Ablehnung des englischen Antrags

Dieser beachtenswerte Vorschlag fand bei den Hansestädten nur geringen Beifall. Lübeck dankte und erklärte, es wolle zunächst die allgemeinen, vom Bund und den Mächten vorbereiteten Maßregeln abwarten, auch auf Separatverträge nicht eingehen*). Bremen lehnte ebenfalls ab**). Syndikus v. Gröning schrieb am 22. Oktober an Curtius: Verträge mit den Barbaresken gewährten überhaupt keine Sicherheit; auch würden Friedensunterhandlungen, die doch nur mit Tributen endigten, unserem Verhältnis zum deutschen Bunde und den daselbst gestellten Anträgen zuwiderlaufen.

Auch Hamburg lehnte den englischen Antrag mit höflichen Worten ab; doch erhellt aus dem Berichte, den der Senat durch Syndicus v. Sienen***) nach Lübeck ergehen ließ, dass seine Motive und Stellungnahme sich wesentlich von denjenigen der Schwesterstädte unterschieden. Es sei zunächst sehr bedenklich, schreibt V. Sienen, die englische Regierung, deren Verwendung man früher angerufen habe, zu verstimmen. „Eine Aufstellung einer deutschen Bundesflotte zur Sicherung dürften wir schwer erleben“; und wenn fremde Hilfe in Betracht käme, sei die englische jedenfalls die wirksamste. Von Erkaufung eines Friedens stehe in der englischen Note nichts; darauf würde sich auch Hamburg schwerlich einlassen, am wenigsten wenn nicht ein Friede mit allen Raubstaaten zu Stande käme. ,,Man nimmt diesseits die Sache so, dass es Englands Absicht sey, durch dessen Einfluss auf die Regierung zu Tripolis den Hansestädten Frieden mit diesem Raubstaat ohne Aufopferung von ihrer Seite zu verschaffen**. Nur Erkaufung eines Friedens könne als mit den beim Bundestag und den Mächten geschehenen Schritten contrastierend angesehen werden. Namentlich aber gab v. Sienen der Ansicht Ausdruck, dass jene Schritte unmöglich dahin ausgelegt werden könnten, als ob man nun ausschließlich durch die Bundesversammlung oder durch Vereinigung der Mächte zum Ziel kommen wolle. Bei der Langsamkeit des Bundes könne es nicht missdeutet werden, wenn man sich wenigstens interimistisch anderweitig zu sichern suchte.


Spätere Tatsachen haben dem hamburgischen Standpunkt Recht gegeben. Aber man setzte noch immer seine Hoffnung auf gemeinsame deutsche Schritte. Smidt billigte die Ablehnung des englischen Anerbietens durchaus; u. A. auch weil die Unterhandlung und der Friede mit Tripolis den Hansestädten mindestens 25 000 Thaler kosten werde ****).

*) Lüb. Senat an Cockburn 24. Okt. 1818.

**) Brem. Senat an Cockburn 22. Okt.

***) an Curtius 26. Oktober,

****) Bericht Smidts 28. Oktob. 1818; aus ihm auch das Folgende.




Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken