Die Konkurrenten Hamburgs
Ein Bruch mit Spanien wäre deshalb in erster Linie den Holländern zu Gute gekommen; die hamburgische Schifffahrt, der hamburgische Handel wären jenen mehr denn je tributpflichtig geworden. Was das für Deutschland bedeutet hätte, ist klar; es wäre ein großer national wirtschaftlicher Verlust gewesen. Ein Teil deutscher Waren ging ja schon von Hamburg oder vom Westen Deutschlands über Holland nach Spanien; die Wogen eines hamburgischspanischen Konflikts hätten dem holländischen Strand reiche Beute zugetrieben.
Wir haben ja ein Zeugnis aus einem binnenländischen Handelszentrum, aus Leipzig, darüber, wie man sich hier bei einem dauernden Zwiespalt zwischen Hamburg und Spanien einzurichten gedachte. Als der Kurfürst von Sachsen Ende November bei dem Rat der Stadt Leipzig anfragen ließ, „ob und was für Nachteil der Leipzigischen mit denen Hamburgern im Verkehr stehenden Kaufmannschaft“ aus dem Konflikt erwachsen und wie derselbe abgewendet werden könne, berichtete der Rat am 7. Dezember, dass, wenn wirklich Hamburg die Sache nicht in Güte beilegen könne, „es leicht sein würde, durch andere Vermittlung mit Spanien zu handeln. Auch handelten Leipziger Handelsleute vielfach direkt nach Spanien über Altona.“ *)
Ähnlich hätten sich auch wohl andere deutsche Exporteure zu helfen gewusst; der Außenhandel des westlichen Deutschland gravitierte ohnedies schon stark nach Holland.
Also: Holland, Altona, Bremen wären die lachenden Erben Hamburgs geworden. Und diese Erbschaft war nicht zu verachten. Die Holländer spürten um die Mitte des Jahrhunderts auf fast allen Gebieten des Handels und der Schifffahrt die schwere Konkurrenz der andern Seevölker. Allgemein waren die Klagen über den Vorfall der holländischen Schifffahrt und nicht am wenigsten der Mittelmeerfahrt. Als einer der rührigsten Nebenbuhler erhob sich Hamburg; es machte den Holländern fühlbare Konkurrenz im Handel mit Frankreich, Portugal, Spanien, Italien; in mehreren wichtigen Industriezweigen beeiferte sich Hamburg im Verein mit Bremen, Brabant, Flandern und andern Gebieten den Verfall der holländischen Industrie zu beschleunigen. Es ist interessant, dass fast gleichzeitig mit dem Abschluss des hamburgisch-algerischen Vertrages eine Bewegung in Holland begann, die ernsthaft Maßregeln ins Auge fasste, durch die man dem von den deutschen Nordseestädten, von Dänemark usw. drohenden Wettbewerb zu begegnen hoffte. **)
*) Hasse, Geschichte der Leipz. Messen S. 154. Statt: 29. September muss dort aber wohl: 29. November gelesen werden. — Nach dem Berichte Klefekers aus den Haag, 26. November 1751, befürchtete der kursächsische Hof, dass der sächsische Leinenhandel über Hamburg durch Gründung der Emdener Handelskompanie leiden könne; schon aus diesem Grunde empfahl Klefeker, auch sächsische Vermittlung anzurufen.
**) vgl. über diese Verhältnisse vorläufig Laspeyres, Geschichte der volkswirtschaftl. Anschauungen der Niederländer S. 226 ff.
Wir haben ja ein Zeugnis aus einem binnenländischen Handelszentrum, aus Leipzig, darüber, wie man sich hier bei einem dauernden Zwiespalt zwischen Hamburg und Spanien einzurichten gedachte. Als der Kurfürst von Sachsen Ende November bei dem Rat der Stadt Leipzig anfragen ließ, „ob und was für Nachteil der Leipzigischen mit denen Hamburgern im Verkehr stehenden Kaufmannschaft“ aus dem Konflikt erwachsen und wie derselbe abgewendet werden könne, berichtete der Rat am 7. Dezember, dass, wenn wirklich Hamburg die Sache nicht in Güte beilegen könne, „es leicht sein würde, durch andere Vermittlung mit Spanien zu handeln. Auch handelten Leipziger Handelsleute vielfach direkt nach Spanien über Altona.“ *)
Ähnlich hätten sich auch wohl andere deutsche Exporteure zu helfen gewusst; der Außenhandel des westlichen Deutschland gravitierte ohnedies schon stark nach Holland.
Also: Holland, Altona, Bremen wären die lachenden Erben Hamburgs geworden. Und diese Erbschaft war nicht zu verachten. Die Holländer spürten um die Mitte des Jahrhunderts auf fast allen Gebieten des Handels und der Schifffahrt die schwere Konkurrenz der andern Seevölker. Allgemein waren die Klagen über den Vorfall der holländischen Schifffahrt und nicht am wenigsten der Mittelmeerfahrt. Als einer der rührigsten Nebenbuhler erhob sich Hamburg; es machte den Holländern fühlbare Konkurrenz im Handel mit Frankreich, Portugal, Spanien, Italien; in mehreren wichtigen Industriezweigen beeiferte sich Hamburg im Verein mit Bremen, Brabant, Flandern und andern Gebieten den Verfall der holländischen Industrie zu beschleunigen. Es ist interessant, dass fast gleichzeitig mit dem Abschluss des hamburgisch-algerischen Vertrages eine Bewegung in Holland begann, die ernsthaft Maßregeln ins Auge fasste, durch die man dem von den deutschen Nordseestädten, von Dänemark usw. drohenden Wettbewerb zu begegnen hoffte. **)
*) Hasse, Geschichte der Leipz. Messen S. 154. Statt: 29. September muss dort aber wohl: 29. November gelesen werden. — Nach dem Berichte Klefekers aus den Haag, 26. November 1751, befürchtete der kursächsische Hof, dass der sächsische Leinenhandel über Hamburg durch Gründung der Emdener Handelskompanie leiden könne; schon aus diesem Grunde empfahl Klefeker, auch sächsische Vermittlung anzurufen.
**) vgl. über diese Verhältnisse vorläufig Laspeyres, Geschichte der volkswirtschaftl. Anschauungen der Niederländer S. 226 ff.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken