Die Sibirische Bahn hat das Tor geöffnet, durch das sich ein breiter Strom Einwanderer in das Land ergoss.

Der Ausbau des großen Sibirischen Schienenweges wurde — entsprechend den hinterlassenen Anordnungen des Erhabenen Begründers dieser Bahn — mit den auf die Förderung der Kolonisation und der industriellen Entwicklung des Landes geachteten sogenannten Hilfsunternehmungen der Sibirischen Eisenbahn in unmittelbaren Zusammenhang gebracht. Die Sibirische Bahn hat das Tor geöffnet, durch das sich ein breiter Strom Einwanderer in das Land ergoss. Dank der Tätigkeit des Komites dieser Bahn tritt das Übersiedelungswesen in ein neue Phase, erhält eine planmäßige Organisation und zweckmäßige Regelung, in voller Übereinstimmung mit der maßgebenden Bedeutung dieser wichtigen Erscheinung im Volksleben, die in Russland das neueste Stadium des natürlichen historischen Prozesses der Verteilung der Landesbevölkerung auf das gesamte Reichsterritorium darstellt, — eines Prozesses, der im Leben eines jeden Volkes unvermeidlich ist, in Westeuropa aber längst der Vergangenheit angehört.

Für den Erfolg der Kolonisation Sibiriens ist in erster Linie eine zweckmäßige Verteilung der Einwanderer auf die neuen Wohnplätze — entsprechend den natürlichen Neigungen und Gewohnheiten der Ansiedler — von größter Bedeutung. Sibirien ist so groß und seine natürlichen Verhältnisse sind so mannigfaltig, dass, wie die Erfahrung lehrt, Einwanderer aus den verschiedensten Gegenden des Europäischen Russlands mit bestem Erfolg hier ihre Wirtschaft betreiben können. Daher hat das Komitee der Sibirischen Eisenbahn sich angelegen sein lassen, zuverlässige Informationen über die sibirischen Verhältnisse unter der Landbevölkerung des Europäischen Russlands zu verbreiten. Zu diesem Zweck wurden von der Kanzlei des Minister-Komitees und von der Übersiedlungsverwaltung billige Volksschriften über Sibirien in Hunderttausenden von Exemplaren herausgegeben. Von besonderem Nutzen erwies sich in dieser Hinsicht die Anordnung, nicht eher zur Übersiedlung nach Sibirien zu schreiten, als nach vorheriger Orientierung über die dortigen Verhältnisse und nach erfolgter Ermittlung und Wahl eines geeigneten Ansiedelungsplatzes durch ein zu diesem Zweck ausgesandtes Glied der auswandernden Familie, resp. durch einen Bevollmächtigten einer ganzen Gruppe solcher Familien. Ferner wurde vom Komitee der Sibirischen Eisenbahn eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um den Übersiedelnden sowohl den Umzug selbst, als auch die Einrichtung ihrer Wirtschaft auf den neuen Wohnplätzen zu erleichtern. Zur Erreichung des ersteren Zwecks ist für die mit Genehmigung der Regierung übersiedelnden Einwanderer ein besonderer Begünstigungstarif (in der Höhe von 25% des Fahrpreises der III Wagenklasse) eingeführt, die Gewährung von Darlehen an besonders unterstützungsbedürftige Einwanderer, sobald diese die Eisenbahn verlassen, zur Weiterreise nach den Niederlassungsorten gestattet und eine sanitäre Beaufsichtigung der Einwanderer in den Zügen und auf den Dampfern angeordnet worden; endlich sind in großem Umfange Maßregeln zur ärztlichen Hilfeleistung und zur Verpflegung getroffen, in der Weise namentlich, dass sowohl an der Sibirischen Bahnlinie, als auch an den sonstigen, für den Durchzug der Einwanderer in Betracht kommenden Kommunikationswegen ein Netz von Rastpunkten mit heizbaren Baracken, Krankenhäusern, Garküchen u. dgl. unterhalten wird. Ärztliche Hilfe wird den Einwanderern kostenfrei zu Teil; Kinder, Kranke und besonders Bedürftige erhalten ihre Verpflegung unentgeltlich, die Übrigen — zu dem Kostenpreise der Nahrungsmittel. Im Jahre 1900 betrug die Zahl der Rastpunkte für die Einwanderer 30. Der wichtigste dieser Punkte befindet sich auf der ersten Station der Sibirischen Bahn, in Tscheljabinsk, wo jetzt der Hauptstrom der Einwanderungsbewegung passiert. Dieser Rastpunkt ist zur Aufnahme von 1.500 Menschen eingerichtet. Daselbst findet auch eine ständige und ausführliche Registrierung der Einwanderer statt. Die Rastpunkte stehen unter der Leitung besonderer Beamter der Übersiedelungsverwaltung.


Was die Fürsorge für die Einrichtung des Wirtschaftsbetriebes der Ansiedler anbelangt, so richtete das Komitee der Sibirischen Eisenbahn seine Tätigkeit zunächst auf die Ermittlung der vorhandenen freien, zu Kolonisationszwecken geeigneten Ländereien, sowie auf die Beschaffung einer ausreichenden Anzahl von Landstücken für die Ansiedler. Zu diesem Zweck wurden vom Landwirtschafts- und Domänenministerium besondere Abteilungen aus Topographen und Landanweisungsbeamten formiert.

Die Tätigkeit dieser Abteilungen beschränkte sich anfänglich auf einzelne, zwischen bereits besiedelten Ländereien verstreut liegende Grundstücke, da im Interesse der Sibirischen Bahn das Hauptaugenmerk zunächst auf die Kolonisierung der bereits einigermaßen, wenn auch noch sehr schwach bevölkerten Landstriche in der Nähe der Bahn zwischen dem Uralgebirge und dem Baikalsee gerichtet war. Zu diesem Zweck wurden u. A. von einer seitens des landwirtschafts- und Domänenministeriums ausgerüsteten besonderen Expedition hydrotechnische Arbeiten zur Bewässerung der an Süßwasser-Mangel leidenden Ischim-Steppe und zur Trockenlegung der sumpfigen Barabinskischen Steppe vorgenommen. Die praktischen Ergebnisse dieser Arbeiten bestanden zum 1. Januar 1900 in der Herstellung von mehr als 1.000 Brunnen und in der Durchlegung von Abzugskanälen, mit einer Gesamtlänge von nahezu 700 Km. so dass auf diese Weise große bis dahin brachliegende Landstriche ansiedlungsfähig gemacht worden sind. Nach der Besetzung sämtlicher zur sofortigen Besiedelung geeigneter Ländereien in den der Bahnlinie zunächst gelegenen Gegenden breitete sich die Kolonisation einerseits nach Norden, in die Waldgebiete Sibiriens — die „Urmane“ und die „Taiga“ — aus, welche durch Einwanderer aus den westlichen und nord-westlichen Gouvernements des Europäischen Russlands mit Erfolg kolonisiert wurden, anderseits aber nach Süden, in die verhältnismäßig weit von der Bahn entfernten Gegenden der Steppenregion. Hier, bei den nomadisierenden Kirgisen, wurden durch eine zu diesem Zweck im Jahr 1900 angestellte wirtschaftlich-statistische Untersuchung nahezu 10.000.000 Dessiatinen überschüssigen, durchaus kulturfähigen Landes ermittelt; davon sind bis heute etwa 1.000.000 Dessjatinen für die russische Kolonisation nutzbar gemacht. Im Ganzen wurden in der Zeit von 1893 bis 1899 gegen 7.000.000 Dessjatinen freier Staatsländereien in Ansiedler-Grundstücke zerlegt, hauptsächlich in den Gouvernements Tobolsk und Tomsk und im Akmolinskischen Gebiet. Von diesem Landfonds sind gegen 5.000.000 Dessjatinen bereits von Ansiedlern eingenommen.

Um den Übersiedelnden die anfängliche Einrichtung ihrer Wirtschaft in Sibirien zu erleichtern, weist das Komitee der Sibirischen Eisenbahn aus dem Fonds für Hilfsunternehmungen alljährlich Mittel an, aus welchen durch die mit der Verwaltung der Bauerangelegenheiten in Sibirien betrauten Beamten des Ministeriums des Inneren hilfsbedürftigen Ansiedlern kleine Geld- und dingliche Darlehn zur Einrichtung ihrer Haushalts und zur Feldbestellung bewilligt werden.

Außerdem sind vom Komitee der Sibirischen Eisenbahn besondere Holzstapelplätze eingerichtet, um die in waldarmen Gegenden ansässig gewordenen Kolonisten mit Bauholz zu versorgen, sowie auch eine ganze Reihe von Niederlagen eröffnet, aus denen landwirtschaftliche Geräte unter besonders günstigen Bedingungen zum Verkauf gelangen. Im Jahre 1899 betrug der jährliche Umsatz dieser Niederlagen über 1.000.000 M. Die Verwaltung dieser Holzstapelplätze und Niederlagen befindet sich in den Händen der die Aufsicht über das Übersiedlungswesen führenden Beamten.

Neben den materiellen Interessen und Ansprüchen der sibirischen Ansiedler sind auch deren geistige Bedürfnisse nicht außer Acht gelassen worden. In dieser Hinsicht ist ihnen die ganze russische Gesellschaft, das ganze russische Volk, zu Hilfe gekommen. Auf die Initiative des jetzt regierenden Kaisers Nikolaus II wurde bei der Kanzlei des Ministerkomitees aus Privatspenden ein besonderer, vom Komitee der Sibirischen Eisenbahn subsidierter Fond auf den Namen des Kaisers Alexander III zur Errichtung von Kirchen und Schulen in den sibirischen Kolonisten-Ansiedlungen gebildet. Bis zum Jahre 1900 ist dieser Fond auf 2.600.000 M. angewachsen. Aus den eingeflossenen Mitteln sind in Sibirien bereits 100 Kirchen und 73 Schulen fertiggestellt, sowie der Bau von weiteren 65 Kirchen und 32 Schulen in Angriff genommen worden. In derselben Weise entstand noch ein zweiter Wohltätigkeitsfond zum Besten der Ansiedler, auf dessen Kosten in Sibirien 3 Asyle für Waisenkinder der Kolonisten erhalten werden, die im Jahr 1900 ausgerüstete fliegende Ambulanz zur Behandlung von Augenkrankheiten in den Kolonisten-Ansiedelungen ihre Tätigkeit ausübt, Wege durch die „Urmane“ gebahnt, den Ansiedlern Hilfeleistung in Unglücksfällen gewährt wird u. s. f.

Durch den Bau der Sibirischen Eisenbahn hat der Zuzug von Einwanderern nach Sibirien bedeutend zugenommen und eine ungeahnte Intensität erreicht. Seit der Errichtung des Komitees der Sibirischen Eisenbahn beträgt die Anzahl der nach Sibirien eingewanderten Kolonisten:

1893 . . . . 65.000 Personen beiderlei Geschlechts.
1894 . . . . 76.000 Personen beiderlei Geschlechts.
1895 . . . 109.000 Personen beiderlei Geschlechts.
1896 . . . 203.000 Personen beiderlei Geschlechts.
1897 . . . . 87.000 Personen beiderlei Geschlechts.
1898 . . . 206.000 Personen beiderlei Geschlechts.
1899 . . . 225.000 Personen beiderlei Geschlechts.
Zusammen . . . . 971.000 Personen beiderlei Geschlechts.

Außerdem wurden in demselben Zeitraum auf den Schiffen der Freiwilligen Flotte 25.000 Personen nach dem Ussuri-Gebiet befördert, d. i. 1 1/2 Mal mehr, als in den vorhergehenden 10 Jahren. Somit sind während der Tätigkeit des Komitees im Ganzen 996.000 Menschen nach Sibirien übergesiedelt, im Durchschnitt also c. 142.000 Menschen jährlich.

Die Hauptergebnisse der auf die Verbesserung des Übersiedlungswesens gerichteten Fürsorge des Komitees der Sibirischen Eisenbahn bestanden: in der Herausbildung eines verständnisvolleren Verhaltens der Bauern des Europäischen Russlands gegenüber der Übersiedelungsbewegung, was u. a. auch in der bedeutenden Verminderung des Prozentsatzes der eigenmächtig (d. h. ohne Genehmigung der Regierung) übersiedelnden Kolonisten, sowie auch der in die Heimat zurückkehrenden Auswanderer zu Tage trat; in der Verminderung der Sterblichkeit unter den Einwanderern während der Reise bis auf 0,14% des jährlichen Einwandererkontingents; in der unter den Kolonisten und überhaupt in Sibirien Platz greifenden Verbreitung besserer Ackergeräte u. s. w. Aus den auf Veranlassung des Staats-Sekretärs Kulomsin alljährlich zur Erhebung gelangenden statistischen Ausweisen über die wirtschaftliche Lago der sibirischen Kolonisten-Ansiedlungen geht hervor, dass die Ansiedler, deren Hauptmasse einigermaßen bemittelte Bauern bilden, unter normalen Verhältnissen in Sibirien eine bessere Lebenslage erlangen, als in ihrer früheren Heimat, wobei sich mit der Zeit auch ein allmähliches Anwachsen ihres Wohlstandes bemerkbar macht. Dadurch erklärt sich auch die wichtige Bedeutung der Sibirischen Einwanderung in allgemein staatlicher Beziehung. Indem die Kolonisation Sibiriens eine gleichmäßigere Verteilung der Bevölkerung im Reiche bewirkt und im Einzelnen den Bauern der landarmen Gegenden des Europäischen Russlands in ausgedehntem Masse die Möglichkeit gewährt, ihren Wirtschaftsbetrieb auf neuen Stellen erfolgreich zu gestalten und sich eine auskömmliche Existenz zu sichern, hat dieselbe bei der vom Komitee der Sibirischen Eisenbahn geschaffenen Sachlage auch zur Folge, dass für den Staat neue wirtschaftliche Werte entstehen, namentlich durch die Erschließung und Kultivierung ausgedehnter, früher brachliegender Ländereien, sowie auch durch die erfolgreiche Ausnutzung der Arbeitskraft der Ansiedler in Sibirien, während dieselbe in der Heimat keine ausreichende Verwendung finden konnte.

Außer der Regelung des sibirischen Übersiedelungswesens hat das Komitee der Sibirischen Eisenbahn viel für die Erforschung und Erschließung der Produktivkräfte Sibiriens, sowie für die kommerzielle und industrielle Entwicklung dieses Landes getan. Die in dieser Hinsicht getroffenen Maßnahmen des Komites erstrecken sich auf die Veranstaltung geologischer Forschungen in Sibirien behufs Auffindung neuer Lagerstätten nützlicher Mineralien. Besondere Aufmerksamkeit wurde hierbei auf die Entdeckung von Steinkohlenlagern gerichtet, um für die Sibirische Bahn, die zum großen Teil durch waldarme Gegenden führt, billiges Heizmaterial zu beschaffen. Die von den Bergingenieuren des Landwirtschafts- und Domänenministeriums veranstalteten Schürfarbeiten waren von bestem Erfolg gekrönt und erwiesen das Vorhandensein einer ganzen Reihe von durchaus ergiebigen Steinkohlenlagern zum Teil in nächster Nähe der Eisenbahnlinie (bei den Stationen Sudshenka, Tscheremchowo, Myssowaja u. a), zum Teil aber in größerer Entfernung von der Bahn (das Steinkohlenlager von Ekibas-Tus bei der Stadt Pawlodar u. a.). Die nächste praktische Folge dieser Schürfungen war die Überweisung mehrerer neuentdeckter Steinkohlenlager (bei Ekibas-Tus und zum Teil bei Sudshenka) an Privatunternehmer zur Ausbeutung. Außer mineralischen Heizstoffen, gelang es den geologischen Abteilungen an einigen Orten auch Lagerstätten anderer nützlicher Mineralien zu ermitteln: Eisenerze in Transbaikalien, Kupfererze im Steppengebiet, Nephrit im Gouvernement Irkutsk, verschiedene Baumaterialien u. dgl. Im Interesse der Weiterentwickelung der sibirischen Goldgewinnung, die jährlich (im Durchschnitt für die Jahre 1891 — 1897) bis zu 30 Tonnen Gold zu Tage fördert, gelangte eine eingehende wirtschafts-statistische und technische Untersuchung der Goldsandlager aufweisenden sibirischen Rayons im Jenissei-, Lena-, Amur- und Küstengebiet zur Ausführung. Außerdem wurde durch eine besondere Expedition zum ersten Mal das nordwestliche Gestade des Ochotskischen Meeres in Bezug auf seinen Goldreichtum erforscht, wobei sich auch hier an den Flussläufen zum Abbau geeignete goldhaltige Lagerstätten nachweisen ließen. Diese Goldsandlager sollen vom Jahre 1900 ab auf 15 Jahre solchen russischen oder ausländischen Unternehmern, resp. Aktiengesellschaften, zur Ausbeute übergeben werden, welche das höchste Angebot hinsichtlich der zur Staatskasse zu leistenden Zahlung vom jedem Pud gewonnenen Goldes machen. Dergleichen Lagerstätten sind auch auf der Halbinsel Kwang-tung gefunden worden.

Eine sehr wesentliche Bedeutung für den Aufschwung des wirtschaftlichen Lebens in Sibirien hatten auch die vom Komitee der Sibirischen Eisenbahn getroffenen Maßnahmen zur Verbesserung der Schifffahrtsverhältnisse auf den sibirischen Flüssen, besonders auf dem Amur, sowie auch auf dem Baikalsee. Auf einigen dieser Wasserwege sind staatliehe Dampferverbindungen eingerichtet worden.

Um die Schifffahrt auf dem stürmischen Baikalsee, einem der wichtigsten Zufuhrwege zur Sibirische Hauptbahn, gefahrloser zu gestalten, wurde 1897 von Seiten des Komitees der Sibirischen Eisenbahn einer besonderen vom Marineministerium ausgerüsteten Expedition der Auftrag erteilt, eine auf die Dauer von 5 Jahren berechnete eingehende hydrographische Erforschung dieses Sees vorzunehmen. Bis zum Jahre 1900 hat die Expedition eine Anzahl bequeme Ankerplätze bietender Buchten ausfindig gemacht, die vorhandene Karte des Baikalsees verbessert und an 4 wichtigen Küstenpunkten Leuchttürme errichtet. Die Arbeiten der Expedition sind für die wirtschaftliche Entwicklung der an Fischereien, Erzlagern u. s. w. reichen Küstengegenden von großer Bedeutung. In wissenschaftlicher Beziehung bieten die Resultate der Arbeiten zur Erforschung der unterseeischen Flora und Fauna im Baikal, einem der tiefsten Süßwasserbecken der Erde (bis 1.500 m Tiefe), ein nicht geringes Interesse. Außerdem wurde mit Hilfe der vom Komitee der Sibirischen Eisenbahn angewiesenen Mittel von Seiten des Marineministeriums auch noch die hydrographische Erforschung der Mündungen des Ob und des Jenissei, sowie eines Teils des Karischen Meeres in Werk gesetzt, behufs Verbesserung des nördlichen Seeweges nach Sibirien und Entwicklung des Fischerei- und Jagdbetriebes an den sibirischen Gestaden des Eismeeres. Durch diese Untersuchungen wurde u. a. festgestellt, dass der Jenissei keine Barre hat und für Seeschiffe bis auf 1.600 Km. von der Mündung zugänglich ist, sowie dass der Ob vom Meere aus mit Schiffen von nicht mehr als 12 Fuß Tiefgang befahren werden kann, während für tiefer gehende Fahrzeuge im Ob-Busen die vorzüglich geschützte Bucht „Nachodka“ Zuflucht bietet.

Zur Förderung des Warenaustausches mit den ostasiatischen Ländern, China und Japan, ist in Wladiwostok ein Handelshafen errichtet, der zur Winterzeit durch einen Eisbrecherdampfer offen erhalten und mit allen für einen jährlichen Warenverkehr von 160.000 Tonnen, erforderlichen Einrichtungen versehen wird; demselben Zweck dient auch die hier eröffnete Russisch-Chinesische Bank. Zur Erleichterung der Anfuhr von Materialien für die chinesische Ostbahn sowie zum Zweck der Erweiterung des russischen Ausfuhrhandels im fernen Osten ist von der Gesellschaft dieser Bahn ein regelmäßiger Dampferverkehr im Stillen Ozean und auf dem volkreichsten und industriell entwickeltesten Teil der Mandschurei durchströmenden Sungari Fluss eingerichtet. An dem Gestade des eisfreien Gelben Meeres wurde an einem der Endpunkte der großen Sibirischen Transkontinentalbahn — Ta-lien-wan — auf Befehl des Kaisers Nikolaus Alexandrowitsch zur Errichtung der Hafenstadt Dalnij geschritten und derselben Freihafenrechte verliehen. Die außerordentlich günstige Lage dieser Stadt und das ihr gewährte Privilegium dürften sie zu einem Emporium des Handelsverkehrs zwischen der alten und neuen Welt machen.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Große Sibirische Eisenbahn