Herzog Albrechts Leben

Herzog Albrecht war bis an sein Ende geblieben, was er sein ganzes langes Leben hindurch gewesen war: ein Mann von rastloser Tätigkeit und Unternehmungslust. Sein ganzes Leben war der Sorge für das Wohl seines Landes und für die Größe seines Hauses geweiht gewesen, und mit Eifer und Geschick hatte er sich dieser beiden Aufgaben zu unterziehen gewusst. Durch den Erwerb der Grafschaft Schwerin hatte er das Gebiet seines Landes abgerundet, durch zahlreiche Landfriedensbündnisse die Ruhe und Ordnung in demselben aufrecht erhalten. Durch die Erlangung der Herzogswürde hatte er seinem Hause Glanz und Ansehen erworben, die er durch die Unternehmungen während seiner ganzen Regierung noch vermehrte. In allen Kämpfen ein siegreicher Heerführer, war er zugleich ein geschickter und einsichtsvoller Diplomat gewesen; wo er durch die Waffen nicht zum Ziele zu kommen glaubte, hatte er es durch Verhandlungen versucht. Da er wusste, was er den Kräften seines kleinen Landes zumuten durfte, hat er niemals leichtsinnig zum Schwert gegriffen, sondern stets erst, nachdem er sich leistungsfähige Bundesgenossen verschafft hatte. Deshalb auch sein stetiges gutes Verhältnis mit den Hansestädten, deren Macht, vor allem Geldmacht, er wohl zu würdigen verstand. Sollen doch noch seine letzten Worte der Rath an seine Söhne gewesen sein, sich stets gut mit den Städten zu stellen; das hatte er sein Leben lang getan und wäre gut dabei gefahren. - Er war es gewesen, der seinem Sohne Albrecht den schwedischen Thron erkämpft hatte; er war Jahre lang dessen beste Stütze gewesen, und stets hatte er ihm mit Rath und Tat zur Seite gestanden, wo er sich nicht mehr zu helfen gewusst. Bei dem letzten Kampfe gegen Dänemark hatte er noch alles geleitet. Bis nach Preußen und Livland hatte sein Einfluss gereicht. So kann man seine Unternehmungen fast als ein Streben nach dem dominium maris Baltici für das mecklenburgische Haus bezeichnen. Es ist nicht abzusehen, was vielleicht noch geschehen wäre, wenn er länger gelebt hatte. Mit ihm war auch seines Hauses Größe dahin: keiner seiner Söhne hatte seine Gaben geerbt, um dieselbe aufrecht erhalten zu können. Nicht nur, dass sein ältester Sohn Heinrich das dänische Unternehmen einschlafen ließ, auch die Tage seines anderen Sohnes Albrecht als König von Schweden waren gezählt.

König Albrecht von Schweden hatte in das dänische Unternehmen nicht tätig mit eingegriffen. Zweifellos aber wird sein Vater, der sich Anfang September 1376, kurz vor dem Zuge gegen Kopenhagen, wieder nach Schweden begeben hatte, mit ihm damals die Umstände beratschlagt haben, und König Albrecht würde, wenn es 1379 wirklich zum Kriege gekommen wäre, an die Seite seines Vaters und seines Neffen getreten sein. Denn selbst wenn der letztere dem Könige Olaf vielleicht die Krone nicht mehr abgewonnen hätte, so hätte doch der Krieg unter allen Umständen zu einer bedeutenden Schwächung Dänemarks geführt. König Albrecht selbst hätte dabei Schonen gewinnen können, auf das er seine Ansprüche keineswegs aufgegeben hatte. Und auch die schwedischen Großen würden, trotz allem was vorangegangen war, ihren König in diesem Kriege unterstützt haben, lag es doch auch in ihrem und des Reiches Interesse, dass Olaf und damit sein Vater Hakon (infolge der Vereinigung Dänemarks und Norwegens) nicht zu mächtig wurden. Denn trotz des Friedens vom Jahre 1371 und des Verzichtes auf die schwedische Krone, hatte Hakon in Wirklichkeit seine und seines Hauses Ansprüche auf dieselbe doch noch nicht aufgegeben (wie eine Urkunde vom 26. Oktober 1376 beweist, in der sich Olaf König von Schweden nennt). Der Umstand, dass dem Reiche von Seiten Hakons Gefahr drohte, scheint nun eine Art Aussöhnung zwischen König Albrecht und seinen Großen zu Wege gebracht zu haben; von Albrecht hatten sie im Wesentlichen erreicht, was sie wollten, von Hakon hatten sie sich dieselben Zugeständnisse, wäre er wieder zur Regierung gekommen, erst mühsam wieder erkämpfen müssen. So wies sie ihr Vorteil auf Albrechts Seite, und wir finden, dass namentlich der mächtige Bo in dem Kriege mit Norwegen den König eifrig unterstützt (s. u.). Kleinere Grenzstreitigkeiten scheinen schon im Jahre 1374 den Frieden gestört zu haben. vielleicht weil Hakon die westlichen Distrikte, die einst seinem Vater Magnus auf Lebenszeit überlassen waren, nach dessen Tode nicht zurückgeben wollte. Aber zu einem förmlichen Kriege ist es damals wohl kaum gekommen; die Anzeichen dafür sind zu gering. Im Jahre 1379 aber scheint der Krieg wieder eröffnet zu sein. Wahrscheinlich war zwischen König Albrecht und seinem Vater für dies Jahr ein gemeinsamer Kriegsplan verabredet worden, dass nämlich, während der Herzog gegen Olaf losschlug, der König zu gleicher Zeit gegen Hakon zu Felde ziehen sollte, um diesen an einer Unterstützung seines Sohnes zu hindern. Während nun aber dem Herzog der Tod die Ausführung seines Planes unmöglich machte, hat König Albrecht die ihm zugefallene Aufgabe in Angriff genommen. Aber schon im August ging er auf einen Waffenstillstand ein, wohl weil sein Angriff nicht von dem erwarteten Erfolge begleitet war, da Herzog Albrechts Nachfolger Heinrich den Plan seines Vaters nicht ausführte, und so den Bruder im Stiche ließ. Aber im folgenden Jahre wurden die Feindseligkeiten wieder aufgenommen: Im März 1380 erließ König Hakon an seine Unterthanen ein Aufgebot gegen seine Feinde, „die Deutschen in Schweden“, die einen Einfall in Norwegen beabsichtigten. Der Angriff derselben, der sich aber nicht gegen Norwegen, sondern gegen Schonen richtete, blieb indessen infolge des Widerstandes der Bewohner ohne Ergebnis. Zur Vergeltung machten nun die Norweger, durch dänische Truppen unterstützt, einen Angriff auf Schweden, bei dem die Städte Skara, Jönköping, Westeras und Oerebro in Flammen aufgingen. Hierauf ist wohl Frieden eingetreten, wenigstens hören wir in den folgenden Jahren nichts mehr von kriegerischen Ereignissen.


König Albrecht und die Schweden waren wohl wegen der Misserfolge gegen Schonen zum Frieden geneigt; König Hakon aber war im Mai 1380 gestorben, so ging auch dessen Wittwe Margareta im Namen ihres Sohnes Olaf wohl bereitwillig auf den Frieden ein, da ihr vor Allem daran zunächst liegen mußte, ihre und ihres Sohnes Stellung in Dänemark und Norwegen zu befestigen. Davon separat schloss Albrecht mit dem Lande Schonen am 31. März 1381 einen Waffenstillstand (zu Skeninge) auf ein Jahr, der aber auch danach weitergehen, doch mit dreimonatlicher Kündigung sollte abgesagt werden können. Um seine Stellung zu sichern, war der König in der früheren Zeit schon mit auswärtigen Mächten in Verbindung getreten; so hatte er schon 1375 mit dem livländischen Ordensmeister ein Schutz- und Trutzbündnis geschlossen, jetzt gingen für ihn sein Bruder, Herzog Heinrich, und sein Schwager Graf Heinrich von Holstein 1) mit dem Könige Ludwig von Polen ein Bündnis ein. 2) Bedeutsamer aber als diese auswärtigen Verbindungen war es für König Albrecht, dass im Verlaufe der folgenden drei Jahre eine Anzahl schonischer Adliger auf seine Seite traten; so hielt er im Frühjahr 1384 die günstigste Zeit für gekommen, endlich seine Pläne auf Schonen zu verwirklichen. 3) Wieder ergriff er deshalb die Waffen. Diesmal hatte er besseren Erfolg: die Schlösser Oeresten, Oppensten und Laholm wurden erobert, die beiden ersteren vielleicht durch Bo Jonssons Unterstützung, in dessen Pfandbesitz wir sie später finden Zwar als der dänische Reichsdrost Henning von Putbus mit einem starken Heere erschien, mußte sich König Albrecht zurückziehen; die Schlösser aber zu nehmen, gelang den Dänen nicht.

Trotzdem muss es ihnen im Laufe des Jahres gelungen sein, auf dem flachen Lande das Übergewicht zu gewinnen, denn im folgenden Jahre konnte König Olaf mit seiner Mutter und seinen Großen hinüber nach Schonen gehen und am 27. Mai 1385 zu Lund eine allgemeine Landesversammlung veranstalten, worauf er sich, nachdem er jedermann seine Privilegien und Rechte bestätigt hatte, am folgenden Tage, dem Trinitatissonntage, in der Kirche von Lund feierlich als dem Herrn des Landes huldigen ließ.

1) Heinrich war mit Albrechts Schwester Ingeborg verheiratet.

2) 7. September 1381. M. U.-B. XX, 11370. Styffe I, 75.

3) Annales danici ab anno 1316 ad annum 1389 in scr. rer. dan. VI, 534.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Herrschaft der Mecklenburger in Schweden