Briefe an Caille

Bestimmter schon lautet der Brief des Senats an Caille: der Senat sei zufrieden mit dem bisher Erreichten und ziehe dies einem formellen Vertrage vor. Interessant sind die hierfür angeführten Gründe: weil die „coups d'État“ sich für Republiken nicht eigneten, auch die gegenwärtige Krisis der europäischen Angelegenheiten solche nicht gestatteten, endlich weil man die hanseatische Verfassung („la forme et la constitution hanséatique“ ) bewahren müsse. Natürlich waren das nicht die wirklichen Beweggründe, am wenigsten wohl der letzte; tatsächlich wollte man die Sache hinziehen und Zeit gewinnen.

Die Konsuln Stöcqueler in Lissabon und van der Lepe in Madrid wurden, unter Mitteilung der bisherigen Verhandlungen, beauftragt, den betreffenden Höfen gelegentlich vertrauliche Eröffnungen zu machen. Stöcqueler speziell sollte Auskunft über Caille, Duquela etc. geben, namentlich aber über die wirklichen Pläne Marokkos.


Am wichtigsten war schließlich ein von Riecke an Caille zu sendender Brief, der in Hamburg aufgesetzt und an Riecke geschickt wurde. Dieser Brief, den man als eine von Caille dem Duquela zu machende Eröffnung ansah, gab zunächst der Beunruhigung Ausdruck, in die der Senat durch das Verlangen von Geschenken versetzt sei; der Senat sei nicht im Stande, Geschenke zu machen, wie sie einem so mächtigen und reichen Fürsten gegenüber angebracht seien. Caille möge den großen Unterschied bedenken, der, sowohl in Hinsicht auf die Mittel als auf die Macht und Ausdehnung der Marine, zwischen Hamburg einer- und England, Dänemark, Schweden, Holland. Venedig, Genua andrerseits bestände. Hamburg sei eine kleine Republik, die mit so großen Mächten nicht auf dieselbe Stufe gestellt werden könne. Caille möge dieses bedenken und darnach handeln. Der Brief schloss mit der Mitteilung, dass, wenn Caille es für richtig halte, den Brief an Duquela mit einem Geschenke von 1000 Pesos zu begleiten, diese Summe zu seiner Verfügung stehe. Dem Caille selbst setzte der Senat ein Jahresgehalt von 250 P. aus, d. h. solange das friedliche Einvernehmen mit Marokko dauere.

So suchte der Senat, weit entfernt von der Absicht, einen förmlichen Frieden zu schließen, „zum Besten der hiesigen Handlung und Schifffahrt die günstigen Gesinnungen des Sultans durch alle mögliche Höflichkeitsbezeugungen und durch kleine Geschenke beizubehalten“ *).

*) Admir. Prot. 1781 Juni 20.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken