Unruhige Zeiten für König Albrecht

Gegenteil war, wie Girgensohn nachgewiesen hat, das Verhältnis zwischen deutschen und schwedischen Adligen das denkbar beste und wurde vielfach noch durch gegenseitige Heiraten befestigt. Anders war es allerdings bei den übrigen Ständen, namentlich den Bauern, denen die deutsche Herrschaft nur Nachtheil gebracht hatte. Ihnen war Magnus kein harter König gewesen, sie hätten seinen Sturz nicht gewünscht; trotzdem hatten sie sich nach dem Vorgang ihrer Großen der neuen Herrschaft zunächst gefügt. Dass aber die durch dieselbe ins Land gekommenen deutschen Adligen anfingen, die freien schwedischen Bauern ebenso zu behandeln, wie sie es in ihrer Heimath mit ihren hörigen gewohnt waren, mußte allmählich eine tiefe Erbitterung hervorrufen und schließlich bewirken, dass ihnen Albrechts Regierung als eine Fremdherrschaft erschien. Obgleich also die Erbitterung des Adels zunächst nicht gegen die Deutschen, sondern gegen Albrecht gerichtet war, die der Bauern aber nicht gegen den König, sondern gegen seine deutschen Helfer ging, taten sich doch beide zusammen; und als auch Hakon wieder gegen Albrecht auftrat, glaubten sie, der günstigste Augenblick sei gekommen, jetzt ihre gemeinsamen Interessen wahrzunehmen. Mit Hakon hatte König Albrecht zwar, um die Zeit des Stralsunder Friedens, vielleicht unter Vermittlung der Städte im Anschluss an denselben, Verhandlungen angeknüpft: Am 9. Mai 1370 hatte er die Bischöfe von Linköping und Skara und drei Ritter beauftragt, zu Lödöse im Juni mit dem Gegner zu unterhandeln. Aus irgend einem Grunde muss diese Zusammenkunft aber aufgeschoben worden sein, denn am 12. Juli hatte ebenfalls Hakon acht Herren bevollmächtigt, im August zu Lödöse seine Sache zu führen. Weiter erfahren wir nichts über diese Verhandlungen, ja nicht einmal, ob die Zusammenkunft im August wirklich stattgefunden hat.

Vielleicht ist sie an Hakons übermäßigen Forderungen gescheitert; Erfolg hat sie jedenfalls nicht gehabt, denn im nächsten Jahre ging der Krieg zwischen Albrecht und Hakon weiter. Dies Mal führte ihn der Letztere mit mehr Glück, als bisher, denn schon im Winter war das Schloss Axewall in Westergotland wieder in seine Hände gekommen.


Jetzt war es, wo die Unzufriedenen in Schweden sich mit ihm verbanden. Es erhoben sich die Bewohner des mittleren Schweden und riefen in einer Proklamation ihre Landsleute auf, das Joch der Deutschen abzuwerfen und sich von der Fremdherrschaft und den Bedrückungen, die sie so lange durch dieselben erfahren, zu befreien. Schwedische Adlige, vor allem Erik Kettilsson, und der Bischof Nikolaus von Linköping, bis vor kurzem noch ein Anhänger König Albrechts, hatten sich an ihre Spitze gestellt. Bis eine Meile von Stockholm entfernt drangen die Aufrührer vor, ließen sich hier aber in Unterhandlungen mit den Gegnern ein. König Albrecht selbst war nicht anwesend, sondern nach Deutschland hinübergegangen, wohl um neue Truppen zu dem Kriege gegen Hakon zu werben. Da schlossen denn in seinem Namen die auf seiner Seite gebliebenen Adliqen, der Marschall Karl Ulfsson, Bo Jonsson, Bengt Philippsson und andere Ritter, sowie der Bischof von Strengnäs und die stockholmer Ratsherren am 15. April 1371 mit den Aufständischen einen Waffenstillstand ab, der bis 4 Wochen nach Pfingsten, bis zum 21. Juni dauern sollte. Die Bedingungen, die die Empörten stellten, waren: im Interesse Hakons, dass sein Vater, der gefangene Magnus, mild und ehrenvoll behandelt und nicht von Stockholm weggeführt werden sollte; und im Interesse des Volkes mußte Bo Jonsson im Namen des Königsversprechen, dass keine neuen Steuern aufgelegt, sondern nur die erhoben werden sollten, zu denen man gesetzlich verpflichtet sei. - Nun kam auch König Hakon heran und lagerte mit einem Heere dicht bei Stockholm. Als nun König Albrecht um diese Zeit aus Deutschland zurückkam, sah er sich sogleich den schwierigsten Verhältnissen gegenüber: Der Waffenstillstand, den seine Anhänger mit den Empörern geschlossen hatten, war abgelaufen. Die Hauptstadt wurde von den Aufständischen und Hakon zugleich bedroht. Doch nun scheint es zu neuen Verhandlungen gekommen zu sein, die die auf des Königs Seite gebliebenen Großen in die Hand nahmen. Sie scheinen dem Könige, wie aus dem folgenden Vertrage hervorgeht, allerlei Vorwürfe gemacht und die Abstellungen von mancherlei Zuständen und die Zusicherung von verschiedentlichen Rechten verlangt und nur so sich bereit erklärt zu haben, seine Sache mit Energie zu vertreten.

König Albrecht wusste sich nicht anders zu helfen: er gab gänzlich dem Verlangen der Großen nach und am 9. August 1371 stellte er ihnen in dem Minoritenkloster zu Stockholm eine Urkunde aus: Er versprach darin, seinen Ständen den Schaden zu erstatten, den seine Vögte und Untergebenen wider seinen Willen vielfach angerichtet hätten; sämmtliche Lehen und Vogteien sollten von nun an nur an Einheimische gegeben werden; die wichtigsten der Schlösser sollte Bo Jonsson entgegennehmen; allen, die Güter in Schweden besäßen, sollten diese gesichert sein, auch wenn sie selbst in Norwegen oder Dänemark wohnten; in allen Fällen wollte er sich nach dem Rate des Reichsrates richten.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Herrschaft der Mecklenburger in Schweden