Der Friedenskonsul Caille

Im Jahre 1780 beginnt eine neue Episode in den hamburgischmarokkanischen Beziehungen. Manches aus dieser Episode gehört eigentlich in eine Geschichte des internationalen Abenteurertums; jenen Beziehungen haftet ja aber überhaupt viel Abenteuerliches an.

Der Kaiser von Marokko hatte in Cadiz in der Person des D'Audibert Caille, eines französischen Kaufmanns in Salé, einen sogenannten Friedenskonsul*) eingesetzt; dieser sollte dort als Konsul und Vermittler des Verkehrs mit allen fremden Nationen, die in Marokko keinen Konsul hatten, dienen. In diesem Caille, mit dem wir uns nun hier etwas näher beschäftigen müssen, verkörpert sich die Europa umwerbende Politik seines kaiserlichen Herrn. Caille hat im Laufe der Jahre eine ganze Reihe von Regierungen der alten und der neuen Welt**) mit Anerbietungen, Versprechen und Wünschen heimgesucht.


Caille wandte sich gleichzeitig an Preussen wie an Hamburg und Lübeck.

Im August 1780 schrieb er an den hamburgischen Senat, versicherte ihn der Bereitwilligkeit des Kaisers, mit Hamburg einen Friedensvertrag zu schließen, der ähnlich sein könne denjenigen, die der Kaiser mit den meisten Seestaaten Europas geschlossen habe, „pour la sureté de leur pavillon et pour le bien commun du commerce;“ sei der Senat dazu bereit und würden Hamburger marokkanische Häfen betreten, so seien sie willkommen.

Zugleich sandte Caille das oben erwähnte Dekret des Kaisers ein und zwar mit einer Erklärung, dass der letztere den Schiffen unter kaiserlicher, Hamburger, Lübecker und Danziger Flagge seine Häfen öffne. Ein Schreiben des hamburgischen Konsuls Riecke in Cadiz, mit dem Caille sich in Verbindung gesetzt hatte, bestätigte dies Alles; Caille hatte Riecke für Lübeck dieselben Anerbietungen gemacht. Bremen wurde nicht genannt.

*) Der Kaiser hatte ihm, wie er dem hamburgischen Senat schrieb, erlaubt ,,d'arborer au mat de la maison, que nous habitons, un pavillon de paix, dont le fonds est blanc avec un pigeon au milieu qui tient un rameau d’ollivier par le bec.“

**) Über seine Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten von Amerika vgl. Sparks. Dipl. corr. of the American revolution. IIL 178; VII. 389 ff. Später betrieb ein gewisser Giacomo Francisco Crocco diese Verhandlungen Marokkos mit den Vereinigten Staaten; Franklin vermutete in Crocco bald einen Betrüger; vgl. Sparks IV. 135. 176. 179.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken