig scheidend, still des Lebens Band zerreißt. —
Edler Freund, auf dieser Stelle standen ernst wir, Hand in Hand,
Als sich freudig unsre Seelen, ohne Wort, so schnell erkannt.
Keine Klage, kaum noch Trauer, steigt aus meiner Brust empor,
Dass so früh in Deiner Blüte, Dich das Vaterland verlor.
Als begeistert Du gerufen hoher Dichtung edles Wort
Laut aus Hellas trüben Trümmern, gingst Du aus dem Leben fort.
Was als Seher Du verkündet, mag die Welt vollbringen nun,
Du hast treu Dein Amt vollendet, Du kannst selig, selig ruh'n.
Deiner Saiten hohes Mahnen hat der Tat Beginn geweiht;
Wer wird endlich treu versöhnen dieses Kampfes Schmach und Leid?
Zu den Lorbeer'n Deines Grabes, bei dem nächtlich ernsten Gang,
Füg' ich diese Epheuranke, die um Hertha's Wall sich schlang;
Und was mir im Geist gegeben, kenne auch die Welt es nicht,
Ruhig lass es leise wachsen in des inn'ren Friedens Licht.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Insel Rügen