Instruktion für Riecke.

Zugleich wurde, am 10. November, Riecke dahin instruiert, dass der Senat sich nicht in förmliche Traktate einlassen, andererseits aber auch die Sache nicht schlechthin von der Hand weisen wollte. Riecke wurde ferner befragt, ob er glaube, dass hamburgische Schiffe unbelästigt von den Marokkanern fahren könnten; ob, wenn Gefahr sei, man wohl marokkanische Pässe erhalten könne, den Pass etwa für 50 harte Pesos und gültig für ca. 2 Jahre oder für eine ganze Schiffsreise; ob zu besorgen sei, durch Annahme solcher Pässe bei dem spanischen Hof anzustoßen.

In letzterer Hinsicht beruhigte Riecke den Senat in einem Brief vom 16. Januar; er glaube eher das Gegenteil, da der König von Spanien gegenwärtig nicht nur in Freundschaft, sondern sogar der größten Vertraulichkeit mit Marokko lebe. Noch kürzlich hatte letzteres gegen das mit Spanien verfeindete England Manifeste erlassen. In dieser spanisch-englischen Feindschaft erblickte allerdings Riecke eine Veranlassung zur Besorgnis für hamburgische Schiffe; wenn ein nach diesen Gewässern bestimmtes Schiff durch Sturm nach der Strasse geworfen und dadurch verdächtig werden könnte, nach Gibraltar gehen zu wollen, dürfte Spaniens Missfallen erregt werden Im Übrigen war das Mittelländische Meer damals vor den Barbaresken sicherer denn je; und für die hamburgische Schifffahrt daselbst waren wegen des amerikanischen Krieges, da die Frachten hoch standen und an neutralen Schiffen Mangel war, die Aussichten vortreffliche. Auch meinte, was die erste Frage des Senats betraf, Riecke, die hamburgische Schifffahrt hätte schon seit einigen Jahren auf Marokko ausgedehnt werden können; allerdings sei nicht zu leugnen, dass der Kaiser unberechenbar und „es bei ihm nach Gewohnheit aller Mauren immer aufs Interesse angesehen ist.“


Riecke hatte vorläufig Caille um 4 Pässe für hamburgische Schiffe gebeten, ihn auch um Mitteilung der Bedingungen ersucht, unter denen hamburgische Kaufleute sich eventuell an Handelsunternehmungen mit und in Marokko beteiligen könnten.

Es ist interessant zu hören, in welcher Weise die Kommerzdeputierten, die am 3. März 1781 mit ihren Altadjungierten über diese Mitteilungen Rieckes verhandelten, sich äußerten:

Wenn das Mittelmeer sicherer als bisher befahren werden könne, so sei das sehr gut. Aber die Erinnerung an die Ereignisse von 1751 — 52 und die damals hinsichtlich Spaniens außer Acht gelassene Vorsicht lasse doch den Schritt Rieckes, d, h, seine Annäherung an Caille usw., als gewagt erscheinen; Gefahr liege ja noch nicht vor, im schlimmsten Falle seien die 200 Pessas verloren. Jedenfalls sei es schicklich, Spanien und Portugal „durch Personen von Dignität“ den Wunsch Hamburgs, seinen Schiffen eine möglichst freie Fahrt im Mittelmeer zu verschaffen, zu eröffnen, wobei zu betonen sei, dass Hamburg nicht einen Vertrag mit Marokko schließen, sondern nur Pässe erlangen, keinesfalls aber Munition oder dergleichen liefern wolle.

Der Senat hielt nun, wie er am 12. März antwortete, eine Mitteilung an den spanischen und portugiesischen Hof vorläufig, solange man über die eventuellen weiteren Äußerungen Cailles noch nicht unterrichtet war, für untunlich.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken