Vermittlung Frankreichs und des Kaisers

In der Not, in der Hamburg sich befand, wandte es sich um Hilfe an große Mächte. Auf Ponisos Rat nahm der Senat die Dienste des französischen Residenten Champeaux in Anspruch; dieser riet sogleich, an den König von Spanien zu schreiben und den Bruch mit Algier in Aussicht zu stellen; auch möge Hamburg die Schreiben durch Frankreichs Hände gehen lassen.

Der Senat beschränkte sich nicht auf französische Hilfe. Als es galt, den Frieden mit Algier zu erwirken, hatte die Stadt allerdings ausschliesslich auf französische Unterstützung gerechnet. Nun, wo es einen drohenden schweren Schlag abzuwenden galt, richtete Hamburg seine Blicke auch auf den Kaiser. Durch diesen hatten die Hansestädte ja schon mehrfach gehofft, in ein leidliches Verhältnis mit den Barbaresken zu kommen; diese Hoffnung war stets gescheitert, sei es an dem mangelndem Interesse der kaiserlichen Regierung für die kommerziellen Bedürfnisse der deutschen Nordseehäfen, sei es an diplomatischen Fehlern, sei es an dem Widerstand der Barbaresken. Jedenfalls ist es begreiflich, wenn Hamburg, als es einen Frieden mit Algier auf eigene Faust erreichen konnte, sich nicht der Vermittlung des Kaisers bediente, zu der wohl wenig Vertrauen bestand, die auch der Stadt wahrscheinlich wenig genützt und viel Verpflichtungen gegen den Vermittler auferlegt haben würde.


Am spanischen Hofe galt aber der Kaiser viel. So wurde an beide Majestäten, Kaiser Franz und Maria Theresia, geschrieben. Graf Raab, der kaiserliche Resident, versprach seine Dienste. Auf Anregung des kursächsischen Agenten Trugard wurde auch Sachsen um seine Vermittlung angerufen; wegen der bedeutenden Handelsinteressen, die es in Spanien zu vertreten hatte und die in engem Zusammenhange mit dem hamburgischen Ausfuhrhandel standen,*) war Sachsen allerdings an dem Konflikt mittelbar beteiligt. Es wurde sowohl an den König von Polen wie den Grafen von Brühl Schreiben gerichtet. Viel hört man nicht von dieser Vermittlung. Allerdings wurden die sächsischen Gesandten in Paris und Madrid veranlasst, sich für Hamburg zu verwenden. Die Instruktion für den letzteren, den Grafen Kollowrath, enthielt aber die von großer Vorsicht zeugende Warnung, er solle „dergestaltige gute Behutsamkeit zu gebrauchen wissen, damit daraus nicht etwa hiesiges nach Spanien gehendes Landes-Kommerzium in die Gemeinschaft des Unwillens, in welchen das hamburgische bei gedachter Cron verfallen, gezogen werde“ .**)

*) vergl. auch oben S. 35. Anm.

**) Dresd. Arch.




Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken