Lübecks Abneigung gegen Verhandlungen

„Das glänzende Beispiel von Hamburg kann uns in dieser Sache nicht zur Nachahmung reizen, weil die Hamburger viele und beträchtliche Ladungen nach Lissabon, Cadiz, Sevilla usw. haben, welche bei uns nicht die häufigen Fälle sind, und Bremens Gesinnungen sind nicht bekannt.“ Die geringe lübische Schifffahrt nach Portugal rechtfertige die Ausgabe einer so großen Summe nicht. Damit aber Hamburg und Bremen „keine Sicherheits-Praerogativen durch ihre Unterhandlungen mit Ausschließung Lübecks gewinnen mögen und damit das Wohlwollen, welches der portugiesische Hof sehr oft für die Reichsstädte bewiesen hat, auch für Lübeck konserviert, mithin viele Lübeckische Schiffe mit glücklichem Erfolg nach Portugal geführt werden mögen,“ so dürfe auch Lübeck sich dem Winke Portugals nicht entziehen. Die Bürgerschaft erklärte sich deshalb für die Einleitung der „Sicherheits-Negociation“ mit Marokko, war auch geneigt, dafür etwas zu zahlen, sprach aber zugleich ihren Wunsch aus, dass diese Negociation mit Marokko unter Garantie Portugals zu Stande kommen möge, „in Betracht, dass die marokkanische kaiserliche Herrlichkeit gar zu oft und in Hinsicht anderer Regierungen ungewöhnlich schnell der Veränderung und dem Wechsel der Dinge unterliegen muss.“

Als der Lübecker Senat sich bei diesem Beschluss nicht beruhigte und den Kollegien die Sache nochmals vorstellte, erklärten sie am 23. Februar: „dass, wenn Bremen und Hamburg gemeinschaftlich wegen Sicherheit ihrer Schifffahrt mit Marokko negotieren würden, mithin Bremen der von Hamburg intendierten Negotiation beizutreten geneigt wäre, man sodann von Seiten Lübecks dieser Negotiation beitreten und die Freiheit der lüb. Flagge gleichfalls zu sichern und zu erhalten bemühet seyn müsse, wenn auch solches einen jährlichen Kostenaufwand von 3 — 4.000 Mark erfordern würde.“


Bremen aber, von dessen Entscheidung Lübeck seinen Beitritt abhängig machte, zögerte lange. Man bedauerte in Bremen das einseitige Vorgehen Hamburgs, das diesem, wie man befürchtete, vielleicht die Hände binden werde. Doch empfahl der Bremer Senat der Bürgerschaft die Bewilligung der Gelder.

Lizwischen hatte Colaço mit dem marokkanischen Minister verhandelt und dieser die Art der dem Kaiser anzubietenden Geschenke Colaço freigestellt Letzterer riet nun zu einem einmaligen Geschenk von 20.000 Piastern, das halb in klingender Münze, halb in Effekten zu machen sei, sowie einen jährlichen Tribut; diesen berechnete er aber höher, als Stöcqueler ihn bisher veranschlagt hatte. Doch hatte Colaço nicht nur für Hamburg allein, sondern für alle drei Städte mit dem Minister verhandelt; somit galten diese Summen auch für die letzteren.*)

*) Colaço an Stöcqueler 11. Januar 1802.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken