Die Nordsee-Insel Föhr

Föhr ist eine Insel, welche die Nordsee umspült. Sie liegt an der Westküste des Herzogtums Schleswig, anderthalb Meilen vom festen Lande entfernt, mit dem eine regelmüßige tägliche und stündliche Verbindung durch sichere und bequeme Fahrzeuge, je nach dem Stande der Ebbe und Flut, je nach Wind, Wetter und Jahreszeit stattfindet. Von mehreren kleinen Inseln oder Halligen, wie der Sprachgebrauch sie nennt, weil sie keine Deiche haben und die Häuser auf Erderhöhungen gebaut sind, wird sie im Süden in geringerer oder weiterer Entfernung begrenzt. Westlich und nördlich liegen die Inseln Amrum und Sylt, die durch ihre Eigentümlichkeit und ihre hohen Sanddünen unsere Insel größtenteils vor den gefahrvollen Fluten des Meeres bewahren.

Die Größe der Insel beträgt ungefähr 1 ¼ Quadratmeilen. Länge und Breite sind nicht sehr von einander verschieden. Die erstere rechnet man auf 1 1/2, die andere auf 1 Meile. Der Weg um die Insel herum beträgt 4 - 5 Meilen. Sie selbst ist eben und flach und hat, die Umgegend der Dörfer ausgenommen, keine Bäume und Waldungen. Halb ist sie mit Deichen umgeben gegen den Andrang der See. Wo diese fehlen, gibt das höhere Ufer dagegen Schutz.


In früherer Zeit soll die Insel bewaldet gewesen sein, wenigstens deuten ausgegrabene Baumstämme darauf hin. Bei den Dörfern stehen übrigens sehr hübsche und große Bäume, Ulmen, Eschen, so wie Obstbäume und andere.

Das Trinkwasser auf der Insel ist sehr gut und reichlich vorhanden, ein großer Vorzug vor den andern Inseln, wo man dergleichen teilweise sehr entbehrt.

Die Bevölkerung beträgt hier jetzt ungefähr reichlich 4.000 Menschen, die in 1 Flecken und 16 Dörfern wohnen. Die Dörfer sind größtenteils an der Grenze zwischen Geest und Marsch gelegen. Der Flecken, Wyck genannt, mit einem Hafen, liegt an der Ostseite, der Schleswigschen Küste gegenüber, und hat vermöge dieser seiner Lage mancherlei Verbindungen mit den benachbarten Städten des Festlandes, so wie auch mit dem entfernteren Altona und Hamburg, nach welchen Örtern zur fahrbaren Zeit mehrere Schiffe, so oft wie tunlich, abgehen.

Die Bewohner der Insel sind ihrer Nationalität nach Friesen, deren geschichtliche Überlieferung sich in den Hintergrund altnordischer Sagen und Mythen verliert. Ihre alten Tempel, worin sie dem Saturn und Jupiter, wie der Phoseta Opfer brachten, sind durch die Gewalt der Zeit zertrümmert, aber darum blüht unter einem günstigen Himmel eben so freundlich die Erde. Man rühmt und findet an den hier Wohnenden Reinlichkeit, mit einfacher Sitte und Sparsamkeit gepaart. Die Männer sind meistens wohlgebaut, und kräftigen Stammes, sie verstehen in der Regel ihre Schiffe zu führen; die Frauenzimmer gleichen ihnen an wohlgefälliger Bildung. Auch gastfrei sind sie, wie alle Insulaner. Das weibliche Geschlecht hat auf den Dörfern eine eigentümliche Nationaltracht, es verhüllt Kopf, Gesicht und Hals auf eigentümliche Weise mit Tüchern, gewöhnlich dunklerer Farbe. Die Männer gehen, wie gewöhnlich in den Herzogtümern, gekleidet. In Wyck sind Männer, wie Frauen, durch nähere Bekanntschaft mit dem Festland, mit den Sitten und Gewohnheiten des letzteren hauptsächlich vertraut.

Im Allgemeinen zeichnet sich der östliche Teil der Insel vor dem westlichen durch freundlicheres Ansehen der Häuser, durch eine größere Anzahl bei den Dörfern sich befindender Baumpflanzungen vorteilhaft aus.

Der Flecken Wyck rechnet sein Entstehen vom Jahre 1634 an, wo eine große Überschwemmung die in Not und Unglück geratenen Bewohner der benachbarten Gegenden und Inseln bewog, sich an dem hiesigen Ufer anzusiedeln und auf diese Weise den Grund zur Entstehung dieses Ortes zu geben, der denn allmählich im Verlauf der Zeit sich vergrößerte. Derselbe hat ungefähr 600 Einwohner, ist wohl gebaut und hat besonders von der Seeseite ein dem Auge gefälliges Ansehen. Man findet darin Kaufleute, Handwerker usw. Eine kürzlich angelegte Schiffswerft, eine Ölmühle und mehrere andere Gewerbe tragen zur Unterhaltung des Fleckens wesentlich bei. Einige von diesen letzteren findet man auch auf den Dörfern. In diesem Orte ist auch die wohleingerichtete Apotheke für die Inseln Föhr und Amrum und wohnt der Landesarzt. Ein zweiter Arzt wohnt in Nieblum, einem Dorfe, welches ungefähr eine halbe Stunde von Wyck entfernt liegt. Im Flecken ist auch ein Postamt. Diese Post bringt Sonntags und Donnerstags Briefe, Zeitungen und sonstige Sachen und geht am Dienstage und Freitage wieder von hier ab, im Sommer regelmäßig an diesen Tagen, späterhin und im Winter natürlich nach dem jedesmaligen Stande der Witterung, früher oder später. Bei den Häusern des Fleckens sind kleine Gärten, mit den gewöhnlich beliebten Blumen bepflanzt, mit Gemüse bebaut, durch lebendige Hecken und sonstige passende hölzerne Befriedigungen geschieden.

Die eigentliche nationale Sprache der Bewohner dieser Insel ist die friesische, eine eigene, dem Fremden natürlich völlig unverständliche Mundart. Doch wird deutsch in allen Kirchen gepredigt und in vielen Dörfern und vorzüglich im Flecken Wyck und dem Osten der Insel gesprochen.

Der Fischfang steht zurück vor manchem anderen Gewerbe. Im Frühjahr werden in dem nahe liegenden Wasser bei Amrum viele Schellfische gefangen, die sehr wohlschmeckend sind und vorzüglich der ärmeren Klasse längere Zeit Unterhalt geben. Sonst finden sich in der nächsten Umgebung Aale, Schollen und würden wahrscheinlich auch andere Fische sich finden, wenn die Energie und das Verlangen in dieser Hinsicht größer wären. In den einzelnen kleinen stehenden Gewässern und Gräben im Westen der Insel sind Hechte, die man nach Wyck zum Verkauf bringt. Sonst werden auch vom Festlande und den dasigen benachbarten Harden zuweilen Fische herübergebracht.

Bemerkenswert sind die zum Teil ganz in der Nähe der Insel gelegenen Austernbänke. Die Art ihres Fanges und genauere Kenntnis der dazu gehörigen Sachen und Geräte gibt Manchem, längere Zeit im September hier verweilenden, Unterhaltung und Belehrung.

Für die Jagd ist sehr wenig hier zu schaffen. Sie beschränkt sich auf ein paar Arten kleiner Landvögel, so wie Hasen, welche letztere jedoch nach der im Jahre 1825 stattgefundenen Überschwemmung weit seltener angetroffen werden, wie früher. Sie wird noch mehr gehindert durch den Fang der sogenannten Krickenten, weil in dieser Zeit kein lebhaftes Geräusch stattfinden darf, um dieses Geflügel nicht zu verscheuchen. Die Fangart desselben wird originell und einträglich gehandhabt in den sogenannten Kojen, deren drei sich hier befinden, und wo nach dem verschiedenen Striche des Windes verschiedene mit einem Netze bedeckte Kanäle, aus einem mit Wasser gefüllten und von Buschwerk und Erdwall umgebenen Bassin, allmählich sich verengend auslaufen, um die in diese engere Lage durch Lockspeise getriebene größere Anzahl von Vögeln auf diese Weise um so leichter zu fangen. Diese Enten sind sehr beliebt und werden frisch und eingemacht häufig genossen und versendet.

In der Umgegend der Insel sieht man häufiger Seevögel fliegen, vorzüglich bei Amrum. Ihre nähere naturhistorische Beschreibung und Kenntnis gehört nicht hierher und interessiert nur den darin besonders Kundigen. Am Strande finden sich die der Nordsee eigentümlichen Seepflanzen, die Tange, Ulven und Koniferen. Einige von diesen Pflanzen sind für jeden Gebildeten anziehend durch Form und besondere Bildung. Auch besitzt einer der hiesigen Einwohner eine Sammlung getrockneter Pflanzen dieser Art, die von Kennern gelobt wird und in Bezug auf dabei angewendete Mühe und Sorgfalt sehr schätzenswert ist. Auch an Muscheln und Steinen findet sich Manches.
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