Die Glocke I. Jahrgang (August 1915—März 1916)

Autor: Redaktion, Erscheinungsjahr: 1916

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Gesellschaft, Sozialismus, Arbeiterklasse, Proletariat, Zivilisation, Wirtschaft, Politik, Kultur, Bildung, Familie, Öffentlichkeit, Europa, Finanzen, Banken, Klassenkampf, Demokratie, Freiheit, Solidarität, Gewerkschaften, Juden,
Zur Einführung.

Der Sozialismus stützt sich auf die Arbeiterklasse. Das Interesse der Arbeiterklasse umfasst aber die ganze Welt. Das Proletariat will und soll der Träger der Zivilisation werden. Es ist deshalb schon längst in seinem ideellen Streben aus den Schranken des Lohnverhältnisses herausgetreten und hat sein Interesse den verschiedensten Problemen der Wirtschaft, der Politik und der Kultur zugewendet. Unsere Zeitschrift kennt überhaupt keine Frage des öffentlichen Lebens, die außerhalb des Bereiches ihres sozialistischen Gesichtskreises bleiben könnte. Wir können nicht allen Problemen den gleichen Raum zuwenden, weil ihre soziale Bedeutung verschieden ist, aber wir werden uns mit dem meisten zu beschäftigen haben, was in den Vordergrund der Öffentlichkeit tritt: mit dem Achtstundentag und der Lebensmittelteuerung ebensogut wie mit den türkischen Finanzen, den russischen Bauernverhältnissen, der Frage der wirtschaftlichen Einigung Europas, dem amerikanischen Finanzmarkt, der Verstaatlichung der deutschen Kohlengruben, der nationalen Entwicklung der Serben oder der Tschechen, der Lage der russischen Juden, mit dem Ozeanhandel, mit China und Japan, mit Indien und Persien, mit der Politik der Großbanken und mit den Bestrebungen der Anti-Alkoholiker, mit literarischen Strömungen, Kunstrichtungen und mit Verhütung von Unglücksfällen, Gewerbehygiene etc. etc. Wir haben kein besonderes Fach, da wir in einer Zeit leben, die alles umgestaltet. In erster Linie werden wir, selbstverständlich, unsere Aufmerksamkeit der wirtschaftlichen und kulturellen Umwälzung widmen, die der Weltkrieg herbeiführt.

Vom sozialistischen Gesichtspunkt geleitet, will diese Zeitschrift unabhängig sein in ihrem Urteil. Die sozialistische Erkenntnis ging in die Breite und wurde flach, sie hat ihre Tiefe und ihren revolutionären Schwung eingebüßt. Man hat gelernt, sich dem Unverstand und der Unkenntnis anzupassen, um rascher populär zu werden. Es bildete sich eine eigene sozialistische Überlieferung, die, wie jede Tradition, konservativ wirkte. Von alledem wollen wir uns freihalten; wir wollen uns auch nicht von freundschaftlichen und kameradschaftlichen Rücksichten und nicht einmal vom Mitleid mit den Schwachen und Bedrängten in unserem Urteil beeinflussen lassen. Wir wollen nicht den Armen schmeicheln. Wir werden rund und frei die ganze, nackte Wahrheit aus sprechen, unbekümmert darum, wem das frommt oder schadet. Denn die Erkenntnis ist das Höchste, was der einzelne leisten kann für den Fortschritt der Menschheit.

Wir wollen gelesen werden, aber wir suchen nicht die Gunst des Publikums. Ehrliche und tapfere Gegner sind uns lieber, als kleinmütige Freunde. Wir fürchten nicht den Gegensatz der Meinungen, suchen ihn vielmehr hervor zurufen: denn nur im Kampf der Geister klären sich die Ansichten. Wir sind aber unter allen Umständen für Einigkeit der Aktion des Proletariats. Wer diese nach den vielen Erfahrungen des proletarischen Klassenkampfes noch zu stören sucht, kann es nicht mehr aus unbefleckter Unkenntnis tun, sondern begeht ein Verbrechen an der Arbeiterklasse.

Ein jeder, der wirklich etwas zu sagen hat, ist uns als Mitarbeiter willkommen. Wir sehen nicht auf Namen, kennen keine Autoritäten. Wer Tatsachen oder Gedanken vorzutragen hat, die zur Klärung der Lage im allgemeinen oder in einzelnen Ländern, auf einzelnen Gebieten dienen können, soll eine vorurteilslose Wertung finden.

Inhaltsverzeichnis:
Blasenbrei Karl: Gewerkschaftlicher Burgfrieden nach dem Kriege
Bernheim Dr. Benedikt: Entlastung der Gerichte?
Braun Dr. Adolf: Abwehr
Brieger Lothar: Die Götzendiener des Krieges
Cohen-Reuß Max: Das englische Weltreich
Cohen-Reuß Max Mitteleuropa
Cohen-Reuß Max Imperialistische Randbemerkungen
Cohn Louis: Zur Besteuerung der Kriegsgewinne
Cohen-Reuß Max: Rudolf Lavant
Kaiserreich Utopien
Dembitzer Salamon: Die letzten Tage in Antwerpen
Dembitzer Salamon: Der Lumpensammler
Dembitzer Salamon: Erinnerungen
Dembitzer Salamon: Im Hilfsverein
Dembitzer Salamon: Des Hausierers Klage
Der Bund der Verteuerer
Die internationale sozialistische Bewegung
Diederich Dr. Franz: Triumphdichtung der Großtechnik
Diederich Dr. Franz: Vom seelischen Kriegsgewinn
Diederich Dr. Franz: Weltkrieg-Romane
Döring C: Schweden im Weitkriege
Ellinger A.: Der Krieg und die Lebenshaltung der Arbeiterschaft
Eßwein Dr. Hermann: Die Kunst nach dem Kriege
Gradnauer Dr. Georg: Die Irrungen der Minderheit
Gradnauer Dr. Georg: Parteipresse und Krieg
Grunwald Max: Hindenburg
Haenisch Konrad: Arbeiterinteressen und Kriegsergebnis
Haenisch Konrad: Literarische Rundschau
Haenisch Konrad: Eine eingetroffene Voraussage
Häusgen Wilhelm: Konsumgenossenschaften, Höchstpreise und Rückgewähr Heinemann Dr. Hugo: Mehr Verantwortlichkeitsgefühl!
Hirsch Paul: Ostpreußische Eindrücke
Hirsch Paul: Zur Abwehr
Jansson Wilhelm: Ein Veteran sozialdemokratischer Realpolitik
Jansson Wilhelm: Arbeitersolidarität oder Schachergeschäft
Jansson Wilhelm: Die Neutralist verpflichtet
Jansson Wilhelm: Zur Erwiderung.
Jansson Wilhelm: Das Buch der Aktivisten
Jansson Wilhelm: Die Gewerkschaften und die Wirtschaftspolitik
K.: Eine verpasste politische Mission
Julian: Cäsaropapismus und Papsttum im Weltkrieg
Kaliski Julius: Die amerikanische Gefahr
Kaliski Julius: England und seine Hilfsvölker
Kaliski Julius: Vorratswirtschaft
Kaliski Julius: Die Reichsbankdividende
Keil Wilhelm: Kriegspolitik und Teuerung
Keller Klara: Auch du sollst ein Kämpfer werden!
Kleeis F.: Die Altersrente
Kleeis F.: Bessere Mutterschaftsfürsorge
Kranold Hermann: Deutsche sozialistische Schriften zum Kriege
Krasnoff: Wie sieht es in Russland aus?
Lensch Dr. Paul: Im englischen Krähwinkel
Lensch Dr. Paul: Ein Veteran des Marxismus.
Lensch Dr. Paul: Die Selbstbestimmungsflause
Lensch Dr. Paul: Sozialismus und Annexionen in der Vergangenheit
Lensch Dr. Paul: Ein Triumph der Gegner
Leimpeters Johann: Die Stimmung der Arbeitermassen
Leimpeters Johann: Was uns die Politik des 4. August brachte
Lindemann Dr. Hugo: Die Städte und die Ernährung der Bevölkerung
Marchionini C.: Die Russen in OstpreuBen
Mattutat Hermann: Wann kommt der Friede?
Merfeld J.: Zum Sozialismus hin
Minimus: Ikarier von heute
Mössinger H.: Das Arbeitersekretariat in der Kriegszeit
Omega: Russische Stichproben
Parvus: Die deutsche Sozialdemokratie
Parvus: Für die Demokratie — gegen den Zarismus
Parvus: Der Freiheit eine Gasse!
Parvus: Ein Verleumdungswerk
Parvus: Meine Stellungnahme zum Krieg
Paryus: Das neue Russland
Parvus: Die französische Offensive und die Arbeiter
Parvus: Franz Mehring zum 70. Geburtstag
Peus Heinrich: Der Krieg als Förderer von Sozialismus und Demokratie
Peus Heinrich: Bessere Zukunft!
Peus Heinrich: Wie sollen wir uns verständigen?
Poetzsch Hugo: Organisation der Arbeitsvermittlung
Poetzsch Hugo: Die Lage der Partei
Quessel Dr. Ludwig: Das Problem des Friedens
Rosenmann L.: Die Ostjudenfrage.
Rosenmann L.: Der Eintritt der polnischen Sozialdemokraten in den Polenklub
Rudi: Ein sozialistischer Ganghofer
Seidmann M. F.: Die polnisch-jüdischen Beziehungen
Severing Karl: Arbeitsgemeinschaften der Gewerkschaftsrichtungen
Steiger Edgar: Das Theater während des Krieges
Steiger Edgar: Ausländerei auf der Bühne
Steiger Edgar: Joseph Ruederer
Steiger Edgar: Vor dem Spiegel
Steiger Edgar: Das Rätsel Strindberg
Stoll Carl: Die Heimstättenbewegung
Tosi A.: Glossen zur Lage in Finnland
Umbreit Paul: Die Arbeitslosenversicherung nach dem Kriege
Wendel Hermann: Die Ideologie der Vaterlandslosigkeit
Weißlitz Stephan: Noch einige imperialistische Randbemerkungen
Wetzker Hermann: Tröstliches von der Opposition
Winnig August: Die Gewerkschaften und der Parteistreit
Winnig August: Weltpolitische Entwicklungen
Winnig August: Die Wirkung auf die Gewerkschaften
Glossen — Vom Tage — Notizen — Aus unserer Sammelmappe

Die Kinderzeche in Dinkelsbühl__

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Hiddemann, Friedrich, Stadtkinder auf dem Lande

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007 Vorstadtsiedlung aus dem 18. Jahrhundert, Nasser Garten, in Garten

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023 Vorstadthäuser in Landsberg a. W.

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038a Schulgebäude in Weimar

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038c Wohnhaus in Doberan

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Kinder, Schule, Nachsitzen

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Kinder, Schulkinder

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Mutter und Kind (2)

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Schule, Kindergruppe

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Schule, Schultafel

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Auf dem Deck eines Dampfers

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Hamburg 08 Fleth hinter der Deichstraße, von der hohen Brücke aus gesehen. 1825

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Hamburg 13 Estebrügge, bei Ebbe (Ausschnitt 2)

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Hamburg 20 Schlafraum der Bardowieckerinnen im Zippelhaus_

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