Abbruch der Verhandlung 1830

Die französische Regierung sandte vom 4. Februar an Noten an alle Mächte, in denen sie den Zweck der Expedition auseinandersetzte.*) Anfang März gingen auch den Hansestädten solche Noten zu.

Der hamburgische Senat war durch die etwas unklare Fassung und den abenteuerlich klingenden Inhalt dieses Schriftstücks zunächst noch nicht überzeugt von der Notwendigkeit, die schwebenden Verhandlungen abzubrechen.**) Bremen, das ja von Anfang an nur widerwillig bei der Sache gewesen war, sprach sich sehr entschieden, wenn auch nicht für das Aufgeben des mühsam Erreichten, 80 doch für Temporisieren, aus.“***) Auch Lübeck hielt eine Zögerung in der Verhandlung für empfehlenswert. So fügte sich der hamburgische Senat, obwohl er noch sehr skeptisch dachte über die französische Expedition****), den Bedenken der Schwesterstädte, namentlich demjenigen, dass sie bei Frankreich anstoßen würden, wenn sie in diesem Zeitpunkt mit Algier anknüpften.


Noch am 30. März berichtete Colquhoun, dass man in England an einen Erfolg des Kreuzzugs gegen Algier zweifle und dass der Generalkonsul in Tanger, Hay, von England beauftragt sei, für die Hansestädte mit Marokko zu unterhandeln, und, wenn er damit zum Ziel gekommen, zu demselben Zweck die anderen Raubstaaten zu besuchen. Gleich darauf meldete aber Colquhoun, dass die englische Regierung einen Aufschub in den Verhandlungen für gut halte. Nunmehr wurde am 14. April im Hamburger Senat beschlossen, die Verhandlung mit Marokko langsam zu betreiben, die mit Algier, Tunis und Tripolis aufzuschieben.

Die bekannten Ereignisse in Algier, die endgültige Niederwerfung dieses Staates durch Frankreich machte bald jede Unterhandlung der Hansestädte mit Algier überflüssig. Die Glückwunschschreiben, die Bremen und Lübeck an die französische Regierung richteten, kamen dort inmitten der Julirevolution an; Hamburg, das zuerst von einer solchen Beglückwünschung überhaupt nichts hatte wissen wollen, konnte die seinige noch rechtzeitig zurückhalten.

Auch von Verhandlungen mit Tunis und Tripolis war nun nicht mehr die Rede.

*) Dareste II. 450.

**) Amsinck an Gütschow 20. März 1830.

***) Smidt an Curtius 13. u. 24. März, an Amsinck 24. März.

****) Amsinck an Gütschow 3. April.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken