Geringes Interesse Lübecks

Syndicus Sieveking hatte schon am 4. Februar 1794 nach Lübeck*) geschrieben, dass ein besonderer Frieden mit Algier wohl nicht mehr nötig sei; die Fahrt nach Spanien war zu unbedeutend; und bei der französischen und nordamerikanischen Fahrt war die algerische Gefahr gering; die südamerikanische Fahrt kam noch gar nicht in Betracht.

Ein Punkt aber war hinzugekommen und verursachte einiges Kopfzerbrechen. Stöcqueler hatte am 24. Dezember angefragt, ob die Hansestädte sich an den Kosten der Bewachung der Meerenge beteiligen wollten; der portugiesische Minister hätte eine Andeutung dieser Art gemacht. Sieveking glaubte allerdings, dass es auch, ohne eine solche Beteiligung gehen werde. Doch war die Frage einmal aufgeworfen; sie beunruhigte namentlich Lübeck.


Überhaupt schien es besonders dieser Stadt, als ob Stöcqueler sich schon viel zu tief mit dem portugiesischen Minister Pinto de Souza eingelassen hätte**).

Als die Städte sich wieder zu gemeinsamem Vorgehen geeinigt hatten, wünschte Hamburg vor Allem Klarheit über die Beteiligung an den Kosten der Verhandlung***). Hierbei traf es aber insbesondere bei Lübeck auf große Schwierigkeiten. Das Interesse dieser Stadt an der in Betracht kommenden Fahrt war allerdings nicht so groß wie dasjenige der Schwesterstädte. Von der alten lübischen Schifffahrt nach Portugal und Spanien war nicht mehr viel übrig. Was an nordischen Produkten von Lübeck nach Portugal ging, wurde schon lange meist auf schwedischen und dänischen Schiffen verladen. Die von Portugal für lübische Rechnung versandten Güter, besonders Zucker, gingen meist über Hamburg****).

Von 1784 — 93 waren insgesamt nur 40 lübische Schiffe nach Portugal und 2 nach Cadiz gefahren, im Durchschnitt also nur 4 im Jahre; und von den 40 fielen allein 23 in das Jahr 1783*****); in mehreren Jahren hatte kein Schiff diese Bestimmung gehabt. Senator Plessing hatte Recht, wenn er von Lübecks „Ohnmacht und unbedeutenden Schifffahrt“ spricht.

*) an Synd. Wilcken.

**) Wilcken an Sieveking 12. Febr. 1794.

***) Hamb. Senat an Lüb. n. Brem. Senat 28. Febr. 1794.

****) Promemoria des Senator Job. Phil. Plessing 3. März. 1794.

*****) „Die mehrsten dieser Schiffe sind aus Mangel einer guten Fracht von Holland oder Frankreich nach St. Ubes mit Ballast gesegelt, um für Reeder-Rechnung Salz zu laden.“ (ebenda).



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken