Schreiben an die Raubstaaten

Das genannte Schreiben*) enthält außer den üblichen Hochachtungserklärungen im Wesentlichen nur die Mitteilung, dass die Hansestädte durch den britischen Konsul in Marokko bereit seien mit Marokko zu verhandeln; über die früheren Verträge und Verhandlungen wurde kurz hinweggegangen.

Wie an den Kaiser von Marokko, schrieben die Städte auch an die anderen Raubstaaten; diese Briefe gingen zunächst nach London. Es war dies die offizielle Einleitung der Unterhandlung mit jenen Staaten.


So war der Stand der Dinge Ende des Jahres 1829; man schien der Erfüllung alter Hoffnungen nahe zu sein, als Ereignisse eintraten , die alle Mühe und Arbeit vollkommen überflüssig machten.

Die Hansestädte hatten sich bisher durch keine äußeren Einwirkungen in ihrer Verhandlung stören lassen; diese schritt unter der Leitung Hamburgs unaufhaltsam und sicher fort; das Ziel fest vor Augen, ließ Amsinck sich nicht irre machen durch allerlei Verlockungen und Andeutungen, die im Laufe dieser mühsamen Arbeit an ihn herantraten. Fast scheint es, als ob der hamburgische Senat, in dem natürlichen und sehr begreiflichen Bestreben, endlich einmal, gestützt auf vortreffliche Vorbereitungen, etwas Positives zu erreichen, absichtlich von Allem, was dies verzögern oder verhindern konnte, keine Notiz genommen hätte.

Seit 1827 lag Frankreich mit Algier im Konflikt.**) Überall und so auch in den Hansestädten legte man diesem keine weitere Bedeutung bei, als den zahlreichen früheren Zusammenstössen einer europäischen Macht mit einem Raubstaat. Auch die ernsteren Rencontre der Franzosen mit den Algierern in den Jahren 1828 und 1829 erschütterten diese Meinung nicht. Am 31. März 1829 berichtete allerdings der hanseatische Resident Rumpff in Paris nach Hamburg über bevorstehende allgemeine Maßregeln gegen die Barbaresken und warnte vor einseitigen Schritten der Hansestädte. Der hamburgische Senat maß dieser Meldung keinen Glauben bei und instruierte Rumpff, nichts zu tun, was die Verhandlung der Städte mit England, von deren Existenz übrigens Rumpff gar keine Kenntnis hatte, irgendwie beeinträchtigen könnte.***)

*) Gedruckt in Übersetzung bei Schäfer S. 73 ff.

**) vgl. im Allgemeinen Grammont, Histoire d' Alger S. 389 ff.

***) Amsinck an Gütschow 22. April 1829.




Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken