Das Jagdschloss in der Granitz

Durch der Granitz Wald empor
Ging's auf hohen Wegen,
Bis aus Bäumen, traut hervor
Blickt ein Dach entgegen;
Um den ebnen Wiesengrund
Schließt sich dichten Waldes Rund.

Frischer Himmelsodem weht
In den hohen Zweigen
Und von Baum zu Baume geht
Flüsternd Blätterneigen;
Durch getrennte Stämme her
Dämmert fernes Land im Meer.


Wie so lieblich tief versteckt,
Von der Welt geschieden,
Ruh't die Stille hier und weckt
Reinen Seelenfrieden;
Zu des Waldes Einsamkeit
Dringt nicht Lebens Müh' und Leid.

Hör' der Vögel leises Lied,
Die in tausend Weisen,
Was Hieher sie ruft und zieht
Immer fröhlich preisen:
Ihres Lebens Traulichkeit
In des Waldes Einsamkeit.

Lauschend tritt der Hirsch herbei
In der frühen Stunde,
Hebt sein ragendes Geweih
Aus des Busches Grunde;
Streift vorüber, weit hinaus
Durch das grüne Blätterhaus.

Und der Vogel schweigt und hebt
Flügelschlag geschwinde;
Rasche, weiße Wolke schwebt
Über'n Wald im Winde.
Von dem stillen Ruheort
Treibt die Sehnsucht wieder fort.

Zu dem nahen Berge schnell
Führen wenig Schritte;
Plötzlich steht der Wandrer hell
In der Landschaft Mitte;
Tief und weit ist ausgespannt,
Wald und Meer und Uferland.

Auf der Ostsee letztem Saum
Schwimmen Inseln glänzend,
Jenseits Küsten, dämmernd kaum,
Duft der Ferne kränzend;
Segel schiffen durch die Flut
Wecken wieder Reisemut.

Tief erquickt die Einsamkeit
An so trauter Stelle;
Doch die Welt ist klar und weit
Und so schnell die Welle.
Nach der Ruhe eile fort:
Hier ist's schön, und schön ist's dort.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Insel Rügen