Smidts Plan einer „Assekuranz-Compagnie“.

Immer und immer mahnte er wieder an eine Ausrüstung von Kriegsschiffen durch die Hansestädte; sei diese erfolgt, so würden ihre Anträge und Bitten gleich ein weit besseres Ansehen erhalten und die ganze öffentliche Meinung erobern. ,,Fassen wir keinen Entschluss der Art, so bleiben wir fortwährend in der Position des Mannes, der von Jerusalem nach Jericho wanderte, Priester und Leviten gehen schweigend und gefühllos an uns vorüber, und wir können sehr leicht noch ein Jahrhundert vergebens warten, ehe uns ein barmherziger Samariter erscheint“. Könnten die Hansestädte sich als Staaten nicht dazu vereinigen, so lasse sich der Anfang vielleicht mit einer Privatassoziation von Bürgern der Städte machen, „die klein anfängt und allmählich dahin erwächst, dass die Staaten sich dann derselben gern annehmen und sie sich aneignen“ . Er schlug eine ,,gemeinschaftliche Assekuranz-Compagnie gegen Barbareskengefahr“ vor. Oldenburg, Mecklenburg u. A. würden bei dieser Gesellschaft ihre Schiffe versichern lassen. Und die Gesellschaft lasse dann die Kriegsschiffe bauen. „Haben wir 1813 die alte Waffenscheu zu Lande glücklich besiegt, warum sollte sie denn auf dem Meere permanent bleiben müssen?“ Am Besten sei, man folge dem Grundsatz: ,,Greif an das Werk mit Fäusten“ .In dem Lübecker Kapitän Schumann und seinen Matrosen, die vor Kurzem sich mannhaft gegen die Seeräuber gewehrt und mehrere derselben über Bord geworfen hatten, sah Smidt die „Cadre zu einer Schar hanseatischer See-Totenköpfe“; aus dieser Schule könnten hanseatische Tromps, Ruyters, Jean Barts und Paul Jones hervorgehen. Lasse man aber den günstigen Augenblick vorübergehen, „so haben wir eine Schäferstunde versäumt, deren die Geschichte unserer kleinen Staaten kaum alle Jahrhunderte einmal darbieten mag“ .Dieser Appell an die alte hansische Seetüchtigkeit verhallte ebenso wirkungslos wie der früher von Baden ausgegangene. Diese Vorschläge Smidts scheinen in den Hansestädten nie ernsthaft erwogen worden zu sein.

Dagegen fanden die Smidt'schen Ideen, sowohl soweit sie die Gründung einer Kriegsflotte betrafen, als auch namentlich sofern sie auf die Errichtung einer Privatassoziation und die Bearbeitung der öffentlichen Meinung sich erstreckten, wenigstens teilweise damals eine Verwirklichung in den Bestrebungen des „Antipiratischen Vereins“; ein ursächlicher Zusammenhang zwischen beiden, den Smidt'schen Ideen, die auch wohl kaum in weitere Öffentlichkeit gelangt sind, und der Gründung des Vereins scheint aber nicht bestanden zu haben.


Auf diesen Verein müssen wir hier mit einigen Worten näher eingehen *).

*) vgl. auch Tönnies. a. a. O. S. 188 ff.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken