Widerstand durch Magnus und Hakon und Waldemar

So schien, als König Albrecht nach dem 26. Juni aus Finnland zurückkehrte, die Herrschaft ihm gesichert: Schweden war ihm untertänig bis auf Westergotland, und auch mit diesem wurden Verhandlungen angeknüpft, Finnland war unterworfen, seine neuen Unterthanen hatten treu zu ihm gestanden, seine Gegner waren unschädlich gemacht, Magnus saß gefangen in Stockholm, Hakon war geflohen. - Da erschien ein neuer Gegner auf dem Kampfplatze: König Waldemar von Dänemark. Waldemar stand seit dem Jahre 1360 mit den Mecklenburgischen Fürsten in bestem Einvernehmen. Seit aber Hakon 1363 seine Tochter Margareta geheiratet hatte, stand er sich auch mit den nordischen Königen gut. Als diese nun mit Mecklenburg in Konflikt kamen, da war es für ihn die Frage, welcher von beiden Parteien er sich anschließen sollte. Mit beiden war er verschwägert; aber es war klar, dass ein Charakter, wie der seinige, sich nicht durch Rücksicht auf Verwandtschaft bestimmen lassen, sondern dass sein persönlicher Nutzen für seine Haltung entscheidend sein würde. So verhielt er sich denn zunächst abwartend, neutral. Sicher beabsichtigte er schon damals dem beizuspringen, der ihm am meisten bieten würde. So knüpfte er bereits, als die Sache noch nicht entschieden war, mit Herzog Albrecht Verhandlungen an. Wahrscheinlich verlangte er damals als Lohn für seine Hülfe, oder auch nur für die Nichtunterstützung Magnus' und Hakons, die Abtretung von Teilen Schwedens. Aber die Sache zerschlug sich; man konnte sich wohl über den Preis, den er begehrte, nicht einig werden. Als nun König Albrecht nach dem Siege bei Enköping auf dem Gipfel seiner Macht stand, konnte Waldemar natürlich von ihm für sich noch weniger erwarten, und so war es klar, dass er sich nach der gegnerischen Seite hinneigen würde. Da erschien Hakon bei seinem Schwiegervater und bat ihn um Hülfe gegen Albrecht, und Waldemar war dazu gleich bereit. Zunächst beeilte er sich, mit seinen sonstigen Gegnern endgültig abzuschließen.

Mit den Hansen war bereits am 21. Juni 1364 der Waffenstillstand von 1362 auf vier Jahre verlängert worden; jetzt kam am 30. September 1365 ein Friede mit ihnen zu Stande. Ebenso hatte er am 7. Juli desselben Jahres mit den Grafen von Holstein zu Kolding Frieden gemacht. Nun hatte er freie Hand, in die schwedischen Verhältnisse einzugreifen, und am Anfang des folgenden Jahres 1366 fiel er mit Hakon in Schweden ein. Wir erfahren über diesen ganzen Krieg nur aus den Friedensverhandlungen, die nachher zu Ende Juli stattfanden. Aus ihnen geht namentlich hervor, dass Waldemar um Pfingsten (24. Mai 1366) nicht unbedeutende Vortheile errungen hatte, mehrere Schlösser waren erobert, kurz Albrecht scheint den Krieg ohne rechtes Glück geführt zu haben. Um dieselbe Zeit gelang es Hakon, die Insel Oeland mit der Feste Borgholm in seinen Besitz zu bekommen. Dieselbe war einst, zur Zeit des Krieges mit Waldemar, von Magnus an die Städte verpfändet worden. Nun ließ sich der städtische Kommandant Friedrich Suderland, ein Rostocker, unvorsichtiger oder verräterischer Weise bereden, sie an Hakon zu übergeben. Angesichts der Verlegenheit seines Sohnes griff nun der alte Herzog Albrecht wieder ein und schloss am 28. Juli in Alholm auf der Insel Laaland einen Vertrag mit Waldemar. Dieser sollte Teile der schwedischen Provinzen Westergotland und Smaland (die Landschaften Kind, Mark, Finweden und Wärend) erhalten, dazu die Insel Gotland mit Wisby, die halbe Insel Hysing, und endlich alle Schlösser, die er um Pfingsten in Besitz gehabt hatte. Dafür war er bereit, das übrige Reich Albrecht und seinen Nachkommen zu garantieren und es sogar gegen Hakon zu schützen, während König Albrecht Magnus nicht freigeben und mit Hakon keinen Frieden schließen sollte, wenn beide diesen Vertrag nicht anerkennen wollten. Zu Lichtmess (2. Februar) des anderen Jahres sollte dann bei Kalmar eine Zusammenkunft zwischen König Waldemar und König Albrecht stattfinden, und beide sollten dann mit ihren Reichsräten den Vertrag bestätigen. Nachdem König Albrecht schon im September des Jahres durch seine Gesandten Raven Barnekow, der sein Hauptmann zu Nyköping war, und Bo Jonsson Unterhandlungen mit Waldemar angeknüpft hatte, fand wohl am 2. Februar 1367 die verabredete Zusammenkunft der beiden Könige statt; wenigstens scheint das daraus hervorzugehen, dass König Albrecht mit seinem Vater, dem Herzog, der wieder hinüber nach Schweden gekommen war, sich um jene Zeit in Kalmar aufhielt. Jedenfalls aber sind die erwünschten Folgen ausgeblieben. Wie wir aus den Ereignissen der Folgezeit erkennen können, bestand kein Friede zwischen Waldemar und Albrecht; der Letztere hatte also den Vertrag nicht anerkannt. Sein Grund dazu war offenbar folgender gewesen: Herzog Albrecht hatte die Abmachungen mit dem Dänenkönige wohl im Interesse seines Sohnes, aber nicht im Interesse des Reiches Schweden getroffen. Die Reichsräte, seine Großen, konnten es nicht zugeben, dass ihr König, nur um mit Waldemar Freundschaft und Frieden zu haben, unbesiegt Teile schwedischen Landes abtrete, besser mußte ihnen Waldemars Feindschaft, der Fortgang des Krieges erscheinen, der doch immerhin die Möglichkeit des Sieges und der Wiedererwerbung des verlorenen Landes bot. Hätte nun der König wider den Willen seiner Großen den Vertrag anerkannt und die Abtretungen zugegeben, so hätte er sich den Unwillen des ganzen schwedischen Volkes zugezogen. Sein eigener Thron wäre wankend geworden, und Waldemars zweifelhafte Freundschaft hätte ihm ebenso wenig genützt, wie einst dem Könige Magnus. So hatte offenbar König Albrecht bei sich erwogen und deshalb den Vertrag abgelehnt.


Die Folge war natürlich, dass der Krieg seinen Fortgang nahm. Und König Albrecht wurde jetzt von seinen Großen auf das Trefflichste unterstützt. Er hatte sich in dieser Angelegenheit so benommen, wie sie es von ihm hatten erwarten müssen, indem er nämlich ihr und des Reiches Interesse gegen Waldemars Ränke und gegen den eigenen Vorteil gewahrt hatte. In Anerkennung dessen waren nun die Großen zu den außerordentlichsten Opfern bereit. So verpflichteten sich am 2. Mai 1367 die Ritter Karl Ulfsson von Ulfasa und Erik Karlsson freiwillig, dem Könige und seinem Vater die Hälfte ihrer gesammten Jahreseinnahmen zu überlassen und auch andere, allenfalls selbst mit Waffengewalt, dazu bewegen zu wollen. Und ebenso übernahmen es die sämtlichen geistlichen wie weltlichen Stände, die Hälfte von ihrem ganzen, bis dahin steuerfreien Einkommen, vom Priesterzehnten, und von allen Lehn- und Pfandgütern zu geben; nur mußte der König versprechen, dass diese außergewöhnliche Abgabe nicht noch öfter erhoben und auch nur zum Nutzen und zur Verteidigung des Reiches verwandt werden sollte. Diese Einmütigkeit zwischen Herrscher und Unterthanen ermöglichte denn auch ein Vorgehen mit frischen Kräften: schon zu Anfang des Jahres war es Albrecht gelungen, in Westergotland festen Fuß zu fassen, indem ihm König Magnus' Hauptmann Gerd Snakenborg das feste Schloss Arewall auslieferte. Jetzt im Herbst des Jahres wurde Schloss Borgholm auf Oeland belagert und zu Schluss desselben mitsamt der ganzen Insel eingenommen. Es gehorchten dem Könige die Gegenden des Nordens bis nach Dalarne und darüber hinaus bis Helsingland.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Herrschaft der Mecklenburger in Schweden