Das Angebot der Schweden

Den schwedischen Großen war die beste Gelegenheit geboten, sich ihres elenden Königs zu entledigen und einen ihnen genehmen an seine Stelle zu setzen, und sie dachten nicht daran, diese Gelegenheit ungenutzt vorübergehen zu lassen. Sie fuhren hinüber nach Holstein - so berichtet uns die Chronik des Magisters Eilart Schonevelt - und boten dem Grafen Heinrich die schwedische Krone an. Aber vielleicht war dieser mit den Bedingungen, die ihm die Großen stellten, nicht einverstanden, oder es schien ihm das ganze Unternehmen, sich die Krone erst erobern zu müssen, zu unsicher, kurz, er lehnte für seine Person ab. Dafür wies er die Gesandten an den Herzog Albrecht von Mecklenburg, dessen Söhne Heinrich, Albrecht und Magnus, als Söhne der Eufemia von Schweden schon ein gewisses Erbrecht auf die schwedische Krone hatten; unter diesen sollten sie sich einen wählen. Etwas abweichend erzählt diese Vorgänge die Chronologia svecica ex codice minoritarum Wisbyensium ab anno 815 ad annum 1412: Magnus habe die ihm feindlichen Großen vertrieben, diese seien nach Gotland gegangen und hätten dort den Winter 1362 auf 1363 zugebracht, und seien dann nach Wismar zum Herzog Albrecht gegangen. Beide Nachrichten lassen sich aber vereinigen, wie es schon Styffe getan hat. Von Albrechts Söhnen aber war der älteste, Heinrich, als Schwiegersohn Waldemars von Dänemark ebenso wie Hakon eventueller Erbe des dänischen Thrones, und als solcher ebenso wie dieser den Schweden nicht genehm. Auch mochte er den Großen wegen seiner Charaktereigenschaften, 1) die eine gewisse Härte und Strenge erkennen ließen, nicht passen. Deshalb wählten die schwedischen Gesandten, - es waren der königliche Erzkämmerer Bischof Nicolaus von Linköping, Bischof Thomas von Wexiö, der Reichstruchseß Niklis Thuresson, der Marschall Karl Ulfsson von Toften und die Ritter Karl Ulfsson von Ulfasa, Bo(ethius) Jonsson, Erik Karlsson, Bengt Philippsson und andere - unter den Söhnen des Herzogs den zweiten, Albrecht mit Namen. Der Herzog Albrecht nahm die Wahl für seinen Sohn an. Der junge Albrecht war etwa 1338 geboren und ums Jahr 1352 mit Richardis, der Tochter und Erbin des Grafen Otto von Schwerin verheiratet worden, welche Verbindung im Jahre 1359 den Anfall der Grafschaft Schwerin an Mecklenburg zur Folge hatte. Jetzt 1363, etwa 25 Jahre alt, mochte er den Schweden als der geeignete Mann für ihren Thron erscheinen.

1) Heinrich bewies später gegen adlige Straßenräuber, die er oft mit eigner Hand aufgeknüpft haben soll, eine derartige Strenge, dass er davon den Beinamen „der Henker (Suspensor)“ erhielt. (Detmar S. 578.)


Zunächst war es für die Mecklenburger erforderlich, die Nachbarmächte für das Unternehmen freundlich zu stimmen und wo möglich, ihre Unterstützung dabei zu erlangen. Die Grafen von Holstein, die ja die ganze Sache angeregt hatten, und denen daran gelegen sein mußte, ihre Schwester zu rächen, ließen sich leicht gewinnen. Am 25. Juli 1363 schlossen die Herzöge mit ihnen einen Vertrag, Graf Heinrich versprach, ihnen das schon lange in seinem Besitz befindliche Schloss Kalmar in der schwedischen Provinz Smaland zu öffnen, wofür sie ihn dann entschädigen wollten. Um sich in der Heimath zu sichern, hatten sie schon am 11. Juli ein Landfriedensbündnis auf 5 Jahre mit den Fürsten Lorenz und Johann von Werle geschlossen, und am 18. Oktober versöhnten sie sich mit Bernhard von Werle, mit dem sie kleinere Streitigkeiten gehabt hatten, letzterer versprach dabei sogar Truppen zu überseeischem Kriegszuge zu stellen. Auch mit den Hansen war bereits über ein Bündnis verhandelt worden, aber infolge der zu weit gehenden Forderungen der Städte hatte sich die Sache zerschlagen. Trotzdem aber standen sie dem Unternehmen nicht feindlich gegenüber, sondern beobachteten die Entwickelung mit Interesse. Denn verschiedentlich hatten sie früher über das Verhalten des Magnus ihnen gegenüber zu klagen gehabt, von dem Sohne des Städtefreundlichen Herzogs Albrecht dagegen konnten sie ein gefälligeres Verhalten erwarten.

So sandten denn auch später die Fürsten den Städten wiederholt Meldungen von ihren Fortschritten in Schweden und baten andererseits um Nachrichten aus Deutschland.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Herrschaft der Mecklenburger in Schweden