Täuschung über die Sachlage

Und am 22. November trug die vom Senat eingesetzte Senatskommission vor: „ob nicht ratsam wäre, der Cron Spanien die Deklaration zu tun, dass man den Algeriern keine Kriegsmunition ferner zuführen wolle, um dadurch das Verbot unserer Commercien desto eher sistieren [vorläufig einstellen] zu machen.“ Der hierauf erfolgte Beschluss des Senats, diesen Vorschlag „aufs äußerste“ geheim zu halten, zeugt klar davon, dass man jene Spanien eventuell zu gebende Erklärung als ein sehr wichtiges Zugeständnis betrachtete, vielleicht als das äußerste, das man zu geben brauchte.*) An den König wollte der Senat schreiben, dass er „von nun an in Ewigkeit nicht die geringste Ammunition an Algier zu liefern“ bereit sei.**) Das Einzige, was man auf Champeaux‘s Rat noch beschloss in die Spanien zu gebende Erklärung — außer der Munitionslieferung — aufzunehmen, war: dass der Senat den Algeriern keinen Zutritt zu hamburgischen Häfen verstatten wollte.

Ja, man dachte sogar noch daran, bei dieser Gelegenheit einen Vorteil für Hamburg zu erzielen; am 23. November beriet der Senat darüber, ob nicht in dem alten Traktat mit Spanien „vom spanischen Hofe einige vorteilhafte Konditionen in Ansehung des Commercii zu erhalten seien mögten;“ es ist bemerkenswert, dass man sich noch in der Stimmung befand, auf Gewinn zu hoffen, wo es tatsächlich nur darauf ankam, den alten Besitzstand zu konservieren.


Diese Hoffnungen wurden bald herabgestimmt. Schon am 23. November schrieb Klefeker aus dem Haag, dass del Puerto ihm erklärt habe, dass nichts ohne einen Bruch mit Algier zu erreichen sein werde.***) Sicher hat diese Mitteilung die Wirkung gehabt, dass, als am 6. Dezember der Senat über die Instruktion für Klefeker beriet, der Vorschlag gemacht wurde: dass Klefeker in der äußersten Not und wenn der König den Termin nicht prolongieren wollte, ehe die Stadt sich zum Abbruch des Friedens bereit erklärt hätte, letzteres in Aussicht zu stellen haben würde. Dieser Vorschlag fand aber bei der Mehrheit keine Zustimmung und wurde abgelehnt, nämlich: weil es nicht verschwiegen bleiben könne und weil, wenn es in Algier bekannt würde, man dort alle Schiffe und Waren verlieren würde. Auch meinte man, die Kaufleute in Spanien wurden schon das Ihre tun, die Hinausschiebung des Termins zu erhalten; ferner sei jetzt auf kaiserliche und französische Hilfe zu rechnen und es somit „nicht zu vermuten, dass der König in Spanien sogleich wider die Stadt verfahren würde, zumal da die Haupt-Gravamina des Königs gehoben wären, indem man schon versprochen hätte, den Algierern weder Ammunition zu geben noch selbige in unsere Häfen zu admittiren.“

*) Möglich ist es aber immerhin, dass diese Geheimhaltung beschlossen wurde wegen der oben erwähnten algerischen Spione.

**) Admir. Prot. 1751. Nov. 22.

***) Was dieser Bericht sonst über Pläne Spaniens, noch mit andern Mächten brechen zu wollen, enthält, ist wohl kaum ernsthaft zu nehmen. Interessant ist aber der Hinweis auf das oben schon erwähnte Buch von Uztariz und dass die Spanier durch dasselbe auf die Benachteiligung ihres Landes durch den hamburgischen Handel aufmerksam gemacht seien.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken