Sicherung der Schifffahrt durch Konvois

Schon im 17. Jahrhundert hatte Hamburg sich bemüht, mit den Barbaresken, die der Schifffahrt der Stadt bedeutend Abbruch taten und sie in ihrer freien Entwicklung hinderten, einen friedlichen Ausgleich herbeizuführen. Durch englische wie holländische Vermittlung hatte die Stadt gehofft, zu einem Frieden mit den Seeräubern zu gelangen.*) Erst als diese Hoffnung zu Schanden wurde und die Seeräuberei in erschreckender Weise zunahm, baute Hamburg eigene Kriegsschiffe und sicherte durch eine Konvoiorganisation, so gut es das vermochte, seine Schifffahrt in den vornehmlich von den Barbaresken gefährdeten Gewässern.

Von einem Frieden mit den Raubstaaten ist nun für lange Jahrzehnte nicht die Rede. Während der großen Seekriege vor und nach 1700 trat die Türkengefahr zurück hinter der durch die legitimen Feinde auf dem Meere geschaffenen Unsicherheit; fast ein Jahrzehnt lang dienten die hamburgischen wie die bremischen Konvois lediglich dem Schutz der Schifffahrt gegen europäische, legitime Feinde.


Als dann die hamburgischen Konvois nach 1715 noch einige Fahrten nach dem Westen unternahmen, auf denen sie in erster Linie dem Schutz gegen die Barbaresken zu dienen hatten, da hatte sich innerhalb der allgemeinen Redereiverhältnisse ein Wandel vollzogen, der zur Folge hatte, dass der Nutzen der Konvoischiffe für die hamburgische Schifffahrt stark in Frage gestellt wurde.

Wenn dieser Wandel sich zu Ungunsten Hamburgs vollzog, so war dies hauptsächlich verursacht durch das Verhältnis Hamburgs und der Hansestädte zu den Barbaresken. Während die meisten Seefahrt treibenden Staaten durch Verträge sich den Seeräubern gegenüber mehr oder weniger sicher gestellt hatten, war dies bei den Hansestädten nicht der Fall; sie sahen ihre Konvoischiffe im Hafen verfaulen, die Schifffahrt unter eigener Flagge nach der iberischen Halbinsel und dem Mittelmeer immer mehr dahinschwinden, sie beschränkten sich auf den Handel mit diesen Ländern und gaben die Schifffahrt Preis; was von letzterer nach dieser Richtung hin übrig blieb, war unbedeutend; nur europäische Seekriege warfen für die hanseatische Schifffahrt fettere Bissen ab.

*) vgl. meine „Konvoischifffahrt“ S. 13 ff.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken