Das Generalkonsulat in Livorno

Jedenfalls ging der Ursprung dieses Planes von stark interessierter Seite aus, was seinen Nutzen für die Allgemeinheit ja natürlich nicht ausschloss. Der Hamburger Johann Hinrich Nolte, Chef des angesehenen Handlungshauses Otto Franck & Co. in Livorno, wurde im Februar 1781 zum hamburgischen Generalkonsul daselbst ernannt.*) Am 14, Februar schrieb der hamburgische Syndicus Sillem an Syndicus Evers in Lübeck, und legte ihm die Gründe dar, die den Senat zu jener Ernennung bewogen hatten: sein Geschäft, das stark nach England gravitiere, könne nicht unter holländischer Protektion gehen.“ Ob wir gleich bekanntlich keine eigentliche Schifffahrt im Mittelländischen Meere haben,“ so seien doch von Nolte allerlei weitere Untersuchung verdienende Vorschläge gemacht. Er wolle versuchen, ob er nicht durch sein Haus in Konstantinopel auf einzelne hiesige Schiffe „Permissionen“ oder „Firmans“ erhalten könne, mit denen die Schiffe, vor den Korsaren gesichert, das Mittelmeer befahren könnten; solche Firmans würden kaiserlichen und anderen Schiffen oft erteilt. Um dies aber besser bewerkstelligen zu können, wünsche Nolte hanseatischer Generalkonsul zu werden.

In Lübeck verhielt mau sich gegen diesen Wunsch vollkommen ablehnend, sowohl aus einer ganz offen kundgegebenen Empfindlichkeit über die bereits erfolgte Anstellung Noltes, ohne dass er sich zugleich um das Konsulat für die beiden anderen Städte beworben hatte; als auch weil man diesem Konsulat jeglichen Nutzen absprach. Und Lübeck blieb bei dieser Ansicht, obwohl Sillem die schnelle Anstellung Noltes mit der Eile, die die Angelegenheit ihrer Natur nach erfordert habe, begründete und darauf hinwies, dass, wenn auch hanseatische Schiffe selbst nicht im Mittelmeer fahren könnten und für sie diese Firmans wenig Wert hätten, doch mit fremden, so dänischen und schwedischen Schiffen über Livorno Handel nach der Levante getrieben werden könne; dazu die Hand zu bieten, sei das Nolte'sche Haus schon im eigenen Interesse bereit.


*) Doch trat er erst am 1. Dezember öffentlich in dieser Eigenschaft in Livorno auf. Über diese Hamburg-Hollädisch-Livorneser Beziehungen werde ich an anderer Stelle eingehend berichten.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken