Harte Urteile über Hamburg

In Lübeck war man über diese „Hamburger Voreiligkeit“ , dies „Hamburger Meisterstück“ sehr erzürnt; man sah schon eine schwere Belastung durch die Beteiligung an den Kosten für den Schutz der Meerenge voraus. Nun war diese Beteiligung ja sicherlich etwas ganz Neues, Unerhörtes; aber wenn nur mit ihr sich eine Sicherheit der Schifffahrt hätte erreichen lassen, hätte man sich ihr auch wohl unterzogen; Das scheint in Hamburg die Ansicht gewesen zu sein. Ganz klar ist die Sache nicht. Stöcqueler schrieb noch am 8. Mai an den Lübecker Senat: der Punkt sei sehr delikat gewesen, und die Art, in der man ihm zuerst darüber gesprochen, hätte ihn glauben machen, dass man sich fügen müsse. Lübeck instruierte am 19. Juni Stöcqueler, er möge dem Ministerium die Schwierigkeiten schildern, die eine solche Beteiligung für die Hansestädte habe.

Schließlich erwies sich die ganze Aufregung als nutzlos. Die portugiesische Regierung bestand nicht ferner auf einer Kostenbeteiligung und bot sogar den hanseatischen Getreideschiffen eine Konvoi an.


Durch die harten Urteile über das Verfahren Hamburgs, das übrigens nicht ganz klar ist, darf man sich nicht irre machen lassen. Die ganze Geschichte dieser Verhandlungen über die Barbareskenfrage durchzieht wie ein roter Faden das Bestreben Hamburgs, möglichst selbständig und ungehindert der Verfolgung seiner Interessen nachzugehen; damit hängt dann zusammen das von Eifersucht wohl nicht ganz freie Misstrauen der Schwesterstädte, die besorgt danach ausschauen, ob Hamburg auch nicht zu weit gehe und Dinge unternähme, an denen, wenn nicht mehr oder nur schwer rückgängig zu machen, sie teilnehmen mussten. Denn bei aller Verschiedenheit der Lokalinteressen der drei Städte, sowohl in quantitativer wie qualitativer Hinsicht, bestand doch noch immer ein starkes Band gemeinsamer wirtschaftlicher und politischer Interessen. Die Stärke des Gefühls von dieser Gemeinsamkeit stand naturgemäß bei den einzelnen Gliedern dieses formlosen und unsichtbaren Bundes im umgekehrten Verhältnis zu ihrer Größe und Bedeutung. Sobald deshalb Hamburg sich irgendwie zu emanzipieren suchte, selbständig vorging und Instruktionen erteilte, ohne die Genossen zu fragen, erwachte bei diesen das Gefühl hansischer Zusammengehörigkeit unter sich und mit Hamburg wieder stärker; und man beeilte sich, den Ausreißer wieder einzufangen. Übrigens hat Hamburg sich in dieser Barbareskenfrage nie direkt unfreundlich oder selbstsüchtig gegen seine Schwesterstädte gezeigt; es hat ihnen stets, wo es irgend möglich, den Weg, den es selbst betreten, zum Nachfolgen offen gehalten, hat stets, wenn jene es wünschten, ihnen Mitteilung gemacht über das, was es selbst betrieb.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken
Hamburger Hafenbilder

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