Die Frau und der Sozialismus.

Autor: Bebel, August (1840-1913) deutscher Sozialdemokrat und Publizist, Erscheinungsjahr: 1879
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Frauen, Frauenfrage, Sozialismus, soziale Stellung der Frau, Kulturgeschichte
Auszug

In den letzten Jahrzehnten unserer Entwickelung macht sich eine immer stärker hervortretende Bewegung und Unruhe der Geister in allen Gesellschaftsschichten bemerkbar und sind eine Menge von Fragen aufgetaucht, über deren Lösung für und wider gestritten wird. Eine der wichtigsten ist ohnstreitig die sogenannte Frauenfrage.



Eine Frage, deren Erörterung und Lösung sich damit zu beschäftigen hat, festzustellen, welche Stellung die Hälfte des Menschengeschlechts — die nicht Wenige, gestützt auf gewisse Erscheinungen und Zahlen, deren wahre Bedeutung ich später erörtern werde, für die größere Hälfte des Menschengeschlechts halten — gegenwärtig in unserem sozialen und politischen Organismus einnimmt, und künftig einnehmen soll, und muss, wenn eine gesunde und harmonische Entwickelung der Menschheit, d. h. also eine gesunde Kulturentwickelung überhaupt eintreten soll, diese Frage muss eine hochwichtige und wohl des ,,Schweißes der Edlen“ werte sein.

Natürlich gibt es in der Frauenfrage, wie in allen andern sozialen Fragen der Gegenwart, verschiedene Parteien, welche von ihrem jeweiligen allgemeinen sozialen und politischen Standpunkt aus die Frage ansehen und beurteilen und Mittel zu ihrer Lösung vorschlagen. Die Einen behaupten, ganz wie bei der großen sozialen Frage, welche die Arbeitermassen in Bewegung setzt, dass es keine Frauenfrage gebe, da die Stellung, welche die Frau jetzt und in Zukunft einzunehmen hat, derselben durch den bisherigen Verlauf der Kulturgeschichte, wie durch das, was sie die Natur der Frau und ihren natürlichen Beruf nennen, vorgezeichnet sei. Die Frau habe einfach die Hauswirtin des Mannes zu sein, als solche Kinder zu gebären und zu erziehen, die Häuslichkeit in Ordnung zu halten und sich im übrigen um nichts zu bekümmern, was jenseits ihrer vier Pfähle oder nicht im nächsten sichtbarsten Zusammenhang mit ihren häuslichen Pflichten vorgehe.

Die Anhänger dieser Ansicht sind, wie man sieht, rasch mit der Antwort bei der Hand und glauben die Sache damit abgetan. Dass Millionen von Frauen nicht in der Lage sind, den ihnen vindizirten ,,Naturberuf“ als Hauswirtinnen und Kindergebärerinnen zu erfüllen, aus Gründen, die später des ausführlichen entwickelt werden sollen, dass andere Millionen diesen Beruf zu einem guten Teil verfehlt haben, weil die Ehe für sie zum Joch und zur Sklaverei geworden ist und sie in Elend und Not ihr Leben dahin schleppen müssen, das alles kümmert diese Weisen nicht. Sie verschließen vor diesen unliebsamen Tatsachen ebenso gewaltsam die Augen und Ohren, wie vor der Not des Proletariers; achselzuckend sich und Andere damit tröstend, dass es ,,ewig“ so gewesen sei und ,,ewig“ so bleiben werde. . . .

Holbein d. Ä. Aus dem Leben des Heiligen Benedikt

Holbein d. Ä. Aus dem Leben des Heiligen Benedikt

Holbein d. Ä. Abt Konrad Moerlin von St. Ulrich und Afra

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Zisterzienserkirche Doberan 13.-14. Jahrhundert

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Tischgesellschaft um 1780

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Martin Luther als Mönch

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Martin Luther als Junker Georg

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Margarethe Luther, Martin Luthers Mutter

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Katharina von Bora, M. Luthers Frau

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