Marokkanische Feindseligkeiten
So blieb denn auch sein Verschwinden von der Bühne nicht ohne Wirkung auf die Beziehungen zu Marokko. Es fehlte nun doch das Bindeglied zwischen diesem Lande und den Regierungen, die er mit seinen Verhandlungen, Anträgen usw. beehrt, und von denen uns hier Hamburg und Preussen besonders interessiert. Ob wirklich das Verfahren Cailles allein Schuld an der nun eintretenden Verschlechterung des Verhältnisses mit Marokko gewesen, muss allerdings in Anbetracht der Unberechenbarkeit und Unbeständigkeit orientalischer Dinge dahingestellt bleiben.
Im Sommer 1786 erfolgte seitens des Kaisers von Marokko der Befehl, dass eine Fregatte und eine Galliote aus dem Hafen von Larache in das Mittelmeer auslaufen solle, und zwar gegen die Preussen und Hamburger. Riecke, der dies nach Hamburg meldete, schob Alles auf das lange Ausbleiben des in der Welt herumstreifenden Caille. Natürlich war man in Hamburg sehr wenig erfreut über diese Nachricht. Die wieder zusammentretende Konferenz beschloss, dass der Wiener Hof um Erlaubnis gebeten werde, sich des kaiserlichen Konsuls in Cadiz, Grafen Greppi, in dieser Angelegenheit zu bedienen; durch ihn wollte man dann dem Kaiser von Marokko einen ausführlichen Bericht über die bisherige Behandlung der marokkanischen Sache und das Benehmen Cailles übersenden
Ob sich Hamburg an den Wiener Hof gewandt, ist nicht ersichtlich; bei Greppi fand die Stadt zunächst jedoch wenig Gegenliebe. Er weigerte sich Riecke gegenüber durchaus, direkt sich in die hamburgisch-marokkanischen Angelegenheiten zu mischen, da der kaiserliche Hof selbst keine unmittelbaren Beziehungen zu Marokko unterhielte. Doch erbot sich Greppi, als Privatmann einen Brief des Senats an Juan Manuel Salomon, spanischen Konsul in Marokko, zu expedieren und diesen um die Überreichung an den Kaiser zu bitten.
Darauf ging der Senat sofort ein; an einer baldigen Erledigung der Sache war ihm im Hinblick auf das bestehende Friedensverhältnis zwischen Marokko und Portugal sehr viel gelegen. Ein Briefe*) des Senats an den Kaiser von Marokko, in dem die Bitte ausgesprochen wurde, der Stadt nicht die „négligence très-blamable du Sr. d' Audibert'' entgelten zu lassen, ging an Riecke ab.
Inzwischen hatte sich aber noch eine bessere Gelegenheit zur Anknüpfung mit Marokko gezeigt. Ein marokkanischer Gesandter, Mohamed-Ben-Abdelhabi el Hafi, einer der vier Staatssekretäre des Kaisers, war auf der Reise von Mekka, Konstantinopel, Malta, Italien und Frankreich nach Cadiz gekommen, um sich hier nach Tanger einzuschiffen. Zu diesem einflussreichen Manne gewann Riecke durch Greppis Vermittlung Zutritt. Riecke schilderte ihm mündlich die Betrügereien Cailles und übergab ihm den Brief an den Kaiser; er stellte dem Marokkaner vor, „dass die Republik Hamburg als ein kleiner, wenig vermögender Staat in Betracht der bekannten großen Seemächte eigentlich keinen sonderlichen wirklichen Vorteil von dem Frieden mit Marokko haben würde,“ (! ?) es habe aber den Senat „bloß die durch Caille damals erteilte Nachricht, dass der marokkanische Monarch sich der kleinen Stadt Hamburg so gnädig erinnert, gar zu sehr geschmeichelt“ usw.**) Allerdings entsprach dies ja durchaus nicht den tatsächlichen Verhältnissen; aber vielleicht war es diplomatisch klug, die Bedeutung der Stadt und ihres Interesses an dem Frieden geringwertiger hinzustellen, als sie war. Dass Riecke den Gesandten mit Geschenken für ihn selbst und seinen Herrn versah, ist selbstverständlich. —
*) Vom 24. Februar 1787.
**) Riecke an den Senat 1787. April 3. Bald darauf kam R. selbst nach Hamburg.
Im Sommer 1786 erfolgte seitens des Kaisers von Marokko der Befehl, dass eine Fregatte und eine Galliote aus dem Hafen von Larache in das Mittelmeer auslaufen solle, und zwar gegen die Preussen und Hamburger. Riecke, der dies nach Hamburg meldete, schob Alles auf das lange Ausbleiben des in der Welt herumstreifenden Caille. Natürlich war man in Hamburg sehr wenig erfreut über diese Nachricht. Die wieder zusammentretende Konferenz beschloss, dass der Wiener Hof um Erlaubnis gebeten werde, sich des kaiserlichen Konsuls in Cadiz, Grafen Greppi, in dieser Angelegenheit zu bedienen; durch ihn wollte man dann dem Kaiser von Marokko einen ausführlichen Bericht über die bisherige Behandlung der marokkanischen Sache und das Benehmen Cailles übersenden
Ob sich Hamburg an den Wiener Hof gewandt, ist nicht ersichtlich; bei Greppi fand die Stadt zunächst jedoch wenig Gegenliebe. Er weigerte sich Riecke gegenüber durchaus, direkt sich in die hamburgisch-marokkanischen Angelegenheiten zu mischen, da der kaiserliche Hof selbst keine unmittelbaren Beziehungen zu Marokko unterhielte. Doch erbot sich Greppi, als Privatmann einen Brief des Senats an Juan Manuel Salomon, spanischen Konsul in Marokko, zu expedieren und diesen um die Überreichung an den Kaiser zu bitten.
Darauf ging der Senat sofort ein; an einer baldigen Erledigung der Sache war ihm im Hinblick auf das bestehende Friedensverhältnis zwischen Marokko und Portugal sehr viel gelegen. Ein Briefe*) des Senats an den Kaiser von Marokko, in dem die Bitte ausgesprochen wurde, der Stadt nicht die „négligence très-blamable du Sr. d' Audibert'' entgelten zu lassen, ging an Riecke ab.
Inzwischen hatte sich aber noch eine bessere Gelegenheit zur Anknüpfung mit Marokko gezeigt. Ein marokkanischer Gesandter, Mohamed-Ben-Abdelhabi el Hafi, einer der vier Staatssekretäre des Kaisers, war auf der Reise von Mekka, Konstantinopel, Malta, Italien und Frankreich nach Cadiz gekommen, um sich hier nach Tanger einzuschiffen. Zu diesem einflussreichen Manne gewann Riecke durch Greppis Vermittlung Zutritt. Riecke schilderte ihm mündlich die Betrügereien Cailles und übergab ihm den Brief an den Kaiser; er stellte dem Marokkaner vor, „dass die Republik Hamburg als ein kleiner, wenig vermögender Staat in Betracht der bekannten großen Seemächte eigentlich keinen sonderlichen wirklichen Vorteil von dem Frieden mit Marokko haben würde,“ (! ?) es habe aber den Senat „bloß die durch Caille damals erteilte Nachricht, dass der marokkanische Monarch sich der kleinen Stadt Hamburg so gnädig erinnert, gar zu sehr geschmeichelt“ usw.**) Allerdings entsprach dies ja durchaus nicht den tatsächlichen Verhältnissen; aber vielleicht war es diplomatisch klug, die Bedeutung der Stadt und ihres Interesses an dem Frieden geringwertiger hinzustellen, als sie war. Dass Riecke den Gesandten mit Geschenken für ihn selbst und seinen Herrn versah, ist selbstverständlich. —
*) Vom 24. Februar 1787.
**) Riecke an den Senat 1787. April 3. Bald darauf kam R. selbst nach Hamburg.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken