Marokkanisches Friedensangebot

Zum ersten Male seitdem Hamburg mit den Barbaresken in Berührung gekommen war, erfolgte hier ein Friedensangebot von der Seite der letzteren. Es rundweg abzuweisen, wäre gewiss ebenso falsch gewesen, wie wenn man mit offener Freude schnell darauf eingegangen wäre. Riecke, der schon seit 1760 in Cadiz Konsul war, schilderte die Aussichten nicht ungünstig. Allerdings war die Lage Südeuropas sehr unsicher; namentlich war die für das Verhältnis mit Marokko sehr wichtige Frage, wem endgültig Gibraltar gehören werde, noch lange nicht entschieden. Von Spanien war wohl kaum etwas zu befürchten; gegen einen Frieden Hamburgs mit Marokko konnte es unmöglich etwas einwenden, da es selbst mit diesem Lande im Friedenszustande sich befand. Und den kommerziellen Nutzen hielt Riecke für nicht gering; der Konsum von schlesischen Leinen, so schrieb er, habe in Marokko seit einigen Jahren sehr zugenommen; sie würden über Holland bezogen, und noch kürzlich hätten die Marokkaner große Partien davon in Cadiz eingekauft; vielleicht ließe sich dieser Handelszweig nun direkt von Hamburg aus leiten.

Der Senat ließ deshalb Caille in höflichen, aber allgemeinen Ausdrücken antworten, bat ihn, den Kaiser des Dankes und der Wertschätzung des Senats zu versichern; letzterer werde den Kaufleuten von der außerordentlichen Gunst des Kaisers für die Interessen des hamburgischen Handels usw. Nachricht geben; Hamburg sei stets bereit, die marokkanische Flagge zu respektieren, vorausgesetzt, dass dies auch von jener Seite geschehe.


Der Kaiser wurde ersucht, den Kapitänen hamburgischer Schiffe, die in seine Häfen kämen, Unterstützung zu leihen. Caille wurde schließlich gebeten, 200 harte Piaster als ein Zeichen der Erkenntlichkeit anzunehmen


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken