Algerische Spione

Sonst würde aber Alles, was auf die Verhandlung mit Spanien Bezug hatte, möglichst geheim gehalten, damit nicht die Algierer durch Juden oder andere Spione über die Vorgänge in Hamburg unterrichtet würden *) Diese letztere Befürchtung war, wie es scheint, nicht ganz grundlos. In Hamburg meinte man sogar, der Hof von Madrid sei gegen die Stadt namentlich erbittert, weil die Hamburger „bisher der Algierer Espions gegen Spanien gewesen“; der Senat fand es für gut, diese Beschuldigung in einem Schreiben an den Grafen Esterhasy ausdrücklich als eine boshafte Verleumdung der Feinde Hamburgs zu bezeichnen. **) Der Resident von der Lith, die Quelle dieser Nachrichten, berichtete aber kurz darauf***), man habe bei Gelegenheit der Anwesenheit eines nach Kopenhagen durchreisenden marokkanischen Juden entdeckt, „dass seit 10 Monaten die Algierer allhier einen Juden zum Espion gehabt, welcher diesen Seeräubern alles, was hierselbst vorgegangen, zugeschrieben hat“ ****)

Was Spanien betraf, so beschränkte sich vorläufig der Senat darauf, nur die Lieferung der Munition usw. zu betonen und eben diese Lieferung als den eigentlichen Grund des spanischen Protestes hinzustellen-, der Senat hoffte, wenn diese Spanien besonders missliebige Sache rückgängig und für die Zukunft unmöglich gemacht werde, dass dann Spanien gegen einen Frieden Hamburgs mit Algier ohne solche Lieferung nichts einwenden würde. In dem Schreiben an den König von Spanien wird deshalb auch nur bemerkt, dass, wenn die Stadt gewusst hätte, dass sie durch solche Lieferung sich die königliche Ungnade zuziehen würde, sie diesen Frieden mit Algier nie geschlossen haben würde. Der Senat hielt es deshalb auch für angemessen, dahin zu wirken, dass die Vermittlung des Kaisers und Frankreichs allein auf die Feststellung des für die Munition zu liefernden Äquivalents sich gründen müsse.*****)


Es scheint, als ob in jenem Stadium der Angelegenheit der Senat wirklich noch der aufrichtigen Hoffnung gewesen ist, dass dies Spanien gegenüber genügen werde. Man dachte sogar an neue Verhandlungen mit Algier; Mitte November wurde beschlossen, Goverts nach Marseille zu schicken, damit er von dort aus eventuell gleich weiter nach Algier gehen könne.

*) von der Lith. 27. Nov. 1751.

**) Derselbe 9. Februar 1752.

***) 26. Februar.

****) Schon am 22. Januar 1749 war in der Admiralität über die Verhandlung mit Algier strengste Verschwiegenheit empfohlen worden, „indem, wann solches ruchtbar werden sollte, verschiedene, insonderheit die Juden, Alles anwenden würden, solches zu hintertreiben.“ Dass gerade den Juden ein Interesse an dem Nichtzustandekommen des Vertrages zugeschrieben wurde, beruht vielleicht darauf, dass sie das Geschäft der Sklavenlösung vielfach betrieben; durch den Frieden war dies bedroht.

*****) Admir. Prot 1751. Nov. 15.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken