Verhandlung zwischen den 3 Städten

In Hamburg hielt man es nun für angemessen, mit den beiden Schwesterstädten sich ins Einvernehmen zu setzen. Der hamburgische Senat legte ihnen die Gründe dar*), die ihn bestimmten, den Versuch zu machen, sich so zu helfen, wie es einem einzelnen kleinen, einer Seemacht entbehrenden Staate möglich sei. Es sei Alles bisher nutzlos gewesen: die englische Expedition gegen Algier, die Anträge am Bundestag. Auch der russischtürkische Krieg werde in dem Verhältnis zu den Barbaresken nichts ändern. An der Bereitwilligkeit der letzteren, Verträge zu schließen, wurde nicht gezweifelt; vor die Wahl gestellt zwischen kostbaren Ausrüstungen gegen so kleine Staaten wie die Hansestädte, und Verträgen, die ihnen Geld einbrachten, würden die Raubstaaten, meinte man, sicherlich letztere vorziehen.

Es begann nun eine langwierige Verhandlung zwischen den Städten, bei der insbesondere die Ausdauer Hamburgs und seines Syndikus Amsinck bewundernswert erscheint. Erleichtert wurde ohne Zweifel diese Arbeit dem hamburgischen Senat durch die dem Unternehmen günstigere Stimmung der Oberalten. Diese erhielten erst am 8. Dezember 1828 von dem neuen Plan Kenntnis und antworteten darauf umgehend: wenn sie auch nicht in der Lage seien, Alles genau beurteilen zu können, so hätten sie bei den gegenwärtigen Umständen doch nichts gegen eine einleitende Unterhandlung einzuwenden.


Der Bremer Senat stand von vornherein dem Unternehmen sehr skeptisch gegenüber. Er war nicht der Ansicht, dass sich die Verhältnisse wesentlich nachteiliger für die Städte entwickelt hätten als früher; meinte auch, die Kosten würden sich weit höher belaufen, als Hamburg annehme. In Bremen, meinte Bürgermeister Heineken, seien stets genügend Schiffe unter hannoverscher Flagge nach dem Mittelmeer zu haben.**)

Solche Gründe konnten allerdings Hamburg nicht von dem geplanten Vorhaben abschrecken. Fremde Schiffe fanden sich auch auf der Elbe; namentlich die dänische Flagge wurde von Hamburg aus benutzt; doch beschränkte sich der durch sie gewährte Schutz auf die Mittelmeerfahrt. Aber Hamburg wollte seine eigene Reederei schützen und heben; man hatte hier schwere Bedenken, sich allzu sehr von dem guten Willen und der Nachsicht fremder Regierungen abhängig zu machen; man versprach sich von jeder Erweiterung der Schifffahrt Vorteile.

Von Preussen, das zeigte sich auch bald, war ernsthaft nichts in dieser Sache für die Hansestädte zu erwarten. Auf eine vertrauliche Anfrage des Herrn von Rebeur in Berlin erfolgte die Antwort: die preussische Schifffahrt im Atlantischen Meere sei noch zu unbedeutend, um auf durchgreifende Mittel zu ihrem Schutz Bedacht nehmen zu müssen.

Der Senat blieb bei seiner Ansicht, dass Hamburg für 12 — 15.000 Piaster mit allen Barbareskenstaaten den Frieden erhalten könne.

*) Schreiben vom 29. August 1828.

**) Brem. Senat an Hamb. Senat 10. Sept.; Heineken an Curtius 11. Sept.; das Folgende nach dem Bericht Gütschows über seine Unterredungen mit Amsinck im Oktober 1828 und dem späteren Bericht Gildemeisters über seine Hamburger Reise.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken