Kaiserlicher Vertrag; Firmans der Pforte

Es ging damals wieder das Gerücht über Friedensverhandlungen zwischen dem Kaiser und Algier. Nachdem im Sommer 1781 aus Holland die Nachricht gekommen war, dass der Kaiser den Kaufleuten von Ostende die Versicherung gegeben, dass sie in Zukunft von den Barbaresken nichts mehr zu besorgen hätten, wurde sogleich wieder von Lübeck der Gedanke angeregt, an einem Frieden, denn nur um einen solchen konnte es sich ja handeln, teilzunehmen. Den von Lübeck gemachten Vorschlag, sich an Baron Binder, kaiserlichen Residenten im Niedersächsischen Kreise, zu wenden, hielt Hamburg für untunlich; dagegen erkundigte sich letzteres bei Nolte, der mit dem toskanischen Hof in naher Verbindung stand. Nolte berichtete dann am 2. November 1781: der toskanische Hof wisse nichts von einem neuen Vertrag des Kaisers mit der Pforte, in dem die Barbaresken eingeschlossen seien. Sollte wirklich ein solcher Tractat abgeschlossen werden, so erachte er die Aufnahme der Hansestädte in ihn für sehr schwer, wenn nicht schlechterdings unmöglich; jedenfalls müsse man sich dann unmittelbar an den kaiserlichen Hof, am Besten an den Fürsten Kaunitz wenden, doch werde der Wiener Hof wohl darauf bestehen, dass alle hansestädtischen Schiffe kaiserliche Flagge führten. Nolte erörterte ferner eingehend seine Ansicht über die Benutzung der Firmans der Pforte. Diese letzteren können jede Nation gegen geringe Kosten erhalten. Zweifelhaft war nur, ob die Barbaresken sie unbedingt respektierten. Zwei kaiserliche Schiffe hatten gerade kürzlich die gegenteilige Erfahrung gemacht, und vergebens bemühte sich längere Zeit die kaiserliche Regierung, Genugtuung von der Pforte zu erhalten. Alles was mit solchen Firmans zusammenhing war doch höchst unsicher; höchstens in Kriegszeiten, wie die damaligen, hatten sie Wert; da machte die Schifffahrt der neutralen Mächte im Mittelländischen Meere so gute Geschäfte, dass sie mit den Firmans ein großes Risiko laufen konnte.