Interesse Preussens. — Spanisches Amerika

Sein Minister, Graf Bülow, zeigte für diese Angelegenheit ein warmes Interesse*); Smidt schrieb am 15. Juli aus Frankfurt, Preussen nehme die Sache sehr ernst. Ende August 1817 erklärte Humboldt dem Senator Smidt**), Preussen sei bereit, zur Beschützung des deutschen Handels etwa 2 Fregatten auszurüsten, und wenn die andern deutschen Staaten sich in demselben Verhältnis anstrengten, so werde der Kanal und die Nordsee sicher werden; Expeditionen nach dem Mittelländischen Meer hielt Humboldt für nicht ausführbar. Smidt wies dagegen darauf hin, dass eine kleine deutsche Flottille von 5 — 6 Fregatten und einigen kleineren Kriegsschiffen gerade im Mittelländischen Meer und an der Strasse von Gibraltar mit dem wirksamsten Erfolge sich gebrauchen lassen werde; denn wenn die Räuber einmal die Meerenge passiert hätten, wären sie schwer zu finden. Wenn England und Frankreich sich vereinigten, keine Seeräuber durch den Kanal zu lassen, würden wir uns in der Nordsee schon mit einigen kleineren Kriegsschiffen schützen können. Interessant ist es ferner, dass Smidt schon damals auf den zu erhoffenden Verkehr mit dem spanischen Amerika aufmerksam machte und ihn in Verbindung brachte mit der Barbareskengefahr: „Da es nicht zu erwarten sey,“ so stellte er Humboldt vor, „dass die insurgierten [zu einem Aufstand reizen] spanischen Provinzen sämtlich unter die alte Herrschaft zurückkehren dürften, da Brasilien aufgehört habe, eine Kolonie Portugals zu seyn, und dem freien Verkehre aller Nationen offen stehe, so komme es sehr darauf an, dass bei so erweiterten und sich täglich erweiterten Handelskommunikationen mit der Neuen Welt Deutschland davon auch seinen Teil bekomme und nicht Alles den Engländern in die Hände falle „So günstig der Zeitpunkt für diese Handelsausdehnung sei, so könne doch die Gefahr vor den Barbaresken derselben sehr hinderlich sein.***)

Aber alle diese Bemühungen trugen doch keine Früchte. Dennoch hat man den Eindruck, als ob, wenn Preussen und die Hansestädte in dieser Frage, unbeirrt von differierenden Einzelinteressen, Hand in Hand gegangen wären, sie wohl etwas wirklich Dauerhaftes hätten zu Stande bringen können.


*) vgl. über die Stellung Preussens zu der Barbareskenfrage Zimmermann, Geschichte der preuss.-deutsch. Handelspolitik S. 113 ff.

**) Bericht Smidts vom 2. Sept. 1817.

***) vgl. hierzu meine Beiträge z. Gesch. d. Handelsbezieh. Hamb. mit Amerika S. 137 ff.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken