Verhandlung mit Toussaint

Diese Verhandlung in Wien blieb nicht ohne Wirkung. Am 25. Mai 1747 — die Gesandten waren kaum nach Hamburg zurückgekehrt — wurde von Baron Penckler der Vertrag *) zwischen der Pforte und dem Kaiser als Großherzog von Toskana abgeschlossen; und richtig fanden sich Hamburg und Lübeck in den Vertrag eingeschlossen; doch wurde ihrer nur im Art. 1 gedacht und zwar in der Art, dass sie, wenn mit kaiserlicher Flagge und Patent fahrend, der Vorteile des Vertrages teilhaftig sein sollten; im 16. Artikel war bestimmt, dass der Vertrag den Staaten Algier, Tripolis und Tunis mitgeteilt und dass bewirkt werden sollte, dass zwischen diesen und den kaiserlichen Untertanen Friede hergestellt werde; von den Hansestädten speziell ist hier nicht die Rede.

Dass ein solcher Vertrag für die Hansestädte nur wenig Wert haben konnte, lag auf der Hand; um so weniger Wert, als es den Anschein hatte, dass der Kaiser damals wenig Neigung hegte, mit den Seeräubern selbst einen Frieden zu schliessen; äußerte doch Toussaint wenige Monate später sich gegen Herrn von Fabrice, hamburgischen Agenten in Wien, „es sei besser, mit den Seeräubern keinen Frieden oder Vergleich einzugehen, sondern 3 wohlbewaffnete Begleitungs-Schiffe zu halten, welche denn auch hinlänglich sein würden, die freie Fahrt zu unterhalten, maassen die Malteser nur 2 dergleichen Schiffe hätten, und damit die Räuber ziemlich im Zaum hielten. Wie aber Toskana 3 solche Schiffe zu halten beschwerlich fallen werde, so hoffe man darunter von den Hansestädten eine Beihilfe.“ Die Wertlosigkeit jenes Vertrages für die Hansestädte wurde also in Wien selbst anerkannt; man stellte hier schon Forderungen von Leistungen der Städte zu dem in Rede stehenden Zweck in Aussicht. Alles das konnte das Vertrauen zu der kaiserlichen Hilfe nicht vermehren. Vielleicht hätte sich aber doch noch etwas für die Städte in der angedeuteten Richtung in Wien erreichen lassen, wenn nicht gerade der in Geschäften dieser Art gründlich erfahrene Surland damals ernstlich erkrankt wäre.**) In Folge dessen wurde sogar verabsäumt, dem Kaiser für die Einschließung in den Vertrag mit der Pforte zu danken, eine Unaufmerksamkeit, über die Toussaint sich bei Fabrice bitter beschwerte. Auch war es der Krankheit Surlands zuzuschreiben, dass Toussaint das ihm in Wien von dem Syndikus versprochene Promemoria [Merkzettel, Denkschrift] über diese Frage nicht erhielt, obgleich er wiederholt daran erinnerte.


So war man denn in Hamburg schwer betroffen, als im Herbst des Jahres 1748 es zwar dem Kaiser gelang, mit Algier einen Frieden zu schließen, aber ohne dass die Hansestädte in denselben aufgenommen wurden. Es war dies, wie die Kommerzdeputierten am 29. November dem Rat vorstellten, eine „Nachricht, welche unserer bisher noch soutenierten [unterstützen] Handlung und Schifffahrt um den Westen den völligen Untergang drohet.“ Fabrice bemühte sich allerdings in Wien, nachträglich Hamburg in den Vertrag einzuführen; noch im Februar 1749 schrieb er, es sei noch nicht alle Hoffnung aufzugeben.***) Dann wird ihrer nicht mehr Erwähnung getan.

*) bei Martens, Supplément au recueil I. 290.

**) Er starb im Juli 1748.

***) Rathsprot 1749. März 3.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken