Ablehnung Bremens

Doch war die Stimmung in Bremen keineswegs gegen die Sache selbst. Die Ältesten der Kaufmannschaft wiederholten schon am 8. Mai, dass sie, wie die ganze Kaufmannschaft, es für äußerst notwendig hielten, dass die Verhandlungen mit Marokko nicht abgebrochen würden; und Eelking schrieb am 13. Mai an Rodde: er habe Ursache zu der Vermutung, dass die bremische Kaufmannschaft, in welcher die Meinungen über diesen Gegenstand sehr geteilt sein sollten, den Plan noch nicht aufgebe, sondern vielleicht bald mit neuen Anträgen kommen werde.

Syndicus Sieveking*) bedauerte die bremische Ablehnung und meinte, die beiden Städte würden es bald bereuen, jedenfalls würden sie auf portugiesische Verwendung schwerlich jemals wieder rechnen dürfen.


Der Lübecker Senat bereute zuerst. Da nämlich inzwischen wieder allerlei Mitteilungen, besonders von Seiten des Konsuls Riess in Cadiz**) über Rüstungen und Kreuzzüge der Marokkaner kamen, wandte sich im Juni der lübische Senat abermals an die bürgerlichen Kollegien, erhielt aber von diesen am 16. Juli wiederum eine, nunmehr ganz abschlägige Antwort: Von einer „Sicherheitsnegociation mit der Marokkanischen Regierung „sei“ aus hinzugekommenen Gründen — nichts heilsames zu erwarten, weil unsern Schiffen durch solche Negociation, selbst wenn sie zum Schluss käme, doch keine Sicherheit gewährt wird“; deshalb seien sie „keineswegs geneigt, uns an Hamburg anzuschließen und uns dafür zu erklären, dass von Seiten Lübecks der Marokkanischen Regierung ein Opfer gebracht werde“

So unterhandelte denn Hamburg vorläufig allein weiter. Colaço wurden, wie er gewünscht, allmählich die 20.000 Pesos teils bar, teils in Effekten übersandt; er beförderte sie dann an den Kaiser. Dies zog sich hin bis in die erste Hälfte des Jahres 1803. Colaço richtete seine Vorstellung an den Kaiser so ein, dass es den Anschein hatte, als ob diese Geschenke ein für allemal gegeben werden sollten; einen jährlichen Tribut hoffte er noch immer vermeiden zu können. Diese Hoffnung wurde zerstört durch einen Brief Stöcquelers vom 17. September 1803. Colaço hatte, da ein dänisches von Hamburg kommendes Schiff von den Marokkanern genommen worden und viele marokkanische Schiffe ausgelaufen waren, an den marokkanischen Minister die Frage gestellt, ob es richtig sei, dass mau auf die hansischen Schiffe Jagd mache, und hierauf die Antwort erhalten: dass der Kaiser Solches weder geboten noch verboten habe und dass die Sache in diesem Zustande gelassen werden sollte, weil der Friede noch nicht abgeschlossen sei: Colaço empfahl nun dringend, auf einen Jahrestribut einzugehen, bat auch um schleunige, bestimmte Instruktion.

*) An Eelking 14. Mai.

**) An Hamb. Senat 11. Mai.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken