Colaço und sein Ende

Es verging fast ein Jahr, bevor man wieder von der Sache hörte. Ende Dezember 1822 präsentierte Brunetti eine Rechnung für die Kaffeeservice.*) Zugleich kam aber die Nachricht, dass in Marokko wieder einmal ein Thronwechsel eingetreten war. Mulay Abderrahman hatte den Thron bestiegen und sogleich auch seine friedliche Gesinnung kundgegeben. Nun meldete sich auch Colaço wieder mit dem Anerbieten, Verhandlungen einzuleiten. Bremen und Lübeck hielten sich, wie bisher, noch zurück. Der Hamburger Senat beschloss aber am 21. Februar 1823, Colaço zum Abschluss mit dem neuen Kaiser zu autorisieren; die Zusendung der Service wurde ihm in Aussicht gestellt und ihm ein ganz stattlicher Credit eröffnet.

Im Herbst 1823 hörte man aber, dass Colaço, der sich zuletzt in Lissabon aufhielt, geisteskrank geworden, und die Kaffeeservice zerbrochen daselbst angekommen waren; Colaços Gattin behelligte den Senat noch einige Zeit mit allerlei Ansprüchen.


Wenn man nun auch Colaço, seine Anträge, das Kaffeeservice und eine Summe Geldes los war, so entledigte man sich Marokkos nicht so leicht. Schon im Mai 1824 hatte Lindenberg aus Lissabon berichtet, dass ein marokkanisch-hamburgischer Vertrag zustande gekommen sei und dass der Kaiser Bremen und Lübeck auffordere, diesem Vertrage beizutreten. Im Juli erhielt man in Hamburg Abschriften von zwei angeblichen Schreiben des Kaisers vom 19. April an den Senat, in denen jener den von seinem Vorfahr an Hamburg bewilligten Frieden zwar bestätigte, zugleich aber den für die verflossenen 2½ Jahre verfallenen Tribut von zusammen 5.000 Pesos forderte.**) Man war in Hamburg bereit, diese Summe zu bezahlen, unter der Voraussetzung, dass man glaubhaft überzeugt würde, dass der Friede zwischen Marokko und Hamburg wirklich erneuert worden sei. ***) Was in dieser Beziehung von Frau Colaço mitgeteilt wurde, ward als Prellerei angesehen****); mit dieser Frau wollte man überhaupt nichts zu tun haben.

Lübeck lehnte den Beitritt zu dem angeblichen Vertrage rundweg ab *****); Bremen sah der Entwicklung der Dinge abwartend zu.

*) Senatsprot. 1823. Febr. 5.

**) Senatsprot. 1824. Juli 14.

***) Senatsprot. 13. Aug. 1824.

****) Bartels an Gütschow 6. Juli 1824.

*****) Curtius an Lindenberg in Lissabon 9. Au. 1824.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken