Quellen der Arbeit

Über die Herrschaft der Mecklenburger in Schweden ist allerdings schon vieles geschrieben worden. So die Geschichte der ganzen Periode in Th. Lindners „Geschichte des deutschen Reiches unter König Wenzel, Braunschweig 1875 und 1880“; Dietrich Schäfer hat in seiner Schrift „Die Hansastädte und König Waldemar von Dänemark, Jena 1879“ die erste Zeit bis zum Jahre 1375 behandelt; Kr. Erslev kommt in seiner „Dronning Margrethe og Kalmarunionens Grundlaeggelse, Kopenhagen 1882“ nur für die letzte Zeit in Betracht, ebenso wie Paul Girgensohn mit seiner Schrift „Die skandinavische Politik der Hansa, Upsala 1898“; Ernst Robert Daenell hat mit seiner „Geschichte der deutschen Hanse in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, Leipzig 1897“ dieselben Ereignisse behandelt, soweit sie mit in sein Thema gehörten; Carl Gustav Styffe giebt in der Einleitung zu seinem „Bidrag till Skandinaviens Historia ur utländska Arkiver, första delen, Stockholm 1859“ einen Überblick zwar über die ganze Zeit, aber nur sehr kurz; desgleichen Hans Hildebrand „Sveriges Medeltid, Stockholm 1879“; und schließlich wäre noch von Peter Friedr. Suhms „Historie af Danmark, Kopenhagen“ der 13. und 14. Band heranzuziehen. Stuffe und Erslev stehen aber mit ihren Sympathien zu sehr auf gegnerischer, d. h. national-schwedischer bezw. dänischer Seite, als dass es ihnen möglich gewesen wäre, bei der Schilderung des Handelns der ausländischen, deutschen Fürsten ganz unparteiisch zu bleiben. Daenell andererseits ist von vornherein zu sehr für die hansische, speziell lübische Politik eingenommen, so dass er da, wo sie mit der, der Fürsten im Widerspruche steht, die letztere zuweilen etwas unbillig beurtheilt. Demnach mangelt es zur Zeit noch an einer Arbeit, die einerseits ein gründliches, vollständiges Bild dieser interessanten Episode giebt, und andrerseits auf Grund einer, soweit dies möglich ist, unbefangenen Würdigung der Quellen eine gerechtere Beurteilung der handelnden Personen gestattet. Deshalb dürfte die vorliegende Arbeit, die den angedeuteten Zweck verfolgen soll, nicht ganz überflüssig sein.

Als Quellen dieser Arbeit sind namentlich die benutzt, die, die meiste Gewähr der Zuverlässigkeit bieten, die gleichzeitigen Urkunden, wie sie in dem Mecklenburgischen Urkundenbuch (Band IV-VI u. XIII-XX), in der Sammlung der Hanserezesse (B. I-IV), in der Urkundensammlung der schleswig-holstein-lauenburgischen Gesellschaft für vaterländische Geschichte (II. B.), im Archiv für Staats- und Kirchengeschichte der Herzogthümer Schleswig, Holstein, Lauenburg von Michelsen und Asmussen (II.), im Lübecker Urkundenbuch (III. B.), im Urkundenbuch zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg von Sudendorf (III-V), in Bunges Liv-, Esth- und Kurländischem Urkundenbuch (U. B.), im Diplomatarium Norwegicum (I, II, III, V) und in Rydbergs „Sverges traktater med främmande magter“ (II. B.), sowie in dem bereits genannten Werk von Styffe (B. I) aufgeführt sind. Daneben sind aber auch stets des Vergleichs halber die Werke der mehr oder minder gleichzeitigen Geschichtsschreiber herangezogen worden; ausschließlich sind dieselben nur da benutzt worden, wo die besten Quellen, die Urkunden, schien. Die wichtigsten der benutzten Chroniken und Annalen sind folgende: Das Werk des Franziskanerlesemeisters im St. Katharinenkloster zu Lübeck Detmar, der im Jahre 1385 aus Verfügung des Rates die seit Jahrzehnten nicht weitergeführte lübische Stadtchronik fortsetzte, also gleichzeitig lebte und für diese Ereignisse, in denen auch seine Vaterstadt Lübeck eine so wichtige Rolle spielte, wohl der zuverlässigste Chronist ist (das Werk ist neu herausgegeben von Karl Koppmann, zum Teil in „Die Chroniken der deutschen Städte, Band 19, Lübeck I, 1884, zum andern Teil ebenda Band 26, Lübeck II, 1899“; sodann des lübischen Dominikanerlesemeisters Hermann Korner Chronica novella (herausgegeben von Jakob Schwalm, Göttingen 1895). Korner hat nachweislich in den Jahren 1420-37 gelebt, kann also, wenn er auch nicht selbst Zeitgenosse der in Frage kommenden Ereignisse gewesen ist, doch noch Augen- und Ohrenzeugen derselben gekannt, und manche Nachricht von ihnen erfahren haben; für die Jahre 1361-64 hat er, wie er selbst angibt, die sonst weiter nicht bekannte Chronik eines Magisters Eylart Schonevelt benutzt. Aus späterer Zeit ist die Chronik des Franziskaners und späteren Predigers und Pastors an der Kirche zu St. Petri in Lübeck Reimar Kock († 1569), der aber ältere Aufzeichnungen benutzt hat. Von schwedischen Chroniken kommen vor allem die Chronologia svecica ex codice minoritarum Wisbyensium, die (nach Girgensohn, Beilage V) für die Jahre 1389-1412 gleichzeitig verfasst ist (in scriptores rerum svecicarum I, 1, S. 44); die ebenfalls ziemlich gleichzeitige chronica episcoporum Lundensium Nicolai archiepiscopi Lundensis (in Scr. rer. danicarum VI von J. Langebeck), die Omständelig berättelse (scr. rer. svec. I, 2), die zwar gleichzeitig entstanden, aber weil sie von einem während der Belagerung Stockholms durch die Deutschen unterdrückten Schweden verfasst ist, nur mit Vorsicht benutzt, werden darf; weit später sind das vetus chronicon Sveciae prosaicon (scr. rer. svec. I, 1) um 1450 und das diarium fratrum minorum Stockholmensium (scr. rer. svec. I, 1) um 1480 und die Chronica regni Gothorum des Dekans und Professors der Theologie zu Upsala Erik Olai († 1486, 24. Dez.).


Die Svenska Chronica endlich des Olaus Petri, des berühmten schwedischen Reformators, ist zwar noch später nach den Ereignissen geschrieben (um 1534), geht aber zum Theil auf ältere Zeugnisse zurück, und ist deshalb wohl mit heranzuziehen.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Herrschaft der Mecklenburger in Schweden