Abneigung Hamburgs gegen einen Vertrag

Weniger Eindruck scheint auf den Senat die von Chiappa ausgesprochene Befürchtung gemacht zu haben, dass nämlich für Hamburg aus einem Bruch mit Marokko insofern großer Schade erwachsen könne, als Altona dann den Verkehr mit Cadiz an sich ziehen möchte. Wenigstens ist von diesem Argument sonst nie die Rede. Doch war man sich in Hamburg klar bewusst, dass Dänemark kein Interesse an einem guten Einvernehmen zwischen Marokko und Hamburg haben konnte. Als Graf Bernstorff dem hanseatischen Agenten Meinig in Kopenhagen seine guten Dienste zur Vermittlung in Marokko anbot, wurde dies zwar dankbar anerkannt; doch wollte der Senat sich in dieser Angelegenheit auf die Annahme Desjenigen beschränken, was der dänische Hof selbst vorgeschlagen habe, „sachant bien qu'il seroit contraire à l`intérêt de cette cour même, d'employer ses bons offices pour contribuer au retablissement de la bonne intelligence entre l`Empereur de Maroc et cette ville et à la sûreté de nos navires contre les Barbaresques“ .

Syndicus Sieveking richtete nun am 17. Dezember an Fester folgende vertrauliche Mitteilung: „dass die Absicht des Senats nicht ist, einen förmlichen Friedenstraktat mit Marokko zu schließen, sondern nur durch eine mit einigen Geschenken begleitete Verbeugung gegen den Kayser von Marokko das gute Vernehmen mit ihm wiederherzustellen, und unsere Schiffe für die Zukunft gegen die Marokkaner zu sichern, woran uns wegen unsrer Fahrt nach Portugal und Amerika sehr gelegen ist“. Zugleich erging an den Kaiser von Marokko ein Schreiben des Senats, in dem dieser sein Bedauern über die Wegnahme des Schiffes, seine Unbekanntschaft mit den Gründen dieses Ereignisses darlegte, sowie die ehrerbietige Bitte um Wiederherstellung des Friedens aussprach.


Der Senat beschränkte sich aber nicht hierauf. Gleich, nachdem Stöcqueler von der Wegnahme der Schiffe gehört, hatte er in Lissabon sich um portugiesische Konvoy für die hamburgischen Schiffe bemüht.

Die portugiesische Regierung hatte ungesäumt die Fregatte Minerva zur Verfügung gestellt; sie sollte die in portugiesischen Häfen sich befindenden hamburgischen Schiffe nach Hamburg geleiten und dann auf der Elbe überwintern, um im Frühjahr die nach Portugal bestimmten Schiffe zurückzuführen. So sehr nun auch der Senat erfreut war über dies Zugeständnis, das zugleich von dem hohen Wert zeugte, den man in Portugal auf die Unterhaltung der Schifffahrt mit Hamburg legte, so war er doch aus politischen Gründen gegen diesen Schritt seines Konsuls. Portugal lag damals im Krieg mit Frankreich, und die Konvoyrung hätte den hamburgischen Schiffen leicht beschwerlich werden können. Auch war es zweifelhaft, ob ihr Tiefgang der Fregatte gestattete den Winter auf der Elbe zuzubringen.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken