Caille in Paris

Erst am 3. Oktober 1785 schrieb er wieder, und zwar aus Paris, an den Senat; er bat um Geld für Geschenke an den marokkanischen Hof. Der Senat beschloss, ihm in Cadiz 400 Pesos auszahlen zu lassen, erkundigte sich aber zugleich bei dem hanseatischen Agenten de la Flotte in Paris nach dem Charakter Cailles. Der Agent gab dann auf Grund guter Quellen eine Auskunft, die sich von der früher seitens Riecke gegebenen wesentlich unterschied. Darin stimmte sie allerdings mit dem Rieckeschen Bericht überein, dass de la Flotte schrieb: es sei notorisch, dass Caille .,avoit effectivement captivé la bienveillance du Roi Africain,“ und dass er wirklich ein Diplom erhalten habe, „qui le constituoit Konsul pour toutes les nations qui manquoient d'argent auprès de ce Prince;“ doch habe man Ursache zu glauben, dass sein Credit nicht mehr sicher sei, und dass er ihn eingebüsst habe durch seine lange Abwesenheit von Marokko und den schlechten Stand seines Vermögens-, er werde auch wohl kaum wieder nach Afrika zurückkehren. Allgemein gelte der Mann als ein „intriguant, fécond en expédiens et cherchant à faire ressource.“ Dass er beim Hofe von Marokko in gewissem Credit gestanden, sei nicht wunderbar, da er diesem Hofe die Ideen verschafft habe, die dahin zielten, möglichst viel Geld aus den verschiedenen dort verkehrenden Nationen zu ziehen; „toutes propositions qui ont pour bien de satisfaire l`avidité de ces Barbaresques sont toujours accueillies favorablement“ . Nach einem persönlichen Zusammentreffen de la Flottes mit Caille riet ersterer dem Senat, nicht ganz mit Caille zu brechen.*)

Der Senat war natürlich nichts weniger als erfreut über diese Mitteilungen. Noch kürzlich hatte Caille ihm, natürlich in Verbindung mit einer Geldanleihe, seine großen Pläne, die auf einen allgemeinen europäischen Frieden mit allen Barbareskenstaaten hinausliefen, vorgetragen, Pläne, die er übrigens auch dem französischen Minister Vergennes und dem preussischen Hertzberg vorgelegt hatte, und die, gelinde gesagt, extravagant waren.


*) de la Flotte an Sillem 5. Dez.; 12. Dez. 1785.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken