Das Seebad

Soll ich eine neue Apologie der Bäder schreiben? Ihr Gebrauch und Nutzen ist alt, wie die Welt. Auch die Seebäder sind in der letzteren Zeit einer größeren Aufmerksamkeit gewürdigt. England, Frankreich, Holland, so wie Deutschland und andere Länder haben ihre Anstalten und Gelegenheiten zum Gebrauch des Seebades. An den zum Teil kahlen Küsten Englands, in dem königlichen Brighton, wie zu Deal und Margate, zu Dieppe und Scheveningen, an den so hochgepriesenen Ufern Italiens, bei Helsingborg in Schweden, zu Doberan und Norderney und an so vielen anderen Orten unseres inselreichen und vom Meer benetzten Vaterlandes sind Jahr aus, Jahr ein viele Tausende, Kranke und Gesunde, versammelt, teils um die verlorene Gesundheit wieder zu erringen, teils um in glänzenden und nichtigen Zerstreuung gen den Überdruss und die Übersättigung des Lebens wenigstens auf eine Zeitlang zu vergessen. Wir haben es hier größtenteils nur mit den ersteren zu tun, wir wollen nur die heilsame und wohltätige Kraft der Natur, welche dem Meere innewohnt, zu benutzen und zu leiten suchen, damit des Unglücks und des Elends wo möglich weniger werde auf der Erde, so weit Lage und Verhältnisse, die dabei Bedingungen sind, dies gestatten und wollen.

Die Heilkraft der Seebäder in gewissen und in welchen Krankheiten ist allen Ärzten bekannt. Wir haben der Schriften viele und gute über diesen Gegenstand. Die Erfahrung ist, wie überall, so auch hier, eine gute Führerin. Sie hat es hinlänglich bewiesen, daß bedeutende Übel, die anderen Mitteln Trotz geboten, dem Seebade gewichen sind. Also haben wir Grund genug, sein Fortbestehen und weiteren, öfteren Gebrauch in dazu passenden Fällen und Formen zu wünschen und demselben aus alten Kräften behilflich und förderlich zu seyn. Das Seebad auf Föhr hat, wie so viele andere menschliche Einrichtungen, dem Schicksale der Welt und des Lebens nicht entgehen können. Im Jahre 1819 gegründet, im weiteren Verlauf eines größeren und geringeren Besuches sich erfreuend, überlässt es sich jetzt der Hoffnung, eine bessere Lage der Dinge für sich eintreten zu sehen. Man hat es mannigfach angefeindet, zum Teil mit Recht, zum Teil mit Unrecht; man hat es auf der anderen Seite hochgepriesen, je nachdem jedes einzelnen Menschen Sinn und Neigung, so oder anders, das Bisschen Tun und Treiben, was wir Menschen Leben nennen, vom Morgen bis zum Abend anzufangen und zu enden weiß. Es sey mir erlaubt, das Gute und Empfehlende desselben hier hervorzuheben, seine Einrichtung näher darzulegen, so wie auch der etwanigen Mängel eingedenk zu seyn, die ich passenden Orts erwähnen will.


Es hat längere Zeit eine verschiedene Ansicht stattgefunden und will noch nicht ganz entschieden seyn, welchen Bädern der Vorzug in Hinsicht ihrer Wirksamkeit gebühre, denen der Ostsee oder denen der Nordsee. Es sind der Beispiele viele von schönen und gelungenen Heilungen im Ostseebade, bewährt und aufgeführt von Ärzten, die über jedes Lob erhaben sind. Auch die Umgebung tut sehr Vieles beim Gebrauch der Bäder, wie ja Alle wissen. Die Ufer der Ostsee zeigen eine so große Anmut, sie sind dem Auge so lieblich. Wer liebte nicht ihre schönen waldigen Hügel, ihrer Wogen Sirenengesang? Aber lauter als sie bewegt sich die Nordsee, stärker und freier erschüttert sie ebbend und flutend, steigend und fallend, das in gewisser Hinsicht wohl einfache, aber auch weitere, großartige und inselreiche Gestade. Über deutsche Nordseebäder kann des Herrn von Halem's Beschreibung des Bades der Insel Norderney, wegen dessen schon seit 1799 bestehenden öffentlichen Wirksamkeit, vorzüglich viele Aufklärung geben. Man sieht aus diesem über das dortige Seebad geschriebenen Buche, wie fleißig es besucht ist seit dem Beginn der Anstalt, wie wohltätig die Seebäder sind, wo sie nützen, wo sie schaden können, wie eine früher arme und sonst öde und einsame Insel durch kluge und verständige Benutzung des sie umflutenden Meeres Monate lang einer reichen Erwerbsquelle sich erfreut; man sieht daraus, daß der Mensch selbst bei einer kargen und verweigernden Natur vergnügt sein und den Zweck erreichen kann, den er gewollt. Ich habe die Insel Norderney nie besucht und kenne sie nur aus der angeführten Beschreibung; ich bin auch nicht auf Helgoland gewesen und habe die dortigen Einrichtungen nicht gesehen, habe freilich auch dabei den Genuss entbehren müssen, eine aus dem Meere emporsteigende Felseninsel zu bewundern und die Größe der schaffenden Natur anzustaunen; aber ich glaube doch die Behauptung aussprechen zu können, daß von allen Inseln, die von Dänemark bis Holland in der Westsee liegen, die Insel Föhr, wenn sie die begünstigste jetzt nicht ist, bei einem kräftigen Willen der Regierung und des Volkes dieses werden könnte.

Die chemischen Untersuchungen sind von der Medizin nie ganz verworfen worden. Wir wollen weder dem Materialismus der Form und Mischung huldigen und den Menschen so materiell betrachten, als wenn das Knochengerüste nur als Hülle diente, die die gütige Vorsehung der sonst gar zu nackten Serie umgehängt; noch der Naturphilosophie auf ihren teilweise gar zu exzentrischen, transzendentalen Pfaden folgen, von denen viele ihrer Jünger sich ermüdet abgewendet und diesen Bemühungen in jedem Fall das Wort zu reden suchen. Aber eine Untersuchung des Wassers nach analytisch-chemischer Weise, welches die Inseln der Westsee umgibt, bringt für Föhr und die Umgebung ein sehr vorteilhaftes Resultat. Man fand zu Doberan in dem gleichen Gewichte Wasser 130 Gran salziger Bestandteile, zu Norderney 250 Gran und bei Föhr ungefähr 270 — 300 Gran und darüber. Ob nun hierin die alleinige Wirksamkeit sich findet, möchte mit Gewissheit wohl schwer zu entscheiden sehn. Wir wollen hier mir die Erfahrung reden lassen, einerlei ob das Wasser sechs Stunden lang stürzt oder fällt; einerlei, ob diese Ebbe und Flut von der Anziehungskraft des Mondes herrührt oder ein organischer Lebensprozess der Erde selbst ist; einerlei, ob es dem Badenden gleich ist, die Phänomene der Natur zu bewundern oder gleichgültig anzusehen; einerlei endlich, wie viel verschiedene Bestandteile sich in dem Wasser gefunden, die dem Fremden auch sehr gleichgültig sind und sein müssen, wenn er mir eine erwünschte Wirkung nach dem Bade verspürt und dieselbe seinem Körper wohltätig ist.

Was mich als Arzt betrifft und wenn ich zu Ärzten reden soll, so kann ich diesen die Versicherung geben, daß ich freilich während einer nur fünfjährigen Erfahrung und durch mitgeteilte Nachrichten von früheren Erfolgen weiter belehrt, sehr günstige Resultate gesehen habe: bei der sogenannten englischen Krankheit, bei Lähmungen der Nerven und anderer Teile, bei Gicht und Rheumatismus, bei jener beständigen Neigung zu Erkältungen, bei Krankheiten der Haut, dei Scropheln, bei hypochondrischen Zufällen, bei Fehlern der Sinnesorgane, bei so manchen anderen Übeln, wo das Seebad bisher heilsam gewesen und bei dem Heer von Krankheiten, welche wir, um ein Wort zu finden, nervöse zu nennen pflegen und die hauptsächlich in der Gefühlswelt verkehren, zufrieden damit, der Eigenliebe und Entschuldigung des Kranken, so wie der eignen Trägheit und Unkunde selbst auf gleiche Weise gedient zu baden. Manche sind geheilt worden, die Ostseebäder vergebens oder nur mit wenigern und geringerem Nutzen gebraucht hatten. -

Die Stelle, wo kalt gebadet wird, ist ungefähr 1/4 Stunde von dem Flecken Wyck entfernt. Man fährt dahin, um nicht vom Gehen zu sehr erwärmt und erhitzt zu werden, allein oder in Gesellschaft mit andern Badegästen für wenige Schillinge, und geht zurück am Strande selbst, oder über Wiesenland und befindet sich nach dieser dem Bade folgenden, langsameren oder schnelleren Bewegung, je nach der Witterung und dem Stande des Thermometers, sehr wohl. Der Preis des Fuhrlohns ist für eine Person allein: 4 Schillinge; wenn zwei zugleich des Wagens sich bedienen, für jeden: 3 Schillinge; wenn drei Personen auf demselben sich befinden, für jeden einzelnen: 2 ½ Schillinge und wenn vier oder mehrere Personen: 2 Schillinge. Will Jemand den Wagen zur Rückkehr gebrauchen, so zahlt er die Hälfte des für die Hinfahrt bestimmten Preises. Die Badekutschen sind nach dem Muster der Englischen bequem und gut eingerichtet. Man findet darin eine Bank, Spiegel, Decken und andere kleine Bequemlichkeiten. Der Meeresgrund ist reiner, feiner Sand; ohne Steine, sicher, und dacht sich nur ganz allmählich ab, so daß ohne alle Gefahr und mit der größten Sicherheit und Bequemlichkeit gebadet werden kann. Jene Badekatschen werden mit Hilfe eines Pferdes, welches ein geübter Mann regiert, ins Meer hinein und herausgefahren, nachdem man vorher die sogenannte Notflagge aufgezogen, wenn man mit dem Baden fertig und das Land wieder zu betreten wünscht, wozu in der Regel, der Instruktion nach, im Ganzen eine halbe Stunde Zeit vergönnt ist. Es wird gewöhnlich lieber zur Flut- als wie zur Ebbezeit gebadet. Man hat eine größere Wirksamkeit im Wasser finden wollen, wenn die Flut eintritt, als wäre es in diesem Augenblicke höher potenziert und träte in innigeren und genaueren Rapport mit dem durch die nächtliche Ruhe für diese Eindrücke geistig und vegetativ empfänglicher gemachten Menschen, vorzüglich, wenn des Morgens ziemlich früh gebadet wird und ich glaube auch, daß diese Ansicht nicht ganz ohne Grund sein mag; allein so wichtig ist die Sache nicht, wie Viele glauben und die Erfahrung hat gezeigt, daß man zur Ebbezeit baden und dabei sich sehr wohl befinden kann. In der Regel badet man nur ein Mal täglich und bleibt im Bade 2—10 Minuten oder ¼ Stunde, je nach seinem eigenen Urteil, Rat und Meinung, oder dem des Arztes, der die Badekur empfohlen, oder auf Anraten des am Badeort selbst sich aufhaltenden und durch die Lage der Dinge mit manchem Schädlichen und Nützlichen näher bekannten Arztes. Zur weiteren Bequemlichkeit findet man ein Häuschen, um im Notfall vor der gar zu unfreundlichen Witterung Schutz zu suchen, so wie auch ein Paar, Hilfe und Dienste leistende Personen gewöhnlich gegenwärtig sind.

Die Anstalt zu den warmen Bädern ist im blecken selbst, in der Nähe des Wirtschaftgebäudes und so eingerichtet, daß sie allen billigen Ansprüchen entspricht. Der Badearzt ist daselbst in der Regel zwei Stunden des Vormittags bereit, etwanigen Forderungen Genüge zu leisten. Auch Schwefelbäder können hier besonders verabreicht werden, so wie Regen-, Tropf-, Sturz- und Douche-Bäder in vorkommenden Fällen Anwendung finden.

Die Preise des kalten Bades waren bisher 16 Schillinge für ein einzelnes, dutzendweise: 12 Schillinge; für Kinder gilt die Hälfte dieser Preise, wenn ein Kind mit einer erwachsenen Person zugleich badet, oder wenn zwei Kinder zu gleicher Zeit in einer und derselben Kutsche sind.

Die warmen Bäder kosten einzeln: 24 Schilling und dutzendweise: 20 Schillinge, wegen des hier teueren und entfernteren Feuerungsmaterials und der besonderen notwendigen Einrichtung, die wegen der Ebbe und Flut das Wasser zu jeder Zeit auf diese Weise vorhanden sein lässt. Für Kinder wird der Hälfte dieses Preises entrichtet, jedoch nur, wenn ein Kind zugleich mit einer erwachsenen Person badet, oder wenn zwei Kinder zugleich baden; wogegen für ein einzelnes allein badendes Kind der für Erwachsene festgesetzte Preis gezahlt werden muss.

Die Douche-, Regen-, Sturze und Tropfbäder sind jedes auf 12 Schillinge angesetzt. Schwefel-, Stahl- und Kräuterbäder leiden im Preise keine Veränderung mit dem der warmen, jedoch werden die zur Bereitung eines solchen künstlichen Bades erforderlichen Zutaten natürlich außerdem besonders vergütet. Jeder Fremde versieht sich gemeiniglich gleich mit Billetten zu irgend einer Art von diesen Bädern, da die bei denselben auswartenden Leute beauftragt sind, ohne diese den Gebrauch derselben nicht zuzulassen. Diese Billette sind dei dem Cassirer der Anstalt zu empfangen.

Die Fremden logieren hier bei den Einwohnern des Fleckens, in reinlichen, freundlichen Wohnungen. Man erhält durchgängig für 4 Mark 8 Schilling Schlesw. Holst. Cour, wöchentlich ein Zimmer mit Bett und dem gewöhnlichen Zubehör von Teewasser, Handtüchern u. s. w. Für eine Stube, Kammer und Bett zahlt man 6 Mark, für 2 Stuben und die letztere 7 Mark 8 Schilling, und so steigt der Preis in passendem -Verhältnis für 4 Stuben zu 12 bis 13 Mark wöchentlich. Dies war bisher für die meisten Einwohner der ein Mal angenommene Preis und ist es auch noch. Doch steht ja natürlich Jedem frei, sich mit den letzteren auf besondere Weise abzusenden. Man speist gewöhnlich an Table d'hôte im Gesellschaftshause, wo ein einzelnes Mittagsessen 20 Schillinge kostet und der Abonnementspreis für ein Dutzend auf 4 Taler sich beläuft, natürlich ohne Wein, und erhält dafür drei gute Gerichte. Doch kann man nach Verabredung auch das Essen holen lassen und gibt dafür einzeln 24 Schillinge. Manche ziehen es auch vor, sich im Hause selbst durch ihre eigne Bedienung oder von den Einwohnern beköstigen zu lassen, eine Freiheit, die freilich der Anstalt und besonders der Restauration mehr oder weniger nachtheilig, aber, in einem Bade nicht gestört werden kann und darf, da gerade das freie, ungestörte Sein und Leben den Bädern einen großen Teil ihres Reizes und Wertes gibt, und zu jeder andern Zeit der Gast an den gesellschaftlichen Vergnügungen Teil nehmen kann und mag, wenn Lust und Laune ihn dazu auffordern und bestimmen.

Was diese zuletzt genannten Vergnügungen betrifft, so sind sie auf dieser Insel freilich nicht zu vergleichen mit den, in mancher Hinsicht für Viele so einladenden Assemblern, Konzerten, Lustpartien und Pharaobänken größerer und besuchterer Bäder. Sie beschränken sich auf abendliche Zusammenkünfte zwei oder mehrmal wöchentlich, wo der Gegenstand der Unterhaltung von dem einen oder anderen der Gesellschaft angegeben wird, auf musikalischen Genuss, wenn Talent und Neigung, wie Gelegenheit dazu sich findet; auf kleine gemeinsame Ausfahrten nach den freundlich liegenden Dörfern der Insel und ihren etwanigen Sehenswürdigkeiten; auf Spaziergänge nach denselben und in der für Viele bei günstiger Witterung, vorzüglich Morgens und Abends, durch die weite Aussicht auf die See so anziehenden Allee in der Nähe des Badehauses, die freilich nur langsam gedeiht, aber doch allmählich an Wachstum gewinnt; auf Wasserpartien, entweder nach den zunächst gelegenen oder entfernteren Inseln, wie Amrum, Sylt oder Helgoland, oder ohne dieselben zu besuchen; oder endlich auf freundliche Zusammenkünfte der Badegäste unter einander in ihren verschiedenen Wohnungen. Auf solche Weise sind bei einer gebildeten, humanen und nicht zu große Ansprüche machenden Badegesellschaft die vier bis sechs Wochen ihres Aufenthalts bald und angenehm verbracht. Wenn die Zahl der Gäste nicht zu geringe ist, so wird Jeder leicht einen Kreis oder Zirkel finden, mit dem er näher sich befreundet und der die Zeit ihm angenehm vertreiben hilft. Ohnedies schließt man in einem Bade sich häufig leichter an einander und vorzüglich auf einer Insel, wo man mehr abgeschlossen von der übrigen Welt, dies Bedürfnis größer und lebhafter fühlt, wenigstens anfangs bei ungewohnter Lebensweise. Auch findet der Fremde gewöhnlich bei den hiesigen Bewohnern einen gastfreien und freundlichen Empfang.

Zur weiteren Bequemlichkeit der Fremden ist in den letzten Jahren eine Packetfahrt zwischen hier und Altona oder Hamburg veranstaltet, die in diesem Augenblick nur aus einem gut eingerichteten Fahrzeuge besteht, welches ungefähr 16 Personen beherbergen kann, aber hoffentlich durch hiesige oder fremde Bemühung und Unternehmungsgeist erweitert wird. Die näheren Bestimmungen in dieser Hinsicht werden seiner Zeit in den öffentlichen Blättern bekannt gemacht, wie die Eröffnung des Bades gleichfalls, angezeigt wird. Ein für manche Seereisende sehr unangenehmes Übel ist die Seekrankheit, that chilling headiness of heart or rather stomach, welches den dafür Empfänglichen heimsucht beyond the best apothecary's art. Es verliert sich indess bekanntlich, wie man das Land betritt, und ist mitunter eine sehr nützliche Einweihung in die Mysterien des Seelebens.

Wer Pferde und Wagen mitbringen will, findet Gelegenheit dieselben hier passend unterzubringen. Der Fährpächter selbst, ist jetzt hier auf Föhr in Wyck wohnhaft, unterhält aber immer auf der anderen Seite, in Dagebüll, einem Dorfe, von wo die Überfahrt stattfindet, hiezu Fahrzeuge bereit. Man findet dort ein Wirtshaus, um einige Zeit verweilen zu können. Wegen der Ebbe und Flut kann man natürlich nicht immer die Reise beginnen, indem man nur mit beginnender Ebbe übergehen kann, dagegen von hier aus mit dem Anfang der Flut die Fahrzeuge übergehen.

Wer nicht gerne längere Zeit in Dagebüll verweilen will, kann nach dem gewöhnlichen Altonaischen Kalender sich die Sachen erleichtern, indem er zwei Stunden von der dort für Altona angegebenen Flutzeit abrechnet, wo denn bei günstigem Winde der Überfahrt nichts im Wege steht. Bei nördlichen Winden muss ausnahmsweise die Überfahrt ein Paar Stunden früher begonnen werden. Sind diese Bedingungen nicht so freundlich, so wird der Aufenthalt begreiflich längere Zeit stattfinden müssen. Man reist gewöhnlich von Hamburg aus, über Itzehoe und von dort entweder, über Heide, Friedrichstadt und Husum oder Bredstedt nach dem obengenannten Dagebüll. Ein anderer, für Manche vielleicht interessanterer Weg, führt bekanntlich auf der neuen Chaussee nach Kiel und von da über Eckernförde, Schleswig und Bredstedt nach jener angeführten Fährstelle.

Die beste allgemeine Anleitung zum Gebrauch irgend eines Seebades und für jeden Badenden gleichsam unentbehrlich, sind die allgemeinen Baderegeln von Vogel, die in Stendal 1801 erschienen sind. Einzelne Abänderungen richten sich nach der Eigentümlichkeit jedes einzelnen Badeortes und kommen weniger wesentlich in Betracht, es sey denn, man schreite eine Iliade nach dem Homer. Wer noch ausführlicher über Föhr in jeder Beziehung zu unterrichten sich wünscht, findet die beste Aufklärung in der Schrift des Herrn von Warnstedt: Über Föhr, und das Wilhelminen-Seebad. Schleswig. Taubstummen-Institut. 1824.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Insel Föhr und ihr Seebad