Drängen der hamburgischen Reeder

Durch diese Mitteilung, die Konvoi betreffend, wurde der Schrecken, der sich der hansestädtischen Kaufmannschaft bei der Kunde von dem Waffenstilstand bemächtigt hatte*), erheblich gemildert. Die Konvoirung der portugiesischen Kriegsschiffe war etwas Neues und Unerhörtes**); der portugiesischen Regierung gedachte man in den Städten mit großer Anerkennung; es wurde sofort für Gratifikationen an die Minister und Konvoikommandanten gesorgt, Dankschreiben ergingen nicht nur an die ersteren, sondern auch an den Prinzregenten von Portugal und den Geschäftsträger in Hamburg, Johannes Schuback.

Darauf wollte man sich aber in Hamburg nicht beschränken. Während Bremen und Lübeck sich zurückhielten, drängte dort die Kaufmannschaft weiter. Schien auch vorläufig die Schifffahrt nach Portugal gesichert, so konnte man doch die Hände nicht untätig in den Schoss legen, solange ein portugiesisch-algerischer Friede in Aussicht stand. Eine stattliche Reihe von Reedern und Schiffslieferanten richtete Ende November eine Eingabe an die Kommerzdeputierten, und diese wandten sich am 2. Dezember an den Senat: „Der Wunsch unsrer Kaufmannschaft nach einem Frieden mit Algier“ , so legten sie dar, „ist jetzt lauter und allgemeiner als je, da der gegenwärtige Zeitpunkt dazu so günstig scheint,“ Die misslungenen Versuche früherer Zeit schreckten „den guten Bürger von neuen gemeinnützigen und wohltätigen Unternehmungen nicht ab, sondern spornen vielmehr seinen Eifer nur noch stärker, je mehr das Bedürfnis der Sache so offenbar zu Tage liegt.“ In gewöhnlichen Zeiten beschäftige die Frachtfahrt nach jenseits des Cap Finisterre 70 — 80 hamburgische Schiffe; diese und noch weit mehr Schiffe, die nach der Bucht von Frankreich und dem irländischen Meere gingen, würden in Zukunft den Seeräubern bloßgestellt sein. Nehme man für jedes dieser Schiffe nur eine Reise im Jahre an, so würde nicht viel an 200.000 Talern Ausrüstungskosten fehlen, die Hamburg nur während eines halben Jahres weniger einnähme. Die hamburgische Reederei werde dann überhaupt aufhören. 4 — 500 größere und kleinere Feuerstellen eingehen, der Einfluss auf die öffentlichen Einnahmen und das Allgemeinwohl nicht ausbleiben.


*) Auch die Holländer waren über die Aussicht auf einen portugiesisch-algerischen Frieden nicht erfreut. Der schon genannte Konsul Fraissinet schrieb am 24. Januar 1794 aus Pisa: „want als per ougeluk de Portugeesen kwaamen haare vreede voor de onze te sluyten, dat souwde ons eene groote nadeel brengen.“ (R. A. im Haag).

**) Namentlich nach dem Promemoria des lüb. Senators Rodde vom 17. Dez. 1793.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken