Marokkanische Pässe and Wünsche

Ende April trafen aber mehrere Briefe Cailles aus Säle in Hamburg ein; zugleich schickte er nicht nur 4 Blankopässe, sondern auch ein Schreiben des Bacha de Duquela, des ersten marokkanischen Ministers. Aus den Briefen Cailles, von denen zwei an Riecke und einer an den Senat gerichtet war, ergab sich folgendes:

Von der marokkanischen Regierung Gefälligkeiten oder Gunst irgend welcher Art zu erlangen, kostete Geld; die, welche den Weg zur Gunst bahnen konnten, beanspruchten Trinkgelder. Dies war die erste Lehre, die Caille den Hamburgern zu erteilen für gut fand; er wusste wohl nicht, dass sie schon über Erfahrungen dieser Art verfügten. Die Pässe, die er sandte, waren von unbeschränkter Zeitdauer und kosteten deshalb auch mehr als 200 Pesos. Ferner gab Caille einige zarte Winke, wie man ihn selbst belohnen könne. Was nun die eigentliche Hauptsache betraf, so hatte er in persönlicher Audienz in Salé dem Kaiser Mitteilung von der Antwort des Senats auf seinen, Cailles, Brief gemacht; der Kaiser hatte diese mit Befriedigung vernommen. Caille riet dem Senat, einen Brief an den Kaiser zu schreiben, und deutete an, dass dieser ohne Zweifel bereit sei, mit Hamburg einen Frieden zu schließen, obwohl es ja feststehe, dass es mit Marokko schon im Frieden sei. Auf jeden Fall aber, sollte nun der Senat einen formellen Traktat wünschen oder den Frieden ohne einen solchen für genügend gesichert halten, sei es empfehlenswert, dass er, ebenso wie die andern im Frieden mit Marokko lebenden Staaten, dem Kaiser, dem Premierminister und anderen einflussreichen Personen Geschenke sende, „suivant les usages du païs.“ Um dem Senat eine Anfrage zu ersparen, legte Caille einen kleinen Wunschzettel bei, auf dem einige Liebhabereien des Kaisers verzeichnet waren.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken