Promemoria der Kaufleute
Am 8. August übergaben 72 Kaufleute den Kommerzdeputierten ein Promemoria*); „mit der größten Bewunderung“ , so legten sie dar, hätten sie von dem Widerspruch der Sechziger gehört Die hamburgische Handlung sei ,,durch die an den meisten Orten entweder ganz verbotene oder doch hart beschwerte Einfuhr fremder Waren“ , seit einigen Jahren „eingeschränkt worden“ . Man müsse also neue Zweige suchen und die alten bewahren. Seit langen Jahren habe man gewünscht, dass die Bewohner der barbarischen Küste, anstatt sich durch Seeräubereien zu bereichern, den Reichtum und die Bequemlichkeiten des Lebens gleich anderen Völkern auf eine menschliche Art durch Bebauung ihres von Natur ergiebigen Landes und durch die Handlung suchen möchten. Dieser Wunsch sei zum Teil erfüllt. Marokko sei früher „eines der fürchterlichsten Raubnester“ gewesen. Nun habe der jetzige Kaiser, ein „Herr von großen Einsichten und menschlichen Gesinnungen“ , mit einer großen Reihe von europäischen Staaten Frieden und mit Portugal Waffenstillstand geschlossen. „Sollten wir uns nicht dieses glücklichen Zeit-Punkts bedienen, mit ihm bekannt zu werden, Frieden zu machen und die Produkte seines Landes aus der Quelle mit unseren eigenen Schiffen zu holen suchen, da wir solches bisher nur größtenteils aus der zweiten Hand und unter fremder Flagge tun müssen?“ In Genua, so fuhren die Kaufleute fort, sei vor Kurzem einem Patrizier, der sich durch Versendung von Waren beim Kaiser von Marokko bekannt gemacht und dadurch seiner Vaterstadt den Frieden und einen neuen Handlungszweig zugeführt habe, öffentlich Dank gesagt. Und Hamburg sollte eine ähnliche Gelegenheit mit Gewalt von sich stoßen? Wenn wir von den Afrikanern Öl, Mandeln, Baumwolle, Gummi u. s. w. holten, so schickten wir ihnen dafür Leinwand, Dielen, Tauwerk, Metallwaren, mechanische Instrumente usw.; „dadurch verbessern wir unsere Schifffahrt, wir schaffen einer Menge Leute Unterhalt, wir brauchen viele Hände zur Bearbeitung und Verfeinerung der Produkte, die wir entweder selbst haben oder von andern erhalten, und geben also der Nahrung hiesiger Bürger und Handwerker einen ansehnlichen Zuwachs“ . Dieser neue Handlungszweig könne für Hamburg „von der äußersten Wichtigkeit“ werden. Mit ganz Europa stehe Hamburg im besten Einvernehmen; außer dem russischtürkischen Krieg sei überall Frieden. Der Kaiser von Marokko,, der mit den Türken in keiner Verbindung stehe, werde gewiss seiner Handlung wegen an diesem Kriege nicht teilnehmen; und die Russen würden nicht suchen, sich einen neuen Feind zuzuziehen. Da also kein Krieg, lasse sich auch keine Contrebande denken.
*) Com. Dep. Prot., dem auch Alles Übrige für diese Episode entnommen ist
*) Com. Dep. Prot., dem auch Alles Übrige für diese Episode entnommen ist
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken