Haushaltshilfen.

Wenn nun neben die Dampfküche die Dampfwaschanstalt kommt, wie solche bereits hier und da existieren, und der Frau eine weitere, sehr beschwerliche Arbeit abnimmt; die kostspielige und ungesunde Ofenheizung durch eine Zentralfeuerung ersetzt wird, wie wir diese bereits in Hotels, vornehmen Privathäusern, Krankenhäusern, Schulen, Kasernen etc. haben, so wird Niemand bestreiten können, dass damit die Frau nicht allein von vielen mühseligen Arbeiten befreit ist und unabhängiger wird, sondern dass auch die materielle Lage sich wesentlich vorteilhafter, bei größerer Lebensannehmlichkeit, gestaltet. Heute wird über solche Projekte meist vornehm die Achsel gezuckt. Wenn vor fünfzig oder sechzig Jahren man den Frauen alten Schlags mit dem Plane gekommen wäre, ihnen oder ihren Töchtern oder Dienstboten die Mühe des Wasserholens durch eine Wasserleitung zu ersparen, würden sie dies für einen verrückten Plan erklärt haben, der, wenn er sich auch verwirklichen ließe, nur dazu diene die Töchter oder Dienstboten an Faulheit zu gewöhnen. Haben doch auch um dieselbe Zeit oder nicht viel früher sehr hoch stehende und geistig bedeutende Männer den Plan, ein Schiff mit Dampf zu treiben oder eine Reihe von Wagen auf Eisenschienen mit Dampf in Bewegung zu setzen, für Überspanntheit erklärt. Heute findet jedes Kind das begreiflich.



Ich habe hiermit meinen späteren Ausführungen eigentlich etwas vorgegriffen, aber es war notwendig die Absurdität des Einwands nachzuweisen, dass die Frau absolut auf den engen Kreis der Häuslichkeit beschränkt bleiben, und nach alter Mutter Weise für ewige Zeiten Haussklavin zu sein habe und zwar auch noch aus ,,Naturberuf“.

Wer die Entwickelung mit Überlegung beobachtet, welche das Leben der Frau in den letzten Jahrzehnten genommen hat und mit der ganzen übrigen Entwickelung unseres sozialen Lebens vergleicht und in Zusammenhang bringt, der wird finden, dass die Zukunft der Frau nicht in der Beschränkung auf die Häuslichkeit liegt, wie unsere Häuslichkeitsfanatiker ihr vorschreiben wollten, sondern in dem immer größeren Heraustreten, der Auswickelung aus der Häuslichkeit und in der vollen Anteilnahme an dem öffentlichen Leben des Volks — dem man zunächst noch das Wörtchen ,,Männer“ vorsetzen müsste, da vorläufig erst die eine Hälfte es bildet — und den Kulturaufgaben der Menschheit*).

*) Dr. Schäffle spricht sich im ersten Bande seines Werkes „Bau und Leben des sozialen Körpers“ in ähnlicher Weise über die großen Veränderungen im häuslichen Leben aus. Er sagt dort S. 225: ,,Durch die Geschichte zieht sich allerdings die unter IL erörterte Tendenz der Zurückbildung der Familie auf ihre spezifischen Funktionen hindurch. Die Familie gibt eine provisorisch und stellvertretend gehandhabte Funktion um die andere ab; sie weicht, so weit sie bloß surrogativ in der Lücke sozialer Funktionen eingetreten war, den selbstständigen Anstalten für Recht, Ordnung, Macht, Gottesdienst, Unterricht, Technik u. s. w. sobald sich diese Anstalten ausbilden.“



In seiner Schrift ,,die Hörigkeit der Frau“ — der Titel bezeichnet schon die Auffassung, welche der Verfasser im allgemeinen von der heutigen Stellung der Frau hat — tut John Stuart Mill den Ausspruch: ,,Das Leben der Männer sei häuslicher geworden. Die steigende Zivilisation lege dem Manne gegen die Frau mehr Fesseln an.“ Den ersten Satz kann ich für nicht richtig, den zweiten nur bedingt als richtig ansehen. Soweit zwischen Mann und Frau ein aufrichtiges eheliches Verhältnis besteht, ist der letztere Satz von Mill richtig; denn jeder vernünftige Mann wird es für die Entwickelung seiner Frau und damit für sich selbst von Vorteil erachten, wenn er die Frau aus dem engen Kreis der häuslichen Tätigkeit mehr in das Leben einführt, sie mit den Zeitströmungen vertraut macht und dadurch sich zwar ,,Fesseln“ auferlegt, aber sicher nicht solche, welche ihn drücken. Dagegen ist auch wieder zu untersuchen, ob nicht unser modernes Leben Faktoren in das Eheleben eingeführt hat, die in höherem Grade als früher seine Reinheit und Übereinstimmung stören und die gegenwärtige Form der Ehe selbst zerstören.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Frau und der Sozialismus.