Die Lieferungen an Algier

Nun war die Lieferung von derartigem Material nach den Barbareskenstaaten aus Europa nichts Ungewöhnliches mehr. Erst vor wenigen Jahren hatte sich Dänemark vertragsmäßig zu dieser Art von Zahlung verstehen müssen. Selbst das seemächtige England lieferte gelegentlich jenen Staaten Kriegsmaterial.*) Und im Jahre 1728 hatte der Dey von Algier auch aus Hamburg sich eine ansehnliche Menge von Kanonen, Kugeln, Pulver usw. verschrieben**); ob diese Sendung wirklich abgegangen ist, vermag ich nicht zu sagen.

Im Jahre 1744 hatte Peter Höckel, dem damals die Lösung hamburgischer Sklaven in Algier aufgetragen war, auf Veranlassung seines dortigen Korrespondenten, wahrscheinlich Ford, diesem anstatt der Lösungsgelder eine Schiffsladung Eisen, Pech, Teer, Pulver, Taue, Balken usw. zu senden beschlossen. Das Schiff, ein schwedisches, geführt von Oluf Nielsen und genannt „Catharina“ , war im Kanal von einem englischen Kaper genommen und nach Dover aufgebracht, die Sendung ist also wahrscheinlich vereitelt worden.***) —


Für Hamburg, das nicht eigene Kriegsschiffe besaß, war es aber sehr viel bedenklicher, sich zu Leistungen dieser Art zu verpflichten. Der Senat erkannte wohl, „das abseiten der Stadt nicht mit Sicherheit und wenigstens nicht ohne Schwierigkeiten solche Lieferung übernommen werden zu können scheinen mögte.“ Auch die Admiralität meinte, es wäre am Besten, wenn man „statt der zu liefernden Ammunition [Munition] mit barem Gelde auslangen könnte;“ besonderen Anstoß erregte bei ihr die Lieferung von Masten, für die sie ein Äquivalent an Munition vorschlug.

Betraf dies die Leistung in qualitativer Hinsicht, so ging aus den Mitteilungen des Goverts hervor, dass in quantitativer Beziehung Algier Hamburg sogar noch höher belasten wollte als Dänemark. Die Differenz zu Ungunsten Hamburgs schätzte man hier auf etwa 16.000 Thaler. Doch hätte sich dieser Unterschied fast ganz auf die einmalige Zahlung bzw. Leistung beschränkt, da Hamburg mehr Kriegsmaterial, namentlich Kanonen, liefern sollte als Dänemark. Für die Zukunft wären beide Staaten ziemlich gleich belastet gewesen.****) Schon dies fand man natürlich in Hamburg für den Verhältnissen nicht entsprechend.

*) vgl. z. B. CaJendar of Treasury Papers, ed. Redington vol. 1714 — 19 S. 139 (1715); 1720-28. S. 62 (1721). Calendar of Uome Office Papers of the reign of George III. vol. 1760-65 (1762) S. 242.

**) Plantet, a. a. O. II. 132.

***) Peter Höckel u. Hieronym. Matthiessen an den Hamb. Rat 1744. Dec. 28. (H. St. A.) Die Gesuchsteller baten den Rat um ein Zeugnis, dass die Güter für Rechnung eines englischen Untertanen gingen und nur nach Algier bestimmt seien. Weiteres findet sich nicht über diese Angelegenheit.

****) *) Paravicini meinte 1. März 1751, der hamburgische Friedensvertrag mit Algier sei etwas billiger als der dänische. (Haag R. A.)



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken