Verschiedenes Interesse der 3 Städte

Im August 1816 trat nun in London die internationale Konferenz zusammen, auf der gemeinsam mit der Frage des Sklavenhandels die der Barbaresken verhandelt wurde. Wahrscheinlich in Veranlassung dieser Konferenz beauftragte am 1. Oktober Hamburg den hanseatischen Agenten in London, Colquhoun bei der englischen Regierung Schritte zur Sicherung der hamburgischen Flagge zu tun.*) Viel Vertrauen hatte der Senat nicht zu der englischen Vermittlung. „Es scheint,“ schrieb im November Syndikus von Sienen in Hamburg an den lübischen Syndikus Curtius, ,,dass für die Hansestädte von England vielleicht wohl Hülfe in einzelnen Fällen für die Befreiung genommener Schiffe , aber schwerlich für die Sicherstellung ihrer Flaggen zu erwarten sein dürfte.“

Das Interesse der Hansestädte an einer endlichen friedlichen Erledigung der Barbareskenfrage war, wenn es sich auch für jede der drei Städte verschieden gestaltete, doch ein gemeinsames.


Lübeck betrieb den Handelsverkehr mit dem Mittelländischen Meer und den spanisch portugiesischen Seehäfen mit fremden Schiffen; es überwog dabei der Handel nach Lübeck den von Lübeck nach dort betriebenen. Von 1790 — 99 waren aus Häfen des Mittelmeers nach dieser Stadt durchschnittlich jährlich 7 — 8 Schiffe gekommen, Anfang des 19. Jahrhunderts war wegen der Elbsperre diese Zahl gestiegen. Im Jahre 1815 kamen in Lübeck 6 Schiffe (445 Last) aus dem Mittelmeer an, 1816: 9 (573 L.).**)

Größer war das bremische Interesse. Die eigene Reederei Bremens beschränkte sich im Wesentlichen damals auf die Fahrt nach der Ostsee und Nordamerika. Vom 1. Januar 1815 bis 31. Oktober 1816, also in 22 Monaten, kamen in Bremen an aus dem Mittelmeer 23 Schiffe, von denen kein einziges bremisches war; es waren meist schwedische. Wenn die Schifffahrt gegen die Barbaresken gesichert war, hätte unzweifelhaft die bremische Reederei großen Gewinn daraus gezogen; auch erhoffte man einen Aufschwung des Handels nach der Levante.***)

Auf Hamburg traf dies alles in vergrößertem Maßstabe zu. Fremde Schiffe aus dem Mittelmeer (incl. von Gibraltar) kamen hier an:

im Jahre 1815: 55 Schiffe

im Jahre 1816: 55 Schiffe

im Jahre 1817: 64 Schiffe****)


*) Synd. V. Sienen an Curtius 8. Nov. 1816.

**) Bericht der lüb. Kommerz Coramission 1817. Juni 14.

***) Denkschrift des Synd. v. Gröning, Ende 1816.

****) Tönnies, Mercant. geschichtl. Darstellung S. 216 ff.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken