Einfluss der Rassen, der geographischen Lage und der Kultur auf die Körperverzierung

Im Sprachgebrauch unterscheidet man das starke und das schwache, oder, wenn man höflich sein will, das starke und das schöne Geschlecht. Wie der Mann danach strebt, für möglichst stark zu gelten, so bemüht sich das Weib danach, möglichst schön zu erscheinen.

Jedoch ist das von den Weibern angestrebte Schönheitsideal nicht immer das gleiche, der jeweilige konventionelle Schönheitsbegriff hat mit der wahren Schönheit oft gar nichts zu tun, und ist je nach Volksart, Sitte und Gewohnheit verschieden.


Auf diese durch künstliche Mittel erzielte Erhöhung des Liebreizes in der äußeren Erscheinung übt die natürliche Grundlage, der angeborene Rassencharakter, einen großen Einfluss aus.

Um diesen gut würdigen zu können, müssen wir uns in großen Zügen die körperlichen Eigenschaften vergegenwärtigen, mit denen die Natur das Weib bei den verschiedenen Rassen ausgestattet hat*).

Über die ganze Erde verteilt finden wir noch Überreste von Menschenrassen, die in Körperbau und Kultur tiefer stehen als ihre begünstigteren Nebenmenschen, und die nach aller Wahrscheinlichkeit die Eigenschaften der Urrassen noch am reinsten bewahrt haben. Ich habe dieselben als protomorphe Rassen bezeichnet (von .......... = Erster und ........... = die Gestalt).

*) Ausführliches darüber siehe: Stratz, Rassenschönheit. Verlag von F. Enke, Stuttgart.



Zwischen diesen, zum Teil mit ihnen gemischt, haben sich die archimorphen Rassen (von ........... = ich herrsche) zu einer alle anderen überherrschenden Körperbildung, Kultur und Kopfzahl emporgeschwungen, und zwar sind dies die (schwarze) Negerrasse, die (gelbe) mongolische und die (weiße) mittelländische Rasse.

Aus diesen drei Rassen sind wieder an ihren Berührungspunkten Mischformen entstanden, die G. Fritsch als metamorphe Rassen bezeichnet (von ............. = später, nachher).

Wie nun alle heut lebenden Formen von Menschengeschlechtern aus Mischungen hervorgegangen sind, so finden auch fortwährend neue Mischungen statt, und man kann theoretisch zwischen der einen und der anderen Form alle nur denkbaren Übergänge finden; trotzdem aber lassen sich, abgesehen von zahlreichen individuellen Verschiedenheiten, eine Reihe von Typen feststellen, die die Haupteigenschaften einer größeren Gruppe von Menschen in sich zusammenfassen. Am Weibe sind diese Zeichen zwar nicht so scharf individualisiert, aber meist viel reiner ausgesprochen als beim Manne, und deshalb ist das Weib ganz besonders zur Einteilung der Menschenrassen verwertbar.

Trotz des großen Unterschiedes der einzelnen protomorphen Rassen unter sich — ein Aino sieht ganz anders aus als ein Buschmann, und dieser wieder ganz anders als ein Feuerländer — haben sie doch eine Reihe von gemeinschaftlichen Kennzeichen, die sie von allen anderen Menschengruppen unterscheidet. Dabei darf man jedoch nicht vergessen, dass auch in unserem von jahrtausendelanger Kultur und Mischung beleckten Blut noch stets etwas Urblut mitfließt, und dass darum immer und überall einzelne Individuen auch bei Kulturvölkern gefunden werden müssen, die mehr oder weniger den protomorphen Charakter tragen. Nur sind das dann eben Ausnahmen, die vom Gesamttypus abweichen. Nicht der Typus an und für sich, sondern das überwiegende Vorkommen desselben innerhalb einer Menschengruppe gibt den Ausschlag.

Wir haben somit zunächst fünf große Gruppen: 1. die protomorphen, 2. die schwarze, 3. die gelbe, 4. die weiße Rasse und 5. die aus 2, 3 und 4 hervorgegangenen Mischungen.

Da nun aber die schwarze mit der gelben Rasse ihrer geographischen Lage nach nie in größerem Maßstab zur Mischung kommen konnte, so haben wir nur mit Mischungen dieser beiden Rassen mit der dazwischenliegenden weißen Rasse zu tun, also mit einer weißgelben und einer weiß-schwarzen Mischung.

Ich habe der Übersicht halber die alten Farbenbezeichnungen beibehalten und brauche wohl kaum besonders zu erwähnen, dass die sogenannte weiße Rasse eigentlich blass-gelblich bis bräunlich, die gelbe gelb bis braun, die schwarze eigentlich dunkelbraun ist, und dass sich auch hier die zahlreichsten Übergänge finden.



In analoger Weise können wir die Protomorphen als braune Rassen bezeichnen, obgleich auch sie zwischen hellbraun und dunkelblau-braun schwanken. Die Farbenbezeichnungen dürfen eben auch nur als allgemeiner Gesamteindruck aufgefasst werden , nicht aber als alleiniges maßgebendes Einteilungsprinzip. Wenn wir die weißgelben Mischungen von den weiß-schwarzen trennen, so haben wir im ganzen sechs große Menschengruppen, die sich nach Gesicht und Körperbau deutlich bestimmen lassen.

Die folgenden zwölf Bilder geben möglichst vollkommene Vertreterinnen dieser sechs Rassengruppen. Bei der Auswahl wurde in erster Linie auf möglichst normale Verhältnisse geachtet. Der kennzeichnende Rassentypus findet sich häufig viel stärker individuell ausgeprägt; jedoch sind gerade diese scharf gezeichneten Individuen nicht immer auch die schönsten und besten Repräsentanten ihres Stammes, eher vielmehr das Gegenteil. Unter Jüdinnen zum Beispiel wird man nicht die, welche die größte Nase hat, für die schönste halten, sondern die, bei der ein leicht gebogener schmaler Nasenrücken die Harmonie der Gesichtszüge nicht stört. Die besten Vertreterinnen der Rasse sind demnach Gestalten, die den Rassencharakter in zwar ausgesprochener, aber nicht übertriebener Form besitzen.

                A. Gesichtsbildung.

        1. Protomorphe Rassen (braune Rassen), Fig. 014.


Schädel rund, Gesicht sehr breit im Verhältnis zur Länge. Stirn niedrig, Stirnwülste über den Augen sehr stark ausgeprägt, Augen klein, tiefliegend. Nase kurz, niedrig, ebenso breit wie lang, Mund groß mit wulstigen Lippen, stark ausgebildete Kauwerkzeuge. Gesichtszüge plump und kräftig, vom Männlichen wenig abweichend. Beispiel: 17jährige Australierin (Fig. 014) mit dunkelbrauner Hautfarbe und schwarzem, glänzendem, welligem Haar. Ebenfalls den protomorphen Rassen angehörig sind die oben abgebildeten Feuerländerinnen (Fig. 001 u. Fig. 002), die Botokudinnen (Fig. 010) und die Mädchen von der Gazellenhalbinsel (Fig. 011). In Europa sind die keltischen Elemente sowie die Gruppe der alpinen Rundschädel noch am meisten den Protomorphen ähnlich.

Fig. 014. 17jährige Australierin.


        2. Negerrasse (schwarze Rasse), Fig. 015.


Schädel länglich mit stärkerer hinterer Breite. Gesicht breit, namentlich die Unterkieferpartie sehr stark entwickelt. Deutliche Überaugenwülste. Augen groß, Nase kurz, niedrig und breit. Mund groß, Lippen wulstig, dick; sehr kräftige Kauwerkzeuge, Gesichtszüge plump und kräftig, mehr männlich.

Beispiel (Fig. 015). 19jähriges Kaffernmädchen mit dunkelschwarzbrauner Haut und stark gekraustem, künstlich zurückgehaltenem Haar.

Fig. 015. 19jähriges Zulumädchen.


        3. Mongolische Rasse (gelbe Rasse), Fig. 016.


Schädel rund. Gesicht breit in der Oberkieferpartie. Hohe, schräg verlaufende Augenbrauen, Augen meist schief, mit kleiner, schräg verlaufender Lidöffnung. Mongolenfalte, schräge Falte des oberen Lids, senkt sich nach innen stark und bedeckt größtenteils das Tränensäckchen. Nase niedrig, lang, mit unterer breiter Ausladung; Jochbogen stark ausgeprägt. Mund klein, Lippen schmal, Unterkiefer zurücktretend, Gesichtszüge fein, mehr weiblich.



Beispiel. 18jährige Chinesin (Fig. 16). Die Abbildung gibt den mongolischen Typus deutlich, wenn auch nicht in seiner schärfsten Ausprägung wieder. Bei Chinesinnen und noch mehr bei Japanerinnen finden sich zahlreiche Gesichter, die viel mehr europäisches Gepräge haben und viele, die die schiefen Schlitzäuglein und die vorstehenden Backenknochen in noch ausgeprägterem Masse besitzen. Die hier abgebildete Chinesin dürfte der deutlich erkennbare rein mongolische Durchschnittstypus sein.

Fig. 016. 18jährige Chinesin.

        4. Mittelländische Rasse (weiße Rasse), Fig. 017.


Schädel länglich. Gesicht klein, schmal und lang. Glatte Stirn, hohe Augenbrauen, Augen groß mit horizontaler oberer Lidfalte, weit geöffnete Lidspalte. Nase gerade, hoch, schmal, lang. Mund klein, schmale Lippen, Kieferpartie tritt zurück. Ober- und Unterkiefer klein, gleichmäßig nach unten sich verjüngendes Gesichtsoval. Gesichtszüge fein, weich, weiblich.

Beispiel. 20jährige Norddeutsche (Fig. 017). Das gewählte Beispiel ist eine Vertreterin des im Norden Europas vorherrschenden blonden blauäugigen Typus. Dieselbe Gesichtsbildung bei dunkleren Farben findet sich im Süden Europas und bei den nordafrikanischen Stämmen.

Fig. 017. 20jährige Norddeutsche.

        5. Mittelländisch-mongolische Mischung (weiß-gelbe Mischung). Fig. 018.


Mischung mittelländischer und mongolischer Elemente mit Überwiegen bald der einen, bald der anderen Grundform; sehr häufig finden sich daneben, namentlich bei den malaiischen Stämmen, auch protomorphe Elemente.

Beispiel. Mädchen aus Hawai (Fig. 018). Mittelländisches Element überwiegend: gerade Augenspalte, reine Stirn, gerade Augenbrauen, weit geöffnete Lidspalte, schmale, lange Nase. An das Mongolische erinnern die starken Backenknochen, die Andeutung der Mongolenfalte, die breitausladenden Nasenflügel.

Fig. 018. Mädchen aus Hawai.

        6. Mittelländisch-nigritische Mischung (weiß-schwarze Mischung). Fig. 019.


Mischung mittelländischer und nigritischer Elemente. In den Gesichtszügen zeigt sich zuerst der mittelländische Einfluss, während die Hautfarbe erst bei wiederholten Mischungen heller wird.

Beispiel. Mädchen aus dem französischen Sudan (Fig. 019).

Bei dem gewählten Beispiel überwiegen noch stark die nigritischen Elemente, namentlich der Mund und die kräftige Entwickelung der Kauwerkzeuge, die plumpen Züge sind rein nigritisch. Mittelländischen Ursprungs ist die schmalere Nase, die glatte Stirn und die Bildung der Augen.

Wie bekannt, werden in Amerika, wo die schwarzweißen Mischungen infolge der ausgedehnten Verwendung schwarzer Sklaven sehr häufig waren, verschiedene Stufen von Mischungen unterschieden, Quarteronen, Terzeronen u. s. w. Der gemeinschaftliche, auch am allgemeinsten bekannte Sammelname ist Mulatten. In Afrika werden wiederum die gemischten Elemente, soweit sie als Völker zusammengehören, Äthiopier genannt.

Fig. 019. Mädchen aus dem französischen Sudan.


                B. Körperbildung.

        1. Protomorphe Rassen (braune Rassen), Fig. 020.


Körperhöhe = 6 bis 7 Kopfhöhen. Proportionen normal mit geringer Überlänge der Arme. Zierliche Hände und Füße, Gliedmassen mager, doch von guter Form. Waden schwach. Rumpf zylindrisch, breite Schultern, wenig oder gar nicht ausgeprägte Taille, Hüften wenig entwickelt. Brüste euterförmig, mit erhabenem Warzenhof. Körperbildung an das Männliche erinnernd. Sehr geringe oder fehlende Körperbehaarung. Beispiel. Siebzehnjährige Australierin (Fig. 020). Das rechte Bein erscheint krumm wegen starker Überstreckung im Kniegelenk. Am linken Bein kann man sehen, dass die Achse gerade verläuft.

Fig. 20. 17jährige Australierin.


        2. Negerrasse (schwarze Rasse), Fig. 021.


Körperhöhe = 6,5 bis 7,6 Kopfhöhen. Proportionen zeigen meist Überlänge in den Extremitäten. Zierliche Hände und Füße. Gliedmassen meist schön geformt, Waden massig entwickelt. Rumpf zylindrisch, mit breiten Schultern; Andeutung der Taille, wenig entwickelte Hüften. Brüste euterförmig mit erhabenem Warzenhof. Körperbildung an das Männliche erinnernd. Körperbehaarung sehr gering oder fehlend,

Beispiel. 17jähriges Basutomädchen (Fig. 021). Bei dem gewählten Beispiel sind die Proportionen normal.

Fig. 021. 017jähriges Basutomädchen.


        3. Mongolische Rasse (gelbe Rasse), Fig. 022.


Körperhöhe = 6,5 bis 7,5 Kopfhöhen. Proportionen zeigen meist Unterlänge in den Extremitäten. Sehr zierliche Hände und Fasse. Gliedmassen kurz und plump, Waden massig entwickelt ; Schultern gut entwickelt, Brustmuskeln schwächer. Rumpf lang, zylindrisch, Taille kaum angedeutet, Hüften wenig entwickelt, Brüste sind klein mit flachem Warzenhof. Neigung zur Fettbildung, weichere, mehr weibliche Formen. Körperbehaarung spärlich, Haupthaar lang, reichlich, „schwarz glänzend.



Beispiel. 18jährige Chinesin (Fig. 022). Trotz leichter Beimischung malaiischen Blutes ist in dem gewählten Beispiel der mongolische Typus sehr rein erhalten.

Fig. 022. 18jährige Chinesin.

        4. Mittelländische Rasse (weiße Rasse), Fig. 023.


Körperhöhe = 7,5 bis 8 Kopfhöhen. Proportionen normal. Gliedmassen von weicher, weiblicher Rundung, Waden rund, kräftig entwickelt. Rumpf in der Mitte eingezogen mit gut ausgeprägter Taille, Hüften breit. Brüste rund und voll mit flachem Warzenhof. Körperbildung ausgeprägt weiblich. Körperbehaarung mäßig, oft stark, Haupthaare lang, glatt, oft gelockt.

Beispiel. 18jährige Österreicherin. Die Proportionen sind im gewählten Beispiel normal, das Mädchen hat nie ein Korsett getragen, weshalb eine Verbildung des Rumpfes durch Kleidung ausgeschlossen werden kann.

Fig. 023. 18jährige Österreicherin.

        5. Mittelländisch-mongolische Mischung (weißgelbe Mischung), Fig. 024.

Mischung mittelländischer und mongolischer Elemente mit Überwiegen bald der einen, bald der anderen Grundform.

Beispiel. 16jährige Anamitin (Fig. 024). Im gegebenen Fall, der den malaiischen Typus repräsentiert, ist die mehr zylindrische Form des Rumpfes, die kleinen Hände und Füße, die fehlende Körperbehaarung sowie das in der Oberkieferpartie breite Gesicht und die Mongolenfalte über den Augen auf mongolischem Einfluss beruhend, während das lange, leicht wellige Haupthaar, die gute Rundung von Oberschenkeln und Waden, die kräftige Entwickelung der Brüste von mittelländischem Blut stammt.

Fig. 024. 16jährige Anamitin.


        6. Mittelländisch-nigritische Mischung (weißschwarze Mischung). Fig. 025.


Mischung mittelländischer und nigritischer Elemente in verschiedener Verdünnung.

Beispiel. Zwei Mulattinnen aus Kairo (Fig. 25). Bei diesen beiden Mädchen überwiegen noch die nigritischen Elemente am Körper, trotzdem das Gesicht der rechtsstehenden, das lange Haupthaar der linksstehenden deutlich den mittelländischen Einfluss verraten. Die geringe Andeutung der Taille, die fehlende Körperbehaarung, die erhabenen Warzenhöfe, die schwachen Waden sind ebensoviele Zeichen von Negerblut.

Fig. 025. Zwei 16jährige Mulattinnen aus Kairo.


In großen Zügen ist hiermit der unabänderliche Rassencharakter festgelegt. Die Ansicht, dass Klima, Lebensweise, Kultur beziehungsweise Entartung irgend einen wesentlichen Einfluss auf den Rassencharakter ausüben können, ist durch Grosse*), Ehrenreich**) u. a. hinreichend widerlegt worden. Hier können wir uns mit einigen schlagenden Beispielen begnügen.

Man behauptet, dass im Norden die Menschen ausbleichen. Das nördlichste Volk sind die braungelben Eskimos, deren Haut viel dunkler ist als die der südlicher wohnenden Schweden. Trotz jahrtausendelangem Aufenthalt im Norden ist die mongolische Haut gelbbraun geblieben.

Seit Jahrtausenden werden bei Europäern und Chinesen die Füße der jungen Mädchen künstlich missformt; trotzdem haben alle neugeborenen Kinder beider Rassen normale Füße.

Seit Jahrhunderten werden in aller Herren Ländern die Juden unterdrückt und verfolgt; trotzdem hat dieser zähe mittelländische Stamm seine Körpereigentümlichkeiten und seine hohe geistige Begabung unverändert bewahrt.

Das einzige Moment, das den Rassencharakter wirklich verändern kann, ist die Mischung. Außerdem kann die Lebensweise zwar nicht den Rassencharakter, wohl aber die Entwickelung des Individuums in der Weise beeinflussen, wie etwa der Züchter ein Tier. G. Fritsch vergleicht sehr passend die Naturvölker und die Kulturvölker mit wilden und zahmen Tieren. Die Naturvölker sind viel zierlicher gebaut, haben ein feineres Knochengerüst, kräftige Muskeln und weniger Fett; die in stetem Wohlleben bei reichlicher Kost und wenig Bewegung aufwachsenden Kulturvölker bekommen einen plumperen Knochenbau, schwächere Muskeln und stärkeren Fettansatz, wenn nicht durch kräftige körperliche Ausbildung dem entgegengearbeitet wird.

In derselben Weise sind die zahmen Wiederkäuer viel plumper als die wild lebenden; umgekehrt aber kann durch entsprechende Züchtung der Bau der zahmen Tiere sich verfeinern lassen, wie dies zum Beispiel beim Vollblutpferde der Fall ist.



Der eigentliche Rassencharakter lässt sich aber beim Menschen durch günstigere oder ungünstigere Daseinsbedingungen in keiner Weise verändern.

*) Naturwissenschaftliche Studien. Tübingen 1900.
**) Anthropologische Studien über die Urbewohner Zentralbrasiliens.


Sehen wir vorläufig von den beiden großen Gruppen der Mischrassen ab, so finden wir jede der übrigen Gruppen mit gewissen körperlichen Eigenschaften ausgestattet, die mit zunehmender Entwickelung mehr und mehr zu körperlichen Schönheiten werden.

Abgesehen von kulturellen Einflüssen, die den einzelnen Menschengruppen eine bestimmte Geschmacksrichtung aufgeprägt haben, ist für das lokale Schönheitsgefühl stets der betreffende Rassencharakter in seiner vollsten Entfaltung maßgebend gewesen. Die ersten Bestrebungen auf dem Gebiet der Körperverzierung mussten sich demnach darauf richten, diesen Rassencharakter möglichst hervorzuheben und, im weiteren Verlauf, künstlich zu übertreiben.

Beispiele hierfür sollen weiter unten bei der Besprechung der verschiedenen Arten von Körperverzierung gebracht werden; hier wollen wir vorläufig nur im allgemeinen auf die Beziehungen der Körperverzierung zu den Rassen hinweisen.

Was zunächst die Bemalung des Körpers betrifft, so finden wir, dass im ersten Stadium jede Rasse die ihr eigentümliche Körperfarbe möglichst hervorhebt. Dunkle Weiber schmieren sich mit Fett und Russ ein, um ihre Haut noch glänzender und dunkler erscheinen zu lassen, oder bemalen sich mit weißen Streifen, um durch den Gegensatz die dunkle Haut stärker sprechen zu lassen. Weiße Weiber schminken sich noch weißer oder benutzen schwarze Schönheitspflästerchen, um die natürliche Weiße ihrer Haut hervorzuheben.

Narbenverzierungen entsprechen der dunkeln schwellenden Haut der Australier und Neger, während die helleren Indianer, Maori und Japaner die farbige Tätowierung bevorzugen.

Ein Rassenmerkmal der Protomorphen ist die breite Nase: bei vielen von ihnen wird durch Nasenpflöcke und Nasenringe dieses Kennzeichen noch künstlich verstärkt. Die, Mongolinnen zeichnen sich durch zierliche kleine Füße aus: die Chinesinnen schnüren die ihrigen noch stärker zusammen.

Die Mittelländerinnen sind die einzigen unter den Weibern, die eine natürliche schmale Mitte über den breiten Hüften besitzen, und sie sind die einzigen, die durch den Missbrauch des Korsetts ihren Rumpf verunstalten.

Wo aber zwei verschiedene Rassen miteinander in Berührung kommen, tritt zur Betonung des eigenen Rassencharakters das Bestreben, die Vorzüge der jeweils höher stehenden Rasse nachzuahmen beziehungsweise vorzutäuschen. Dies ist schon beim regelmäßigen Austausch von Kulturgütern der Fall, in noch weit höherem Masse aber, wenn es sich um wirkliche Mischung handelt.

Auch hierfür werden wir später Beispiele geben.

Wie auf den Körperschmuck, so hat der Rassencharakter auch auf die eigentliche Kleidung einen großen Einfluss geübt; hier spielt aber außer der Rasse auch deren geographische Lage eine große Rolle.

Von den jetzt lebenden Rassen haben es die Protomorphen, soweit sie nicht völlig nackt gehen und nicht durch höhere Kulturvölker in ihren Sitten beeinflusst sind, meist nicht weiter als bis zur primitiven Kleidung gebracht. Dasselbe ist der Fall mit den Negern. Bei diesen beiden finden sich demnach vorwiegend primitive Trachten in den verschiedensten Stadien ihrer Entwickelung.

Bei den Mongolen, deren Stammsitze nördlich vom Himalaja liegen, und die darum bei zunehmender Bevölkerungszahl gezwungen waren, sich mehr und mehr nördlich auszubreiten, hat wohl schon frühzeitig die arktische Kleidung sich entwickelt; sie sind heutzutage auch die einzige Rasse, bei deren Weibern sich die rein arktische Kleiderform als Volkstracht findet.

Bei der mittelländischen Rasse findet sich die ihren ursprünglichen Stammsitzen angemessene tropische Kleidung nur noch ausnahmsweise als Volkstracht, etwas häufiger als allgemeine Kleidung innerhalb des Hauses; bei den meisten ist zu dem tropischen Rock eine mehr oder weniger ausgiebige Bedeckung des Oberkörpers hinzugekommen, allerdings in der Weise, dass seine Formen durch die Kleidung möglichst wenig verdeckt werden.

Die mittelländischen Frauen zeichnen sich vor allen anderen Rassen durch die ausgesprochen weibliche Bildung und die schöne Form des Oberkörpers aus; nur bei ihnen besitzen die meisten Individuen in ihrer Blütezeit vollentwickelte und schöne Brüste; sie sind darum auch die einzige Rasse, bei der diese weibliche Schönheit ganz allgemein hoch geschätzt und darum auch, soweit die Sitte es erlaubt, mit Stolz gezeigt wird.



Wie schon bemerkt, hat bei den höherstehenden Völkern ein lebhafter Austausch von Kulturgütern stattgefunden, und deshalb finden wir bei den heutigen Trägern der Kultur, von mongolischer sowohl als von mittelländischer Abkunft, eine vielfache Mischung tropischer und arktischer Elemente auch in der Kleidung.

Noch stärker findet sich diese Vereinigung tropischer und arktischer Kleidungstücke bei den größeren Mischrassen, namentlich bei der weißgelben Mischung.

Von allen Kulturgütern hat keines einen tiefergreifenden Einfluss auf die weibliche Kleidung ausgeübt als der Gottesdienst. Es ist bereits in dem Abschnitt über die Nacktheit auseinandergesetzt worden, warum Moses die möglichste Verhüllung des Weibes anstrebte. Die aus dem jüdischen Ritus hervorgegangenen christlichen und islamitischen Religionen haben, vielleicht absichtlich, im großen ganzen an der Überlieferung festgehalten, sie zuzeiten sogar noch übertrieben. Unser heutiges Denken und Fühlen ist so sehr mit diesen altehrwürdigen Begriffen durchtränkt, dass es nur wenigen Gebildeten möglich ist, sich bewusst über diese eingewurzelten Vorurteile hinwegzusetzen und sich deutlich zu machen, dass sie mit dem Gottesgedanken selbst eigentlich gar nichts zu tun haben. „Vernunft wird Unsinn, Wohltat Plage,“ muss man auch hier sagen, wenn man bedenkt, wieviel Gesundheit, Schönheit und Natur seit Jahrhunderten einem missverstandenen Sittlichkeitsbegriff zum Opfer gebracht wurden.

Von allen auf israelitischer Basis entstandenen Glaubensformen ist keine in der Verhüllung des Weibes weiter gegangen als der Islam.

Fig. 026 stellt eine muhammedanische Frau aus Tunis dar in der Tracht, in der sie sich auf der Strasse zeigt. Doch ist auch der Einfluss des Islams nicht so tiefeingreifend gewesen, dass sich nicht auch innerhalb seines Gebietes eine freiere und oft selbst sehr freie Auffassung bewahrt hätte. Fig. 027 gibt das Bild einer muhammedanischen Dame aus Stambul, bei der der Schleier nicht mehr dem eigentlichen Zweck des Verhüllens dient. Hier ist er Zierrat und wirkt bei einem brünetten Teint genau so vorteilhaft wie der weiße Schleier einer europäischen Dame.

Fig. 026. Muhammedanerin aus Tunis in Straßentoilette.
Fig. 027. Verschleierte Dame aus Stambul.


Auf den beiden Karten (Fig. 012 u. 013) ist das Gebiet des Islams und seine Ausbreitung innerhalb der letzten vier Jahrhunderte angegeben. Wir werden weiter unten sehen, inwieweit er im stände war, die weibliche Tracht innerhalb seiner Grenzen zu beeinflussen.

Dass aber dieser Einfluss kein allmächtiger ist, dafür spricht schon ein Vergleich der obigen Bilder.

Ebenso ist es mit dem Christentum; man braucht sich nur eine Karmeliternonne und daneben eine dekolletierte Hofdame vorzustellen, um zu begreifen, dass das alte mosaische Gesetz in Wirklichkeit zur hohlen Form geworden ist, trotz aller orthodoxen Christen.

Die Lehre von Christus, der Gottesgedanke von der unendlichen, alles umfassenden Liebe, ist ganz etwas anderes als die künstliche, starre Schale dogmatischer Beschränktheit, die kurzsichtige Menschen darum hingezogen haben. Der Kern ist alles, die Schale ist Nebensache.

Wenn wir an die große und selbstlose, sich selbst verleugnende und alles aufopfernde Liebe denken, die wir hie und da, und oft nur zeitweise für einen oder einige wenige Menschen fühlen können, wenn wir uns ein Leben mit solcher Liebe erfüllt denken, und mit einer solchen Liebe, die nicht nur einen oder einige, sondern alle Menschen in sich fasst, dann haben wir so ungefähr eine Ahnung des göttlichen Gedankens, für den Christus lebte und starb.



Und von dieser Ahnung erfüllt, wird uns die kleine Hütte, in der wir helfend am Bette eines kranken Mitmenschen stehen, zum Gotteshaus, wird uns die ewig junge Natur, deren Werke wir mit offenen Augen bewundern, zum heiligen Dom, und was wir tun und denken, ist ein Gebet.

Dieser Gottesdienst steht ebenso hoch, wie die Gebete, die aus gläubigen Herzen im stillen Kämmerlein oder in den hochgewölbten Kirchen mit Gesang und Weihrauch zu dem unsichtbaren höheren Wesen emporsteigen.

Wie man Gott dient, ist Nebensache; der Glaube ist alles.
Höher aber noch steht der Drang nach der Wahrheit.

Es ist kleinlich, annehmen zu wollen, dass die Wahrheitsliebe dem christlichen Gottesdienst schaden kann. Im Gegenteil, sie hilft uns, die Mängel aufzudecken, mit denen menschliche Schwäche und Beschränktheit die wahre Lehre umhüllt haben, durch sie wird das Ewige und Unvergängliche des christlichen Gottesgedankens in immer vollkommenerer, höherer, von Schlacken gereinigter Form der Nachwelt überliefert.

Zu diesen Schlacken gehört eine ganze Reihe von Vorurteilen, die einer falschen Auffassung der christlichen Lehre ihren Ursprung verdanken. Dahin gehört die allen orthodoxen Christen, katholischen wie protestantischen, eigentümliche Selbstüberschätzung und Unduldsamkeit, das mangelnde Verständnis für andersdenkende, in anderen Überlieferungen erzogene Mitmenschen, dahin gehört das übertriebene Wertlegen auf äußerliche, durch den Brauch geheiligte, nur halb oder gar nicht verstandene Formen und Formeln, dahin gehört der bewusste und unbewusste Widerstand gegen Neuerungen, gegen neue Wahrheiten, die einen Teil der Form, nicht aber den Gedanken zu vernichten drohen, dahin gehört endlich jener ganz unchristliche Hass, der jeden trifft, der sich nicht schweigend allen kleinsten Gesetzen fügt, die Jahrhunderte von Irrungen um die ewige Wahrheit herum aufgebaut haben.

In welcher Weise christlicher Dogmatismus auch die Kleidung der Frau beeinflusst hat, werden wir weiter unten sehen bei der Besprechung der Tracht unter den Kulturvölkern ; zunächst müssen wir etwas ausführlicher die verschiedenen Stadien der Entwickelung betrachten.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Frauenkleidung und ihre natürliche Entwicklung
014. Gesichtstypus der protomorphen Rassen. 17jährige Australierin

014. Gesichtstypus der protomorphen Rassen. 17jährige Australierin

015. Gesichtstypus der Negerrasse. 19jähriges Zulumädchen

015. Gesichtstypus der Negerrasse. 19jähriges Zulumädchen

016. Gesichtstypus der mongolischen Rasse. 18jährige Chinesin

016. Gesichtstypus der mongolischen Rasse. 18jährige Chinesin

017. Gesichtstypus der mittelländischen Rasse. 20jährige Norddeutsche

017. Gesichtstypus der mittelländischen Rasse. 20jährige Norddeutsche

018. Gesichtstypus der weißgelben Mischung. Mädchen aus Hawai

018. Gesichtstypus der weißgelben Mischung. Mädchen aus Hawai

019. Gesichtstypus der weißschwarzen Mischung. Mädchen aus dem französischen Sudan

019. Gesichtstypus der weißschwarzen Mischung. Mädchen aus dem französischen Sudan

020. Körperbildung der protomorphen Rassen. 17jährige Australierin.

020. Körperbildung der protomorphen Rassen. 17jährige Australierin.

021. Körperbildung der Negerrasse. 17jähriges Basutomädchen

021. Körperbildung der Negerrasse. 17jähriges Basutomädchen

022. Körperbildung der mongolischen Rasse. 18jährige Chinesin

022. Körperbildung der mongolischen Rasse. 18jährige Chinesin

023. Körperbildung der mittelländischen Rasse. 18jährige Österreicherin

023. Körperbildung der mittelländischen Rasse. 18jährige Österreicherin

024. Körperbildung der weißgelben Mischung. 16jährige Anamitin

024. Körperbildung der weißgelben Mischung. 16jährige Anamitin

025. Körperbildung der weißschwarzen Mischung. Zwei 16jährige Mulattinnen aus Kairo

025. Körperbildung der weißschwarzen Mischung. Zwei 16jährige Mulattinnen aus Kairo

026. Muhammedanerin aus Tunis in Straßentoilette

026. Muhammedanerin aus Tunis in Straßentoilette

027. Verschleierte Dame aus Stambul

027. Verschleierte Dame aus Stambul

012. Verteilung der Frauenkleidung um 1500 n. Chr

012. Verteilung der Frauenkleidung um 1500 n. Chr

013. Verteilung der Frauenkleidung um 1900 n. Chr

013. Verteilung der Frauenkleidung um 1900 n. Chr

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