Die bedeutsame Rolle des kleinen Mecklenburg

Um zu verstehen, wie das kleine Mecklenburg dazu gekommen ist, eine so bedeutsame Rolle in den nordischen Verhältnissen zu spielen, ist es nützlich, zunächst einen kurzen Überblick zu geben über die Zeit vor unserem Ereignisse, da sich in dieser die Fäden geknüpft haben, die nachher Mecklenburg mit Schweden verbanden. Die Verbindung Mecklenburgs mit dem Norden geht weit zurück. Wiederholt waren in den früheren Jahrhunderten Beziehungen teils freundlicher, teils feindlicher Natur zwischen dem Wendenlande und den skandinavischen Reichen vorgekommen. Mit Schweden zuerst kam in nähere Berührung Fürst Heinrich von Mecklenburg, genannt der Löwe, zu Anfang des 14. Jahrhunderts. Im Jahre 1309 unternahm nämlich der dänische König Erich VI. Menved einen Kriegszug nach Schweden, um seinen Schwager, den von seinen Brüdern, den Herzögen Erich und Waldemar, vertriebenen Schwedenkönig Birger auf den Thron zurückzuführen. König Erich hatte schon längst Beziehungen zu Mecklenburg *), und so zog Fürst Heinrich als sein Bundesgenosse mit und zeichnete sich bei dieser Gelegenheit rühmlich aus. Auch später blieb er in gutem Einvernehmen und Freundschaft mit Erich und Birger und wurde im Jahre 1313 sogar in den Streitigkeiten zwischen Birger und seinen Brüdern zum Schiedsrichter erwählt. Erich belehnte ihn zum Lohn für seine Dienste mit Stadt und Land Rostock, das seit 1300 unter dänischer Oberlehnshoheit stand. Als dann aber 1317 der Schwedenkönig seine Brüder umbrachte und vor der Rache des darüber erbitterten Volkes nach Dänemark floh, nahm Heinrich an dem Versuche König Erichs, Birger abermals einzusetzen, nur lauen Anteil. Aus diesem Grunde wurde es ihm leicht, nach Birgers Tode sich dem neuen Könige von Schweden, Magnus, dem Sohn des einen der gemordeten Herzöge, zu nähern. Der Wunsch, an Schweden ein Gegengewicht gegen die erdrückende Übermacht Dänemarks zu finden, war wohl der Grund, dass er die Partei seines alten Verbündeten und Lehnsherrn verließ. Auf einer Zusammenkunft zu Bahus wurde 1321 zwischen des jungen Königs Mutter Ingeborg und ihren Räten einer- , und dem Fürsten Heinrich andererseits ein Schutz- und Trutzbündnis gegen Dänemark geschlossen, wo inzwischen auf Erich sein Bruder Christoph gefolgt war. Heinrich versprach, den König im Besitze seiner beiden Kronen Schweden und Norwegen - als Tochtersohn des letzten norwegischen Königs Hakon war Magnus auch von den Norwegern gewählt worden - zu schützen und 200 Mann Hilfstruppen zu stellen. Ebenso versprachen auch Heinrichs Verbündete, der Herzog von Sachsen und die Grafen von Holstein und Schwerin, im Falle eines dänischen Angriffes ihre Hülfe gegen denselben. Um den Bund noch enger zu knüpfen, wurde des jungen Königs Schwester Eufemia mit Heinrichs ältestem Sohne Albrecht verlobt. 1329 starb Fürst Heinrich, und Albrecht folgte ihm, zunächst unter Vormundschaft, dann seit 1336 selbstständig.

*) 1300 hatte Fürst Nikolaus von Rostock, durch Brandenburg schwer bedrängt. sein Land als Lehen von Dänemark genommen. S. Mecklenburgisches Urkunden-Buch (M. U.-B.) IV, 2643 und V, 2749. 2830.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Herrschaft der Mecklenburger in Schweden